Silberborn liegt im Hochsolling und ist seit der Eingemeindung im Januar 1973 Ortsteil der Stadt Holzminden. Die Einwohnerzahl lag Ende 2018 bei 681. Bekannt ist der Naherholungsort, der bis Ende 2010 staatlich anerkannter Luftkurort war, unter anderem durch das am Ortsrand Richtung Dassel gelegene Hochmoor Mecklenbruch. Weitere Ausflugsziele sind der Treerock-Park und der Liebesbankweg unterhalb des Moosbergs, der sich am östlichen Ortsrand auf eine Höhe von bis zu 513 m erstreckt. Der tiefste Punkt im Ort befindet sich in der Senke der Holzmindener Straße auf etwas unter 420 Metern.

Für den Status Luftkurort mussten seinerzeit entsprechende Nachweise geführt werden, so dass es für die Stadt Holzminden naheliegend war, im Solling eine Wetterstation zu errichten, um die entsprechenden Daten aufzuzeichnen. Diese nahm im im Juni 1975 zunächst in Neuhaus im Solling, ein Stück südsüdwestlich von Silberborn und etwas tiefer auf ca. 350-390 m gelegen, ihren Dienst auf. Als „Kurklimastation im DWD“ wurden rund acht Jahre lang (bei einer Verlegung im Juli 1978) mit den damaligen konventionellen Messinstrumenten Temperatur, Luftfeuchte und Niederschlag gemessen, zeitweise auch die Sonnenscheindauer, sowie weitere Wetterbeobachtungen durchgeführt und an den staatlichen Wetterdienst übermittelt.
Im Juli 1983 erfolgte die Verlegung nach Silberborn auf ein Grundstück an der Sollinger Landstraße/Ecke Anemonenweg. Dort führte zunächst Alwin Schrader bis Ende 2001 die Messungen und Beobachtungen durch, ab 2002 übernahm die städtische Angestellte Marlies Melching diese Aufgabe. Dank dieser Tätigkeit liegt eine über 25 Jahre lange lückenlose und homogene Beobachtungsreihe am Standort auf 440 m Höhe vor, nur knapp fünf Jahre kürzer als ein kompletter 30 Jahre langer Klimazeitraum. Aufgrund der unterschiedlichen Höhenlagen können die in Neuhaus gewonnenen Messungen nicht einfach an diese Reihe angeschlossen werden, genauso verhält es sich mit der Klimareihe Torfhaus auf 491 m Höhe mit Daten von 1937-1966 (DWD-ID 05067).

Mit der Umsetzung des Konzeptes Messnetz 2000 im Deutschen Wetterdienst wurde das Ende dieser langen und wertvollen Klimabeobachtungen eingeläutet. Der DWD hatte nun kein Interesse mehr an der Fortführung des Standortes und ein Weiterbetrieb in Eigeninitiative kam damals für die Stadt auch nicht in Frage, so dass die Messungen und Beobachtungen schließlich mit dem 30.09.2008 beendet wurden. Es folgte der Abbau der Messinstrumente, wobei die teils stark verwitterte Englische Hütte aufbewahrt und erhalten werden konnte. Damit begann eine Phase von gut acht Jahren ohne Wetterdaten aus dem Hochsolling, die eine bis heute sehr schmerzliche Lücke in der langen Historie der Aufzeichnungen hinterlassen hat. Das ohnehin schon komplizierte und fehleranfällige Verfahren, Schätzwerte anhand der Messungen von Stationen aus der Umgebung zu gewinnnen, ist in der komplexen Topographie des Hochsollings von vornherein zum Scheitern verurteilt, zumindest beim Niederschlag und bei den Tagestemperaturen, während sich Monatstemperaturen noch halbwegs genau ableiten lassen. Somit gab es in der niederschlags- und schneereichsten Ecke des Landkreises keine Daten mehr über diese wichtigen Parameter.
Versuche, den DWD zu überzeugen, die Messungen an diesem mikroklimatisch wertvollen Standort wieder aufzunehmen, scheiterten letztlich. Nicht nur das: Aufgrund angeblicher fehlender Nachweise für die Prüfung und Wartung der Messinstrumente hat der DWD die in Silberborn gewonnenen Daten zwischenzeitlich „gesperrt“ und stellt öffentlich nur noch die in Neuhaus von 1975-1983 gewonnenen Messungen zur Verfügung. Die Zeitreihe Torfhaus ist davon unberührt, bildet aber bereits wieder ein etwas anderes Mikroklima ab, was sich dem aufmerksamen Beobachter v.a. an der häufig höheren Schneedecke im Winter zeigt. Zur Unterstützung des im Oktober 2016 langsam Konturen annehmenden privaten Nachfolgeprojektes stellte die Niederlassung Hamburg des DWD aber einen manuellen Niederschlagsmesser („Hellmann“) zur Verfügung.
Die Überlegung, die Messungen in privater Initiative möglichst nahe des früheren Standorts in Silberborn wieder aufzunehmen, hatte der Betreiber dieses Blogs ab dem Spätsommer 2015. Ein gutes Jahr später konnte mit dem damaligen langjährigen Bürgermeister und heutigen Ehrenbürgermeister Wolfgang Peter ein wichtiger Unterstützer gewonnen werden, mit dessen tatkräftiger Hilfe es nicht nur gelang, die notwendigen Türen bei der Kommune, der Stadt Holzminden, für das Projekt zu öffnen, sondern auch ein Beobachter für die Niederschlagsmessungen gefunden wurde. Bis Ende November 2020 maß und notierte Peter, der auch nach dem Ausscheiden aus der aktiven Politik weiter in vielen ehrenamtlichen Funktionen tätig und unermüdlich für das Wohl des Ortes und des Tourismus im Solling unterwegs ist, täglich die Niederschlagshöhe und -art sowie die Schneehöhe im Winter – wenn denn welcher lag, was in den letzten beiden Jahren leider nur noch selten der Fall war. Seitdem ist dieser wichtige Posten leider vakant, die Messungen werden derzeit abwechselnd von verschiedenen Helfern durchgeführt, wobei der offizielle Morgentermin leider meist nicht eingehalten werden kann.
Doch ganz privat sollte das Projekt nicht bleiben, schließlich wurde nicht nur ein geeignetes Grundstück, das die Anforderungen zum Betrieb einer Wetterstation erfüllt, gesucht – es ging auch um möglichst langfristige Planungssicherheit sowie eine finanzielle Unterstützung. All dies konnte schließlich umgesetzt werden dank des Einsatzes von Wolfgang Peter und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Tourist Information Hochsolling sowie im Dorfgemeinschaftshaus in Silberborn sowie der für das kommunale Grundstück am Kurgarten zuständigen Abteilung der Stadt Holzminden. Binnen weniger Tage gab es Anfang November 2016 grünes Licht für die ersten Schritte.
Somit erfolgte zunächst am 8. November 2016 die Aufstellung des manuellen Niederschlagsmessers – pünktlich zum ersten Schnee der Saison. Zwei Tage später wurde dieser von einem privaten Grundstück am Dorfgemeinschaftshaus an den heutigen Standort im unteren Teil des Kurgartens verbracht und fest installiert auf der vorgeschriebenen Messhöhe von 1 m über Grund. Gleichzeitig wurde die vollautomatische Station des Typs Davis 6163 EU aufgestellt, kalibriert und in Betrieb genommen. Seit dem Mittag des 10.11.2016 liegen die damit gewonnenen Messwerte der Lufttemperatur in 2 m Höhe (strahlungsgeschützt und aktiv belüftet) lückenlos vor. Zusätzlich wird die Luftfeuchte, der Niederschlag in Auflösung von 0,2 mm sowie die Solarenergie und die UV-Strahlung gemessen. Bis auf den manuellen Niederschlagsmesser des DWD stammte und stammt die verwendete Messtechnik aus dem privaten Eigentum des Verfassers.

Kompromisse gab es zunächst bei der Windmessung und der Datenverarbeitung. Kaum vorstellbar, aber wahr: Das Dorfgemeinschaftshaus, in dem der Empfänger der Wetterstation aufgestellt ist, der die per Funk von der Station übertragenen Daten speichert, verfügte seinerzeit noch nicht über einen Internetanschluss. Dieser wurde zwar bereits im Frühjahr 2017 installiert, bei der Mitnutzung für die Wetterstationsdaten stellten sich die hierfür Verantwortlichen der Stadt allerdings quer – so dass alternative Lösungen gesucht werden mussten. Doch bis dahin sollte es noch dauern… und so gestalteten sich die ersten Monate holprig, denn es gab auch noch keinen festen Standort für den Empfänger im Dorfgemeinschaftshaus. Dieser stand bis zum Mai 2017 im Büro der Tourist Information und musste dort während der wenigen Öffnungszeiten in der Woche mittels anzuschließendem Laptop ausgelesen werden, was einiges an Improvisation und Planung erforderte. Doch mit der freundlichen Unterstützung und Hilfsbereitschaft der Mitarbeiterinnen Martina Sonnabend, Alicja Wiatr und Rose Rothlübbers gelang es, diese Anfangsmonate erfolgreich zu gestalten.



Im Mai 2017 gab es dann eine neue „Heimat“ für den Stationsempfänger im hinteren Raum des Dorfgemeinschaftshauses und Timo Illig von der Stadt gelang es zum Glück noch, einen Schlüssel für dieses „Hinterzimmer“ aufzufinden und zur Verfügung zu stellen, so dass nun immerhin ein Auslesen der Daten jederzeit während der regulären Öffnungszeiten (und manchmal auch darüber hinaus) möglich war. Dennoch erforderte jede Datenaktualisierung weiterhin eine Fahrt ins 12 km entfernte Silberborn von Holzminden aus und aktuelle live-Daten der Station gab es weiterhin nicht.

Da ein solcher eingeschränkter Betrieb auf Dauer nicht den zeitgemäßen Ansprüchen an eine Wetterstation entsprach, galt es nun, nach Lösungen für das Problem zu suchen, die Daten der Station ins Internet zu bekommen und das möglichst live und in Farbe. Über einen privaten Betreiber einer technisch ähnlich ausgerüsteten Station gelang es schließlich, Kontakt zum privaten Wetterdienstleister MeteoGroup aufzunehmen, der das Messnetz der früheren Kachelmann-Firma meteomedia übernommen hatte. Noch auf Jörg Kachelmann ging die Idee und Praxis zurück, neben vollprofessioneller und entsprechend teurer Stationstechnik (in der Regel des Herstellers Thies) auch einzelne Davis-Stationen im Status einer „Unwetterreferenzstation“ in das Netz aufzunehmen. Und diese Möglichkeit gab es auch jetzt noch – zumindest für fördernswerte Projekte an interessanten Standorten, wie eine erste Anfrage bei MeteoGroup ergab. Das Team um Gery Keller, Andre Hergemöller und Beate Debiel zeigte sich von Beginn an aufgeschlossen für eine vertragliche Partnerschaft und leistete später mehrfach Hilfe bei der Umstellung und Erweiterung der Technik – unbürokratisch auch am Abend und am Wochenende.
Doch bis diese Etappe in Angriff genommen werden konnte, galt es noch mehrere Hürden aus dem Weg zu räumen. An erster Stelle stand die Finanzierung der notwendigen Investitionen: Das Modem des österreichischen Herstellers Metrilog zur Übertragung der Messwerte über das Mobilfunknetz an den Kooperationspartner MeteoGroup sowie eine Heizung für den Niederschlagsmesser, damit die damit vorgenommenen Messungen auch im Winter bei Frost und Schnee zeitnah und korrekt durchgeführt werden können (die Handmessungen werden weiter betrieben und sind auch genauer, können aber nicht manuell für diese Zwecke übertragen werden, sind aber die für die private Fortführung der DWD-Reihe relevanten Werte). Diese wiederum erforderte einen festen Stromanschluss an der Messeinheit und eine entsprechende Verlegung der Kabel im Boden des Kurgartens. Und schließlich die Installation des Windmessers auf für verwertbare Daten entsprechender Höhe – dieser fristete bisher ein Schattendasein auf nur gut 2 m über Grund an der Instrumenteneinheit, wie es im Standardbausatz der Davis üblich ist. Zur Auswahl stand die Anbringung auf dem Dach des Gemeinschaftshauses in mehreren Metern Höhe über dem First, was eine aufwändige Installation erforderlich gemacht hätte, oder die Aufstellung eines zusätzlichen Mastes neben der vorhandenen ISS. Letzterer sollte es schließlich werden, doch bis dahin sollten noch gut anderthalb Jahre vergehen.
Erst einmal galt es, die Finanzierung sicherzustellen. Dazu sprach der Ortsrat Silberborn im Herbst 2018 eine Empfehlung aus, die entsprechende Position in den Haushalt 2019 der Stadt Holzminden einzustellen. Nach Ratsbeschluss und Genehmigung des Haushalts standen die Mittel schließlich im Frühsommer 2019 zur Verfügung. Nun konnten endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden: Bestellung und Lieferung des Modems und des Niederschlagsheizers standen dabei an erster Stelle sowie natürlich die schriftliche Fixierung der Partnerschaft mit MeteoGroup.

Mitte Oktober gab es schließlich das „Go“: Seither sendet die Station ihre Daten über das Mobilfunknetz an den Kooperationspartner, der mittlerweile nach einem Eigentümerwechsel unter dem Namen DTN firmiert. Von dort gelangen sie ins Internet und sind stündlich aktualisiert unter http://wetterstationen.meteomedia.de/?map=Deutschland&station=104412 abrufbar.

Zunächst noch nicht ganz vollständig, denn bis zur Inbetriebnahme des Windmessers vergingen noch fast neun Monate… was damals aber niemand ahnen konnte. Erst einmal waren es einige Wochen, bevor Mitbeiter der stästischen Betriebe den 10-m-Mast kurz vor Weihnachten im Kurgarten aufstellen konnten. Gleichzeitig erfolgte die Verlegung der Stromkabel und die Inbetriebnahme des Heizers für den Regenmesser, der zuvor mangels Frost und Schnee noch nicht nötig gewesen war.

Der letzte Schritt – das Anbringen des Windmessers am neuen Mast – erwies sich dann als unerwartet hohe Hürde: Da der neue Mast einen deutlich größeren Durchmesser aufweist, konnte das vorhandene Befestigungsmaterial nicht verwendet werden und für die Anbringung größerer Schellen musste eine spezielle Halterung gebaut werden, was einige Zeit in Anspruch nahm. Im Februar war dann der Boden aufgrund der vielen Regenfälle aufgeweicht und ließ die Verwendung des nötigen Hubwagens nicht zu. Und ab März legte schließlich Corona auch dieses Projekt lahm…
Im Juni 2020 aber war es dann doch so weit: Der Windmesser hing oben am Mast und lieferte plausible, deutlich höhere Messwerte als zuvor. Eine zusätzliche Sende/Empfangseinheit für rund 200 Euro musste zur reibungslosen Übertragung der Daten hinzugefügt und privat finanziert werden, aber auch dieser vorerst letzte Schritt konnte erfolgreich gegangen werden.

Fortsetzung folgt…
Die wichtigsten Daten im Überblick:
Stationsstandort:
37603 Holzminden-Silberborn, Am Kurgarten, 428 m über NN
Stationsbetreiber:
DTN (früher MeteoGroup) und Jürgen Höneke in Kooperation mit der Stadt Holzminden
Finanzierung:
– Stadt Holzminden (Modem Metrilog, Windmast, Infrastruktur Stromversorgung, Heizung für den Niederschlagsmesser, laufende Stromkosten, Büromaterial für die Erstellung der gedruckten Monatsrückblicke, Nutzungsüberlassung des Messfeldes im Kurgarten und dortige Grundstückspflege)
– Jürgen Höneke (Wetterstation Davis 6163 EU Anschaffung, Pflege und notwendige Wartung, Instandsetzung und Kalibrierung, Erdarbeiten Stromversorgung, Beteiligung Infrastruktur Stromversorgung)
Ehrenamtlicher Wetterbeobachter Niederschlag und Schnee (tägliche Messungen) bis 30.11.2020 und Wegbereiter des Projektes:
Wolfgang Peter, Silberborn
Weitere Unterstützer: Tourist Information Neuhaus/Silberborn, Gebäudeverwaltung Dorfgemeinschaftshaus Silberborn, Grünamt Stadt Holzminden, DWD RZ Hamburg (Niederschlagsmesser Hellmann), Täglicher Anzeiger Holzminden – sowie jede(r), der dieses Projekt gerne ab sofort fördern möchte, gerne mit einer Spende für den erfolgreichen Weiterbetrieb!

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