Der Juli 2023 war sehr wechselhaft mit einer regenreichen zweiten Hälfte
Fotos von Annette Mokross
Nach dem sehr sonnigen und warmen Juni brachten auch die ersten beiden Juliwochen noch viel Sonnenschein und nach einem etwas verhaltenen Start auch wieder hochsommerlich warme bis heiße Tage, so dass die erste Halbzeit des Sommers als die wärmste seit Aufzeichnungsbeginn bilanzierte (wir berichteten ausführlich in der TAH-Ausgabe vom 20.07.). Dennoch vollzog sich bereits zu dieser Zeit ein Wechsel der Großwetterlage, zunächst eher schleichend, in der zweiten Hälfte dann deutlich spür- und messbar: Der Atlantik übernahm nach und nach die Wetterregie führte zunehmend wolkenreiche und nur noch mäßig warme Luft aus Westen heran. Längere sonnige Abschnitte gab es kaum noch, dafür regnete es wiederholt und mehrfach auch ergiebig. Unter dem Strich stand bei allen drei wesentlichen Parametern – Temperatur, Niederschlag und Sonnenschein – ein leichtes Plus gegenüber den langjährigen Mittelwerten. Damit setzte sich der Trend aus den Vorjahren fort, nach dem beständiges Sommerwetter eher im Juni und im August zu finden ist als im Hochsommermonat Juli.

Mit einer Monatstemperatur von 18,80 °C lag der Juli 2023 an der DWD-Klimastation in Bevern um 0,2 K über dem Mittelwert von 1991-2020; gegenüber der älteren, kühleren Norm von 1961-1990 gab es ein Plus von 1,7 K. Das Maximum wurde am 9. mit 34,6 °C gemessen, nachdem im vergangenen Jahr am 20.07. ein neuer Allzeitrekord von 38,7 °C Wettergeschichte geschrieben hatte. Insgesamt gab es vier heiße Tage mit einem Höchstwert von mindestens 30,0 °C, was genau dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre entspricht, während die Anzahl der Sommertage (mindestens 25 Grad) mit zwölf leicht darunter lag. Unter der 20-Grad-Marke landeten wie im Juni nur zwei Tage – der Trend zu kaum noch kühlen Tagen im Sommer setzte sich also weiter fort. Die Nächte blieben überwiegend recht frisch mit Minima meist zwischen 10 und 15 Grad, die wärmste Nacht war mit einem Tiefstwert von 18,0 °C weit von einer Tropennacht entfernt.
An der Wetterstation in Silberborn lag die Monatstemperatur mit 16,52 °C fast genau auf dem Mittelwert der Jahre 1991-2020 von 16,45 °C, was einem Plus von 1,6 K gegenüber dem Klimawert von 1961-1990 entspricht. Am wärmsten wurde es auch hier am 9. mit einem Höchstwert von 30,5 °C, dem einzigen heißen Tag des Monats. Sommertage wurden nur fünf gezählt, dafür ganze 14 Tage, an denen die 20-Grad-Marke verfehlt wurde. Wie immer, wenn Tiefdruckeinfluss dominiert, traten die Unterschiede des Lokalklimas zwischen Wesertal und Hochsolling gerade beim Temperaturniveau und dort bei den Tageshöchstwerten besonders hervor. Die Tiefstwerte rutschten mehrfach in den einstelligen Bereich, am kältesten wurde es am frühen Morgen des 26. mit 6,1 °C, am wärmsten blieb die Nacht zum 8. mit 17,9 °C.
Der Blick auf die Großwetterlagen über Europa zeigt eine klare Dominanz von Westlagen, überwiegend tiefdruckgeprägt (zyklonal), unterbrochen von einer zehntägigen Phase mit Süd- und Südwestlagen vom 7. bis 16., in der es entsprechend am wärmsten und sonnigsten wurde. In diesen Abschnitt fielen alle vier heißen Tage und neun der zwölf Sommertage an der Station Bevern, danach wurde die Marke von 25 Grad nur noch dreimal knapp überschritten. Auch wenn eine anhaltende sonnige und störungsfreie Phase fehlte, war der Wettercharakter bis kurz nach Monatsmitte doch überwiegend freundlich und nach mäßig warmem Start auch hochsommerlich temperiert – vor allem aber schon wieder deutlich zu trocken. In Bevern waren bis zur Halbzeit kaum 13 mm Regen gefallen und auch an den anderen Stationen war es viel zu trocken.

Dies änderte sich mit dem Durchbruch einer Westlage „alter Schule“, wie wir sie so anhaltend zu dieser Zeit im Jahr lange nicht mehr erlebt haben. Manche erinnern sich vermutlich noch an den extrem nassen Juli 2017, bei dem aber die Großwetterlage „Tief Mitteleuropa“ über 48 Stunden lang kräftigen Dauerregen über dem Kreis auskippte und zudem mehrere gewittrige Starkregenschauer niedergingen. Diesmal waren es hingegen einzelne Tage mit einigen Stunden mäßigem Regen und mehrere mit gelegentlichen Schauern, dazwischen aber auch immer wieder trockenen Abschnitten – die Niederschläge „läpperten“ sich nach und nach zu überdurchschnittlichen Monatssummen und die Böden konnten den Regen sehr viel besser aufnehmen als dies bei sehr hohen Mengen in kurzer Zeit der Fall ist. Für die Natur also eine dankbare zweite Monatshälfte, während sich so mancher Bewohner oder Feriengast, egal ob klein oder groß, diesen Teil der Sommerferien wohl anders vorgestellt hatte und nicht nur der durch Personalmangel eingeschränkte Betrieb die Anzahl der Freibadbesuche deutlich reduzierte.
Aufgrund der Mischung von flächigem Regen und einzelnen lokalen Schauern fiel die Bilanz an den Niederschlagsstationen zwar fast überall überdurchschnittlich aus, im Detail ergaben sich aber Unterschiede. Am wenigsten fiel diesmal in Eimen-Vorwohle mit 82,5 mm, wo das Mittel der Jahre 1991-2020 sogar verfehlt wurde, gefolgt von Hehlen mit 86,2 und Bevern mit 86,7 mm, was jeweils einem leichten Plus gegenüber dem Klimawert entspricht. Deutlicher fiel dieses an den anderen Stationen aus: In Holzminden wurden 98,0 mm gemessen, in Polle 102,4, in Ottenstein 103,5, in Hellental 107,3 (davon allein am 24.07. 30,3 mm – der höchste Tageswert der Region) und in Lüchtringen 107,6 mm, wo es das größte Plus zum langjährigen Mittel gab. Silberborn übertraf sein Mittel mit 115,4 mm um 11% und die höchste Summe erzielte Amelith mit 124,1 mm. Insgesamt war es hinter 2017 und 2015 der drittnasseste Juli der letzten zehn Jahre.

Auch wenn es gefühlt aufgrund der wolkenreichen letzten Dekade ein eher trüber Monat gewesen dürfte: Die Sonnenscheindauer lag mit 222 Stunden nicht nur 17 Stunden oder 8% über dem Mittel der Jahre 1991-2020, es war sogar nach dem außergewöhnlich sonnigen 2018er der zweitsonnigste Juli der letzten zehn Jahre. Zu dieser vielleicht etwas überraschenden Bilanz beigetragen hat eine (vermutlich eher zufällige und vorübergehende) Verschiebung der Zirkulationsmuster hin zu oft sehr sonniger und hochsommerlich warmer Witterung im Juni mit zuletzt oft beständigen Hochdrucklagen, die dann auch gern wieder im Laufe des Augusts anzutreffen sind, während der Hochsommermonat Juli zuletzt oft unbeständig und wolkenreich daherkam. Allerdings blieben auch die trübsten Vertreter der jüngsten Vergangenheit wie 2021 mit seinen 156 Stunden noch weit vom Minusrekord entfernt, der nicht in grauer Vorzeit, sondern im Expo-Sommer 2000 zu finden ist, als sich die Juli-Sonne nicht einmal 80 Stunden lang am Himmel zeigte. Das andere Ende der Skala markiert der Juli 2006, bis heute nicht nur wärmster, sondern auch sonnigster Monat vor Ort mit fast 333 Stunden Sonnenscheindauer.

Die Berechnung des Parameters Sonnenschein für die Region aus den umliegenden Stationen muss seit diesem Monat mit einem Standort weniger auskommen: Am Tünderanger im Süden von Hameln wird seit einigen Wochen nur noch Wind gemessen. Damit fehlt ein „Anker“ Richtung Norden im selben Flussgebiet, was aber erst der Anfang einer umfassenden Neustrukturierung der Sonnenscheinmessungen im DWD ist: Ab 2024 soll dann nur noch an einigen wenigen „hochwertigen“ Bodenstandorten direkt gemessen und zusätzlich auf Satellitenbilder zur Ermittlung der Bewölkung zurückgegriffen werden, um daraus die Werte für die Fläche zu errechnen.












