Bilanz des Sturmtiefs „Thomas“

Über die Modelllage und das Potenzial siehe den vorausgegangen Beitrag vom Dienstagabend: https://wesersollingwetter.wordpress.com/2017/02/21/stuermischer-donnerstag/

Auch am Mittwoch und Donnerstag blieben die Globalmodelle bei den berechneten Spitzenböen in unserer Region defensiver als manche höher aufgelösten Regionalmodelle – und lagen richtig: Von den zeitweise gezeigten Orkanböen blieben wir dann doch ein ganzes Stück weit entfernt. Ab Donnerstag Nachmittag zog das Sturmfeld von „Thomas“ über die Weser-Solling-Region hinweg und verursachte dabei auch einzelne Schäden, so musste zum Beispiel die Kreisstraße von Holzminden nach Fohlenplacken wegen eines umgestürzten Baumes vorübergehend gesperrt werden. Auch an anderen Orten des Kreises mussten Polizei und Feuerwehr wegen herabgefallener Äste und umgefallener Bäume ausrücken, insgesamt blieben die Schäden aber überschaubar. Vor knapp zwei Jahren Ende März 2015 hatte Orkantief „Niklas“ das Dach des Holzmindener Hallenbades abgedeckt, damals gab es orkanartige Böen (> 102 km/h = Bft. 11) in weiten Teilen Niedersachsens und auch im Kreis Holzminden.

Diesmal blieb es bei einzelnen schweren Sturmböen, die sich vor allem auf den Abend konzentrierten, ansonsten wurden Sturmböen registriert. Die von manchen Modellen für den Lauf der Nacht gegen 5 Uhr nochmals verschärft berechnete Lage trat nicht ein.

Die Spitzenböen der DWD-Stationen der Umgebung im Überblick:

Lügde-Paenbruch (258 m) 87 km/h
Warburg (236 m) 89 km/h
Hameln (68 m) 78 km/h
Alfeld (144 m) 74 km/h
Northeim-Stöckheim (109 m) 91 km/h
Göttingen (167 m) 85 km/h
Bad Lippspringe (157 m) 75 km/h

Für unseren Standort in Silberborn errechnet sich aus dem Rastermodell eine Spitzenböe von 96 km/h, was schwerem Sturm (Bft. 10) entspricht.

Die Niederschlagsmengen blieben ebenfalls unterhalb des modellierten Niveaus. An der DWD-Station Bevern betrugen die Tageswerte am Mittwoch und Donnerstag (Messzeitraum jeweils bis zum Folgetag 06:50 Uhr) 12,0 und 15,3 mm, an der privaten Station Holzminden-Stadt fast identische 12,2 und 15,6 mm. Auch wenn die zeitweise vorhergesagten Mengen nicht ganz erreicht wurden, war der Donnerstag nicht nur der niederschlagsreichste Tag des meteorologischen Winters, sondern seit über vier Monaten. Mehr Regen gab es zuletzt am 21.10. (Bevern) bzw. 19.10. (Holzminden).
Die genauen Messwerte aus Silberborn liegen ab Mittwoch vor. Dort gab es am Freitag auf der Rückseite des Sturmtiefs „Thomas“ noch einmal Schnee, der ziemlich genau oberhalb von 400 m (gut zu erkennen am Freitagvormittag am Höhenmeterschild an der Straße zwischen Neuhaus und Silberborn) auch vorübergehend liegen blieb.

Aufreißende Wolkendecke mit Aufzug des Sturmfeldes am Donnerstagnachmittag (Blick von Hohe Eiche ins Wesertal):

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Schnee in Silberborn und an der Landstraße Richtung Torfhaus am Freitagvormittag:

Stürmischer Donnerstag

Die Modellberechnungen stabilisieren sich auch am heutigen Dienstagabend auf sehr hohem Niveau – was das kommende Sturmtief und die daraus resultierenden Windgeschwindigkeiten angeht, die uns voraussichtlich ab Donnerstagmittag beschäftigen werden. Auch wenn die genaue Zugbahn trotz nun relativ guter Übereinstimmung der Modelle noch nicht feststeht, verdichten sich die Anzeichen, dass unsere Region im Zentrum des stärksten Sturmfeldes stehen dürfte. Schwere Sturmböen auch in den tiefen Lagen, in den höheren orkanartige Böen oder sogar volle Orkanstärke, wie es die höher aufgelösten Lokalmodelle berechnen – es wird bestenfalls ungemütlich und schlimmstenfalls sehr gefährlich und schadenträchtig. Es ist auf jeden Fall angeraten, die Wettervorhersagen und Unwetterwarnungen in den kommenden 48-60 Stunden regelmäßig im Blick zu behalten und die dort ausgegebenen Verhaltens- und Vorsichtsmaßnahmen so weit wie möglich zu beachten.

Darüber hinaus werden für die kommenden beiden Tage ergiebige Regenfälle erwartet, der DWD rechnet für den Standort Bevern aktuell mit rund 45 mm am Mittwoch und Donnerstag (jeweils rund 23 mm), das wäre fast ein langjähriges Monatsmittel in nur 48 Stunden. In den dann zusätzlich aufgeweichten Böden steigt die Gefahr umstürzender Bäume während der Sturmlage weiter an.

Im Timing sind sich die Modelle noch uneins: Das DWD-Global-Modell ICON hat momentan die schnellste Variante im Programm, während zum Beispiel das amerikanische GFS und das europäische EZMW (auch IFS genannt) mit ihren Berechnungen einige Stunden später das Hauptsturmfeld berechnen, es muss also nicht nur mit einem turbulenten Nachmittag und Abend, sondern eventuell auch mit einer unruhigen Nacht gerechnet werden.

Vergleich der berechneten Spitzenböen um 19 Uhr MEZ: beim deutschen Modell liegen wir bereits hinter dem Hauptsturmfeld (Abbildung 3), das uns bereits gegen 17 Uhr überqueren soll (Abb. 1), beim amerikanischen zieht es erst aus West/Nordwest heran (Abb. 2). Quelle: www1.wetter3.de:

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Ergänzung 23:40 Uhr: Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Kachelmann die aktuellen Spitzenwindböen des Super-HD Modells (Quelle:  https://kachelmannwetter.com/de/modellkarten/sui-hd/holzminden/windboeen/20170223-1500z.html), das die volle Orkanstärke am Donnerstagnachmittag im Solling berechnet:

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Weitere Karten unter: https://kachelmannwetter.com/de/modellkarten/sui-hd

Ein Hauch von (Vor)Frühling

Ist das schon Vorfrühling oder doch noch vorwiegend winterlich? Derzeit tobt die eine oder andere Debatte um die Deutungshoheit über das Wetter der vergangenen Tage.

Schaut man dabei in den Westen oder am heutigen Tag in den Südwesten des Landes, fällt die Antwort klar aus: Frühlingshaftes Wetter hat dort ein erstes Gastspiel gegeben. Zweistellige Temperaturen tagsüber konnte zumindest das Rheinland schon seit Wochenbeginn vermelden, gestern gab es dann das bisher höchste Temperaturmaximum des Jahres im Netz des Deutschen Wetterdienstes, zu dem auch die Nato-Station auf dem Militärgelände in Geilenkirchen nahe der belgischen Grenze zählt, wo 17,8 °C gemessen wurden. Allerdings ist die Station nicht ganz unumstritten, aufgrund des für die Öffentlichkeit gesperrten Zugangs sind die genauen Stationsbedingungen nicht nachprüfbar, auch auf den Seiten des DWD fehlen die sonst im eigenen Messnetz zugänglichen Daten der verwendeten Messinstrumente. Klammert man diese Station einmal aus, lag der gestrige Spitzenwert bei 17,0 °C in Gevelsberg-Oberbröking im südlichen Ruhrgebiet. Heute wurde das landesweite Maximum dann aus dem Oberrheintal gemeldet, hier lag Rheinau-Memprechtshofen mit 17,1 °C knapp vor Ohlsbach sowie Emmendingen-Mundingen im Breisgau mit jeweils 17,0 °C.

Richtung Nordosten bot sich zu Wochenbeginn ein ganz anderes Bild:, dort herrschte am Montag noch verbreitet Dauerfrost in Mecklenburg-Vorpommern und Nordbrandenburg, am Dienstag waren es meist niedrige einstellige Werte tagsüber, bevor es am Mittwoch auch dort eine deutliche Erwärmung gab und nahe der polnischen Grenze in Bad Muskau und Coschen die 15-Grad-Marke geknackt wurde.

Und bei uns?

Reichte es gestern und heute nur zu einem Platz im Tabellenkeller im bundesweiten Vergleich der Tages(höchst)werte. War gestern noch das gesamte Oberwesertal betroffen, gab es heute deutliche Unterschiede Richtung Norden. Bevern meldete gestern ein Maximum von 10,7 °C, heute waren es unter dichter Bewölkung nur 8,4 °C, während es in Hameln-Hastenbeck heute auf 12,3 °C rauf ging. Richtung Süden allerdings blieb es noch kühler: Lippoldsberg meldete nur maximal 6,1 °C und war damit eine der kältesten Stationen im gesamten DWD-Netz.

Es ist also seit gestern kein nennenswerter West-Ost-Temperaturgradient mehr auszumachen, die Dinge liegen somit komplizierter. Gestern gab es bei uns in bodennahen Schichten bei vorwiegend südöstlichen Winden Nachschub an recht kalter Festlandsluft, die bestehende Inversionsschicht konnte dabei nicht vollständig von der Sonne weggeheizt werden, so dass die höhenmilde Luft nur wenig heruntergemischt werden konnte. Lokale Kaltluftseen und die genaue Windrichtung spielten gestern eine ebenso große Rolle wie die recht komplexe Topographie des Wesertals mit seinen angrenzenden Höhenzügen.

Somit lässt sich festhalten: Das Vorfrühlingserwachen wurde in erster Linie durch den Sonnenschein hervorgerufen, denn diese Bilanz ist immerhin eindeutig: Von Montag bis Mittwoch gab es jeweils die maximal mögliche Sonnenscheindauer, das sind mittlerweile immerhin schon wieder etwas über neun messbare Stunden am Tag.  Nachtfröste, niedrige gefühlte Temperaturen, ein teils unangenehmer Wind aus Ost bis Südost und nach der langen Frostphase noch auf sich warten lassende Frühblüher  – diese Indikatoren standen auch in den letzten Tagen noch auf Spätwinter, vom sich immer noch hartnäckig haltenden Restschnee im Solling ganz abgesehen. Die Kraft der Sonne zeigt aber, in welche Richtung es langsam, aber sicher geht: Die als Tagesgang bezeichnete Spanne zwischen dem Tagesminimum und dem Maximum lag gestern in Bevern immerhin schon bei 14,5 Kelvin.

Nun steht allerdings erst einmal ein Wechsel der Großwetterlage an: Ein erster Frontdurchgang gestaltet das Wetter schon am Freitag wechselhaft mit einzelnen Regenfällen. Am Samstag bleibt es zwar überwiegend trocken, aber meist auch bewölkt. Nachts wird es milder als zuletzt mit Werten um 4 Grad, tagsüber werden im Wesertal um 7 Grad erreicht. In der Nacht zum Sonntag steigt das Frostrisiko nochmals vorübergehend an, derzeit werden Werte um den Gefrierpunkt erwartet, tagsüber dann erneut maximal um 7 Grad mit vielen Wolken und etwas Regen, bevor es in der kommenden Woche zunächst im Rahmen einer Westwetterlage deutlich milder, windiger und regnerischer wird. In der zweiten Wochenhälfte soll dann nach aktuellem Stand in eher nordwestlicher Strömung erwärmte Meereskaltluft einfließen, auf die Temperaturen dürfte dies aufgrund der guten Durchmischung aber nur eine leicht dämpfende Auswirkung haben. Auch wenn die Details und der weitere Verlauf natürlich noch offen sind, sieht es derzeit nicht nach einer Rückkehr winterlichen Wetters mit Schnee und Frost bis ins Tiefland aus. Sehr viel spricht derzeit dafür, dass der meteorologische Winter sowohl bundesweit als auch in unserer Region wärmer als im Klimamittel der Jahre 1961-1990, aber kälter als im Mittel der Jahre 1981-2010 abschließen wird und damit auf einem etwa vergleichbaren Niveau von 2012/2013. Damals war der Winter allerdings in den Niederungen deutlich schneereicher verlaufen als in diesem Jahr.

Ist der Winter damit auch in Sachen Winterwetter vorbei? Diese Frage kann niemand seriös beantworten. Der letzte winterliche März folgte auf den eben angesprochenen Winter vor vier Jahren, und er fiel außergewöhnlich kalt aus: Mit einem Monatsmittel von 0,3 °C lag der März 2013 sogar unter der mittleren Januartemperatur und war zugleich zusammen mit 1969 der drittkälteste März unserer 1935 beginnenden Klimareihe Bevern-Holzminden (der Kälterekord im März wurde 1987 mit satten -0,7 °C aufgestellt, auf Platz 2 liegt 1958 mit 0,1 °C). Ganz anders präsentierte sich der März im Jahr zuvor und im Jahr danach: 2012 wurde mit 8,0 °C ein neuer Wärmerekord aufgestellt; 2014 war es mit 7,1 °C nur unwesentlich weniger mild und bereits zum Ende der ersten Dekade wurde zweimal die 20-Grad-Marke überschritten. Im vergangenen Jahr gab es dann einen Vertreter nahe am langjährigen Mittelwert, ein durchschnittlicher März also, irgendwo zwischen nicht mehr Winter und noch nicht Frühjahr. Der letzte Schnee im vergangenen Jahr fiel übrigens erst Ende April.

Update 19.02.: Nach aktuellem Stand muss vor allem ab Donnerstag Mittag bis in die Nacht zum Freitag mit schweren Sturmböen, vielleicht auch orkanartigen Böen gerechnet werden. Es heißt es also die Wetter- und Modellentwicklung der kommenden Tage zu beobachten, spätestens ab Mittwoch wird man wohl besser abschätzen können, wie brisant die Lage wirklich wird.

Januar 2017: Zwischen sehr viel und ganz wenig Schnee…

… liegen manchmal nur wenige Kilometer: Während es im Solling erstmals seit Dezember 2010 zu einem durch und durch hochwinterlichen Monat reichte, blieb das Wesertal trotz einer recht deutlichen negativen Temperaturanomalie und vieler Frosttage weitgehend schneefrei. An der DWD-Station in Bevern wurden ganze sieben Schneedeckentage registriert, das liegt fast auf dem niedrigen Niveau der vergangenen drei Mildwinter, und in Sachen höchste Schneebedeckung wurden diese zumindest per 31.01. sogar noch unterboten: Die 2 cm, die am Morgen des 2. Januar gemessen wurden, markieren bis heute den einsamen Spitzenwert des gesamten Winters. An den restlichen sechs Tagen lag jeweils nur 1 cm.

Nur wenige Autominuten entfernt gelangte man in Richtung Südosten in eine völlig andere Winterwelt: Der Solling präsentierte sich fast den gesamten Monat lang in einem weißen Winterkleid, wobei die Anzahl der Schneefallereignisse nicht ungewöhnlich war, im Gegenteil: auch hier waren es nur die beiden Tiefdruckgebiete Axel und Egon, die zu Monatsbeginn bzw. kurz vor Monatsmitte die einzig nennenswerten Niederschläge brachten – allerdings in überwiegend fester Form und auch ergiebiger. So wuchs die Schneedecke zur Monatsmitte an unserer Wetterstation im Silberborner Kurgarten auf bis zu 35 cm an und erst mit zunehmender Sonneneinstrahlung Richtung Monatsende und etwas höheren Temperaturen tagsüber wurde es dann etwas weniger, mit Betonung auf etwas, denn auch am 31. lagen noch 22 cm. Somit gab es an 30 aufeinander folgenden Tagen eine Schneedecke, deren mittlere Höhe immerhin 21 cm betrug.

Abseits dieser ungewöhnlich starken Kontraste bei der Niederschlagsform und dem daraus resultierenden Landschaftsbild fiel die klimatologische Bilanz aber übereinstimmend aus: An beiden Messorten war es kälter, trockener und sonniger als im langjährigen Mittel – eine Folge des vorherrschenden Hochdruckwetters, das schon den Dezember bestimmt hatte und sich nach kurzer Unterbrechung ab der zweiten Januarhälfte wieder festsetzte.

Ein paar Messwerte im Überblick:

Station Bevern (Betreiber: DWD, 110 m) Januar 2017 (in Klammern die Abweichungen zu den Mittelwerten der Jahre 1961-1990 und 1981-2010):

Tmit: -1,0 °C (-1,4 K / -2,3 K)
Tmax-Mittel: 1,8 °C
Tmin-Mittel: -3,8 °C
Tmin-Mittel 5 cm: -5,4 °C
Abs. Maximum: 6,0 °C am 11.01.
Abs. Minimum: -10,3 °C am 06.01.
Abs. Minimum 5cm: -11,6 °C am 06.01.
Eistage: 7
Frosttage: 24
Bodenfrosttage: 26
Kältesumme: 56,6

51,8 mm RR (76,6% vom Mittel 1961-1990 / 65,4% vom Mittel 1981-2010)
Tage mit RR messbar (mindestens 0,1 mm): 14
Tage ohne RR: 15
Maximum: 11,2 mm am 03.01.
Schneedeckentage: 7
Max. GSH: 2cm

SSD: 67,8 Stunden, interpoliert aus sechs Umgebungsstationen, kombiniert mit Augenbeobachtungen (182,7% vom Mittel 1961-1990; 151,3% vom Mittel 1981-2010)
Abs. Maximum: 7,7h am 26.01.
Minimum: 0,0h an insgesamt elf Tagen
Sonnenscheinreiche Tage (>=7h): 6
Trübe Tage (<=1h): 19

 

Station Silberborn (privat, 428 m):

Tmit: -2,6 °C (-1,0 K vs. 1961-1990 / -1,9 K vs. 1981-2010)
Tmax-Mittel: -0,3 °C
Tmin-Mittel: -4,9 °C
Abs. Maximum: 4,7 °C am 28.01.
Abs. Minimum: -14,8 °C am 06.01.
Eistage: 15
Frosttage: 29

Kältesumme: 82,5

63,7 mm RR (64,7% vom Mittel 1961-1990 / 59,9% vom Mittel 1981-2010)
Tage mit RR messbar (mindestens 0,1 mm): 15
Tage ohne RR: 15
Maximum: 12,5mm am 13.01.
Schneedeckentage: 30
Max. GSH: 35 cm am 15.01.
Mittlere Schneehöhe: 21cm
Mittlerer Luftdruck: 1023,3 hPa
Max. 1043,0 am 06.01.
Min. 980,1 am 13.01.
Mittlere Feuchte: 92,7%
Max. 99% an diversen Tagen
Min. 55% am 28.01.

Zum ausführlichen Rückblick in der Reihe „TAH-Exklusiv“ geht es hier entlang:
https://www.tah.de/1817.html

Mehr Winter im Solling gab es zuletzt 2010

Auch wenn der zweite meteorologische Wintermonat erst am Dienstag zu Ende geht, lässt sich bereits ein erstes Fazit ziehen: Nur an Neujahr lag an unserer Station im Silberborner Kurgarten kein Schnee, seither liegt der Hochsolling unter einer geschlossenen Schneedecke, die vor 14 Tagen auf über 30 Zentimeter anwuchs und seither nur wenig Federn lassen musste – am gestrigen Freitag waren es immer noch 24 Zentimeter, obwohl es seit fast zwei Wochen keinen Neuschnee mehr gegeben hat. Damit wird der Januar 2017 als kältester und schneereichster seit sieben Jahren in die Hochsolling-Klimareihe eingehen.

Dies gilt bei den Temperaturen auch für das Wesertal, auch dort war es zuletzt 2010 in einem Januar kälter. Beim Schnee ist die Bilanz dort aber weitgehend trostlos: An nur sieben Tagen des Monats meldete die DWD-Station in Bevern auf 110 m eine Schneedecke, davon sechsmal lediglich einen Zentimeter und die „Rekordhöhe“ des bisherigen Winters stammt vom 2. Januar und betrug ganze zwei Zentimeter.

Für beide Stationsstandorte gilt: es wird voraussichtlich der sechstkälteste Januar der vergangenen 30 Jahre. Nach 1987, das einen Bruch in der globalen wie regionalen Klimaentwicklung markiert, war es nur in den Jahren 1996, 1997, 2006, 2009 und 2010 zum Jahresauftakt kälter.

Die verschneite Sollinglandschaft mag auf den ersten Blick einen anderen Eindruck erwecken – tatsächlich wird aber auch der Januar 2017 sein Niederschlagsmittel  verfehlen und damit die Reihe der trockenen Monate (Beginn im März 2016, nur im Juni und Oktober unterbrochen) fortsetzen – das gilt ebenso für die Tieflagen unserer Region. Verantwortlich dafür ist über weite Strecken des Monats vorherrschender Hochdruck, der seit nun fast zwei Wochen keinen messbaren Niederschlag mehr zugelassen hat. Auch wenn diese trockene Phase spätestes am Montag zu Ende geht, werden die langjährigen Mittelwerte nicht mehr erreicht werden. Unklar ist, was am morgigen Sonntag passiert: Während die Unwetterzentrale UWZ eine Vorwarnung vor möglichem Glatteisregen für den Landkreis Holzminden (aktuell für die Zeit von Mitternacht bis 11:00 Uhr MEZ) ausgegeben hat, belässt es der DWD derzeit bei einer Warnung vor leichtem Frost bis -4 Grad und zeigt keine Niederschläge für unsere Region an.

Vor allem dank der letzten drei Tage geht der Januar 2017 als sonnenscheinreicher Monat in die lokalen Klimareihen ein. Von Donnerstagmorgen bis heute Nachmittag kamen rund 22 Stunden zusammen und damit mehr als die Hälfte dessen, was ein durchschnittlicher Januar uns an Sonnenschein zu bieten hat. Wie die Bilder zeigen, trübten hohe Schleierwolken (Cirren) den Eindruck gestern und heute ein wenig, was aber einem erneuten Besucherandrang im Solling keinen Abbruch tat, so dass die Parkplätze wie schon an den vergangenen beiden Wochenenden schnell belegt waren.

Für den morgigen Sonntag ist übrigens um 14:30 Uhr eine weitere Schneeschuhwanderung in Silberborn geplant, Treffpunkt ist wieder das Dorfgemeinschaftshaus in unmittelbarer Nachbarschaft unserer Wetterstation.

 

Hochbetrieb im hochwinterlichen Hochsolling…

… und unten bleibt es weitgehend grün: Große Kontraste prägen zur Monatsmitte und zur Halbzeit des meteorologischen Winters das regionale Landschaftsbild. Das zeigt sich bei einer Tour durch den Solling und das Wesertal, und das dokumentieren auch die Messwerte der Wetterstationen: Während es heute Morgen um sieben Uhr in Bevern (110 m) und Lüchtringen (90 m) gerade einmal für ein Zentimeterchen Schnee reichte, meldete Ottenstein (295 m) im Norden des Landkreises Holzminden 17 cm und Bodenfelde-Amelith am Fuße des Sollings auf Northeimer Kreisgebiet (258 m) immerhin 11 cm. Aus Eimen-Vorwohle lag leider keine tagesaktuelle Meldung vor.

Im Solling türmte sich der Schnee dagegen an den Straßenrändern auf weit über einem halben Meter Höhe und dort, wo nichts zusammengeschoben wurde, lagen zwischen 20 und über 30 Zentimeter. An unserer Wetterstation in Silberborn auf dem Kurpark-Gelände sind es derzeit zwischen 28 und 32 cm und weiter rauf Richtung Torfhaus und Große Blöße noch etwas mehr – das dürfte im Solling, auch wenn uns leider keine Messungen zwischen 2008 und 2016 vorliegen, vermutlich die größte Schneehöhe seit Dezember 2010 sein.

In den kommenden Tagen stellt sich nun wieder zunehmender Hochdruck ein, so dass höchstens geringfügige Niederschläge zu erwarten sind. Meist bleibt es trocken und dabei sinken die Temperaturen gegenüber den Vortagen noch etwas, so dass sich in den tiefen Lagen leichter und im Hochsolling zeit- und gebietsweise auch mäßiger Dauerfrost einstellt – was für die Schneehöhen schlicht bedeutet: es kommt nichts oder höchstens kaum noch etwas hinzu, es taut aber auch nichts weg. Im Tal bleibt es also grün oder maximal „angezuckert“, im Solling heißt es bis auf weiteres: Langlaufski und Rodel gut.

Vermutlich wird die Frostperiode aber weniger intensiv und wohl auch kürzer gestalten als noch vor zwei Tagen gedacht, so dass Richtung zweite Wochenhälfte in den Niederungen schon wieder leichte positive Tageshöchstwerte drin sind. Weiter oben sollte sich der Dauerfrost aber mindestens noch eine Woche halten, und nachts ist bei Aufklaren mit mäßigem, über Schnee auch teils mit strengem Frost zu rechnen.

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Eine abwechslungsreiche Wetterwoche zum Start ins neue Jahr

Wolken, Sonne, Sturm, strenger Frost und Niederschläge in allen Formen – die erste Woche im Jahr 2017 hatte beim Wetter so einiges zu bieten, nicht nur deutschlandweit, sondern auch in der Weser-Solling-Region. Nach dem schneelosen Dezember ließ der erste Schnee des neuen Jahres nicht lange auf sich warten: In der Nacht zum Montag fielen auch in den Niederungen Flocken und am Morgen lagen verbreitet 2 cm, im Solling auch 4 cm. Während es im Wesertal schnell wieder grün wurde, nahm der Winter zur Wochenmitte im Solling einen neuen Anlauf: Dort fielen die Niederschläge am Mittwoch überwiegend als Schnee, so dass sich an unserer Wetterstation in Silberborn bis zum Donnerstag eine Schneedecke von 11 cm ausgebildet hatte, weiter oben auf 500-510 m war es noch etwas mehr.

Knackig kalt wurde es dann nach Abzug des Tiefs unter Aufklaren in der Nacht zum Freitag und am Freitagmorgen: Auch ohne Schnee rutschten die Temperaturen im Wesertal verbreitet auf -10 Grad Celsius und etwas darunter, womit der erste strenge Frost seit fast einem Jahr gemessen wurde. Beim DWD in Bevern lag das Minimum bei -10,3 °C am Freitagmorgen, während in Silberborn fast die -15-Grad-Marke erreicht wurde: Um 09:06 Uhr MEZ meldete unsere Wetterstation 2 m über der Schneedecke -14,8 °C. Im Netz des Deutschen Wetterdienstes gab es in Niedersachsen nur in Braunlage auf 607 m mit -15,6 °C einen noch etwas tieferen Wert.

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Der Freitag brachte oben mit maximal -7,4 °C sogar mäßigen Dauerfrost, und auch unten blieben die Werte deutlich unter dem Gefrierpunkt (Höchstwert Bevern -3,7 °C). Am nahezu wolkenlosen Freitag nutzen viele Spaziergänger, Walker und Rodler den Sonnenschein aus einem tiefblauem Himmel über der weißen Winterlandschaft für eine Tour in den Hochsolling, auch einige Langläufer waren dabei, die aber mit noch nicht gespurten Loipen zunächst Vorlieb nehmen mussten.

Am Samstag zeigte sich geschlossene Bewölkung am Himmel und am Abend fiel dann auch in den tiefen Lagen wieder etwas Schnee, der am Sonntag dann wieder weitgehend taute, nachdem die Werte zögernd leicht über den Gefrierpunkt stiegen und sich auch Regen und Eisregen unter den Niederschlag gemischt hatten. Da dieser in den zuvor gefallenen Schnee hineinfiel, blieb die befürchtete „Blitzeislage“ weitgehend aus, dennoch gab es natürlich zeitweise hochwinterliche Straßenverhältnisse. Im Solling herrschte weiterhin Dauerfrost.

 

Winterlich geht es auch durch weite Teile der neuen Woche, wobei es in den Niederungen des Wesertals zunächst nasskalt bleibt mit vorübergehend etwas milderer Meeresluft zum Mittwoch hin. Erst dann dürften auch im Solling leichte Plusgrade erwartet werden. Die nach gegenwärtigen Berechnungen wieder zunehmenden Niederschläge dürften zur Wochenmitte auch in den höheren Lagen vorübergehend in Regen übergehen und der Schneedecke zusetzen, bevor die Schneefallgrenze voraussichtlich im Laufe des Donnerstags wieder sinkt und sich im Hochsolling erneut leichter Dauerfrost einstellen soll. Ob der Winter sich auch weiter unten für mehrere Tage durchsetzen kann oder ob es bei vorwiegend nasskaltem Schmuddelwetter bleibt, ist derzeit noch völlig offen. Eine durchgreifende Milderung ist aber im mittelfristigen Zeitraum die unwahrscheinlichste Variante.

Trockener Dezember, trockenes Jahr 2016

Mit einer ungewöhnlichen Hochdruckdominanz im Dezember ging das Wetterjahr in der Weser-Solling-Region zu Ende. Dabei verlief die erste Dekade (siehe Beitrag vom 12.12.2016) kalt und frostig, die zweite dann mild und nach einem etwas kälteren Start in die Weihnachtswoche gab es die wärmsten Tage des Monats zu den Feiertagen, bevor sich am Jahresende wieder eine frostige Phase einstellte. Unterm Strich lag die Monatsmitteltemperatur mit 2,6 °C an der DWD-Station in Bevern genau im Mittel der vergangenen 30 Jahre, während es gegenüber den Klimaperioden mit 0,8 K (1961-1990) und 0,5 K (1981-2010) leicht positive Abweichungen gab. Im Vorjahr hatte sich der erste meteorologische Wintermonat mit einem Mittel von 7,8 °C noch mit deutlichem Vorsprung an die Spitze der wärmsten Dezembermonate katapultiert, den letzten sehr kalten Dezember gab es 2010 und im abgelaufenen Jahr nun also einen bei den Temperaturen völlig unauffälligen Vertreter.

Ungewöhnlich war dagegen die auch im letzten Monat des Jahres sehr geringe Niederschlagssumme. Mit gerade einmal 28,3 mm wurde an der Beveraner DWD-Station lediglich gut ein Drittel der langjährigen Werte registriert, damit blieben acht Monate im Jahr 2016 unter der Klimanorm, sieben sogar deutlich und in der Jahresbilanz steht mit nur 633,9 mm der niedrigste Wert seit 2003. Gegenüber den langjährigen Mittelwerten summierte sich das Defizit auf 20,3% (1961-1990) und sogar 24,5% im Vergleich zur Periode 1981-2010. Zudem gehen die Jahre 2007-2016 als niederschlagsärmster Zehnjahreszeitraum in die seit 1934 bestehende lokale Messreihe ein.

Die spärlichen Niederschläge fielen nicht nur in Bevern auf 110 m, sondern auch im Hochsolling ausschließlich als Regen, so dass der Dezember wie schon 2015 in der gesamten Region ohne Schneefall blieb.

Trotz eines eher kühlen letzten Quartals reichte es erneut für eine Jahresmitteltemperatur im zweistelligen Bereich, nach 10,9 °C im Rekordjahr 2014 und 10,4 °C im Jahr 2015 waren es 2016 in Bevern 10,2 °C, was gleichbedeutend mit dem wärmsten Dreijahreszeitraum seit Aufzeichnungsbeginn 1934 ist. Wärmster Monat war der Juli mit 19,2 °C, die höchste positive Abweichung vom langjährigen Mittel erzielte aber der September, der mit 17,4 °C seinen Rekord von 2006 nur um 0,1 K verfehlte und ein fast durchgängig hochsommerliches Temperaturniveau bescherte.

Dank eines Schlussspurts mit einer wolkenlosen Phase vom 29. Dezember bis zum frühen Nachmittag des Silverstertages übertraf der Dezember sein bescheidenes Sonnenscheinmittel noch deutlich – zumindest in Prozent, während sich die Bilanz in Stunden weniger imposant liest: 46,5 Sonnenstunden stehen in der Monatsbilanz, die langjährigen Mittelwerte liegen bei knapp 31 Stunden (1961-1990) bzw. knapp 34 Stunden (1981-2010). Damit geht das Jahr mit  2016 1.512 Stunden als recht sonnenscheinreich in die Klimareihe ein. Die Mittelwerte sind bei diesem Parameter nur Schätzwerte und liegen bei ca. 1.377 (1961-1990) und 1.452 Stunden (1981-2010). 2015 hatte die Sonne noch rund 20 Stunden länger geschienen. Sonnenscheinreichster Monat war 2016 der Mai mit etwas über 216 Stunden hauchdünn vor dem August (215 Stunden), bezogen auf die Klimawerte und die astronomisch mögliche Sonnenscheindauer ragte aber der September mit fast 199 Stunden heraus.

An unserer neuen privaten Wetterstation in Silberborn auf 428 m ging der erste vollständig erfasste Monat Dezember 2016 mit dieser Bilanz zu Ende: Die Monatsmitteltemperatur betrug 1,2 °C, dies entspricht einer Abweichung von +0,6 K gegenüber dem dort in den Jahren der Kurklimastation von 1983-2008 gemessenen 25-Jahres-Mittel. Am wärmsten war es auch hier am zweiten Weihnachtstag mit 8,2 °C, während der Nikolaustag der kälteste Tag des Monats mit einem Maximum von -2,6 °C und einem Minimum von -8,7 °C war. Schnee suchte man wie bereits erwähnt bis in die höchsten Lagen des Sollings vergeblich, der Niederschlag blieb mit 42,0 mm auch in Silberborn deutlich unter den langjährigen Mittelwerten. Der durchschnittliche Dezemberniederschlag betrug zwischen 1983 und 2007 112,9 mm und wurde bei der Wiederaufnahme der Messungen um fast 63% verfehlt.

Das Jahr 2016 in Bildern: