So viel Regen wie seit 2010 nicht mehr

Der August 2023 war sehr nass, recht trüb und durchschnittlich temperiert

Fotos von Annette Mokross

So wie der Juli endete, so präsentierte sich auch das erste Augustdrittel: Sehr unbeständig, nur mäßig warm und mit fast täglichen Regenfällen. Während die Temperaturen zu Beginn der zweiten Dekade einen Satz nach oben machten, blieb die Wechselhaftigkeit erhalten. Erst nach Monatsmitte nahmen die trockenen Abschnitte zu und die Sonne konnte sich vorübergehend häufiger zeigen. Unterm Strich bilanziert der dritte und letzte meteorologische Sommermonat mit einem deutlichen Plus beim Niederschlag, einem moderaten Minus bei der Sonnenscheindauer und wie schon der Juli auf einem unauffälligen Temperaturniveau.

Mit einer Monatstemperatur von 18,36 °C lag der August 2023 an der DWD-Klimastation in Bevern um 0,14 K über dem Mittelwert von 1991-2020; gegenüber der älteren, kühleren Norm von 1961-1990 betrug das Plus 1,6 K.  Eine Hitzewelle blieb wie im gesamten Sommer aus, an drei Tagen wurde die 30-Grad-Marke erreicht bzw. überschritten, der Höchstwert stammt vom 19. mit 32,9 °C. Elf meteorologische Sommertage mit mindestens 25 Grad Höchsttemperatur liegen ganz leicht unter dem langjährigen Durchschnitt, während die 20-Grad-Marke nur zweimal verfehlt wurde. Nachts kühlte es meist auf schlaftaugliche 10-15 Grad ab, nur zum Ende der zweiten Dekade sorgte ein Vorstoß subtropischer Luftmassen aus Südwesten für ein paar wärmere Nächte. Das höchste Minimum lag am 19. bei 19,0 °C, am kältesten wurde es am Morgen des 10. mit 8,5 °C.

An der Wetterstation in Silberborn lag die Monatstemperatur mit 16,1 °C genau auf dem Mittelwert der Jahre 1991-2020, was einem Plus von 1,4 K gegenüber dem Klimawert von 1961-1990 entspricht. Heiß wurde es auf rund 430 m Stationshöhe nicht mehr, der Höchstwert am 19. lag bei 29,2 °C. Vier Sommertagen stehen 17 Tage unter der 20-Grad-Marke gegenüber, zweimal blieb es sogar unter 15 Grad, davon einmal am 7. während der statistisch wärmsten Phase des Jahres. Wer also bereits auf der Suche nach herbstlichen Temperaturen war, der wurde im Hochsolling mehrfach fündig und konnte sich die Vielfalt des lokalen Klimas im Kreis zu Nutze machen.  Die Tiefstwerte sackten mehrfach und zum Monatsende stetig in den einstelligen Bereich ab, am weitesten am 7. und am 31. mit jeweils 6,4 °C.

Die Analyse der Großwetterlagen über Europa zeigt zunächst die Fortsetzung der bereits in der zweiten Julihälfte vorherrschenden tiefdruckgeprägten Westlage, im Laufe der ersten Woche auf Nordwest drehend und damit auf ein für die statistisch wärmste Zeit deutlich unterdurchschnittliches Temperaturniveau absinkend. Zu Beginn der zweiten Dekade erfolgte eine Umstellung auf eine Südwestlage, mit der ganz im Süden der Republik eine außergewöhnlich lange Hitzewelle ihren Anfang nahm. Weiter nach Norden konnte sich die deutlich wärmere Luft nur abgeschwächt durchsetzen, so dass es zwar noch einmal sommerlich warm, aber kaum mehr heiß wurde. Allerdings sorgte sehr feuchte Luft mit großer Schwüle zum Ende der zweiten Dekade inkl. kurzzeitiger Hitze für eine vorübergehend hohe Wärmebelastung. Der nachfolgende Temperaturrückgang fand in zwei Schritten statt, zunächst auf Höchstwerte in den Niederungen um 27 Grad und endlich auch einmal mit mehreren trockenen Tagen am Stück (Wetterlage Südwest antizyklonal), bevor das Hereinschwenken eines Troges von Westen für erneuten Tiefdruckeinfluss und eine deutlichere Abkühlung sorgte.

Damit verbunden waren auch weitere Regenfälle, nachdem die langjährigen Monatssummen bereits verbreitet in der ersten Hälfte erreicht bzw. überschritten waren. Unterm Strich wurde es der nasseste August seit 2010 in der Region. Die Klimastation in Bevern meldete 115,8 mm und übertraf ihr Monatsmittel der Jahre 1991-2020 um über 60%, während es auf ähnlicher Höhenlage in Lüchtringen nur 94,5 mm waren. Hehlen (112,5), Ottenstein (115,1), Polle (118,6), Vorwohle (108,0) und Holzminden (107,2) lagen hingegen auf ähnlichem Niveau. Am meisten fiel im und am Solling mit 128,3 in Hellental, 125,6 mm in Amelith und 124,6 mm in Silberborn, was gut 40% über dem dortigen Klimawert liegt. Ein Blick in die Nachbarschaft zeigt sogar 173,2 mm in Wesertal-Lippoldsberg und 182,1 mm in Bad Driburg.

Da längere Hochdruckphasen ausblieben, verwundert es kaum, dass die Sonnenscheindauer die langjährigen Mittelwerte verfehlte. Mit rund 171 Stunden blieb sie um 22 Stunden oder knapp 12% unter der Norm von 1991-2020. Der August hat sich damit in den letzten Jahren als sehr variabel gezeigt, erst im vergangenen Jahr hatte es mit 281 Stunden einen neuen Rekord gegeben, während davon im Jahr zuvor mit nur 138 Stunden nicht einmal die Hälfte gemessen wurde.

Sogar einige Sonnenflecken sind auf dieser Aufnahme vom Morgen des 24.08. zu erkennen ©A. Mokross

Sommerbilanz: Warm und nass

Auch wenn der September uns derzeit noch einmal kräftigen Nachschlag in Sachen Sommerwetter beschert, ist der meteorologische Sommer 2023 bereits Geschichte. Deutschlandweit wie regional war es der sechstwärmste seit Aufzeichnungsbeginn, vor Ort lauten die zugehörigen Messwerte 18,7 °C an der Station in Bevern und 16,5 °C in Silberborn – jeweils 0,9 K mehr als im Mittel von 1991-2020.

In Bevern lagen zwischen dem wärmsten Monat (Juni) und dem „kühlsten“ (August) nur 0,6 K Abstand – ein solch ausgeglichenes Niveau über alle drei Sommermonate hinweg hatte es zuletzt 2017 gegeben. In Silberborn war das Delta mit 0,9 K etwas größer, weil dort der hochdruckgeprägte Juni relativ betrachtet wärmer und der tiefdruckgeprägte August kühler ausgefallen waren.

Die Anzahl der heißen Tage blieb in Bevern mit acht und in Silberborn mit nur einem unter dem Durchschnitt, während die Anzahl der Sommertage (41 bzw. 24) etwas über dem Mittel lag. Bei der Anzahl der warmen Tage (mindestens 20 Grad Maximum) wurde in Bevern der erst im Vorjahr aufgestellte Rekord mit 85 gleich wieder eingestellt, womit sich der Trend zu kaum noch kühlen Phasen seit 2016 weiter fortgesetzt hat.

Auch wenn es die eine oder andere Freizeitaktivität eingeschränkt hat und auch die Landwirte nicht sehr erfreut gewesen sein dürften: Nach einer Reihe von trockenen Sommern war der häufige und umfangreiche Niederschlag ein Segen für die Vegetation. Zumal der Regen diesmal gleichmäßiger verteilt und nur zu einem kleinen Teil als Starkregen fiel und er damit besser in die Böden eindringen konnte. Alle drei Monate brachten sowohl in Bevern als auch in Silberborn überdurchschnittliche Mengen, womit es in Summe der nasseste Sommer seit 2017 wurde und in der Klimareihe Holzminden/Bevern immerhin Platz 21 seit 1934. In Bevern betrug die Summe 283,5 mm und lag damit knapp 30% über dem Klimamittel, in Silberborn waren es 332,4 mm, was einem Plus von 21% entspricht.

Aprilwetter zum Augustfinale: In höhenkalter Luft wechselten sich Sonnenschein und Schauer ab ©A. Mokross (31.08.2023)

Der Sonnenschein war ungleich verteilt, auf einen außergewöhnlich sonnigen Juni folgte ein Juli mit kleinem Plus und ein August mit etwas größerem Minus. Dennoch war der „Überschuss“ aus dem Juni so groß, dass in der Endbilanz mit 681 Stunden der immerhin achtsonnigste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen dieses Parameters im Jahr 1951 steht. Interpoliert für den Standort Bevern bedeutet dies 83 Stunden oder 14% mehr als im Mittel der Jahre 1991-2020. Wenn der persönliche Eindruck ein trüberer war, dann lag dies wohl einerseits daran, dass oft nicht der erste, sondern der letzte Eindruck in Erinnerung bleibt (und der war Ende August eher grau) und wir vom Vorjahressommer besonders verwöhnt wurden, der mit 786 Stunden einen neuen Rekord aufgestellt hatte.

Avatar von Unbekannt

Autor: wesersollingwetter

Hobbymeteorologe und Autor des monatlichen Lokalwetterrückblicks im Täglichen Anzeiger Holzminden.

Hinterlasse einen Kommentar