Teilzeitwinter im Mildsandwich

Dreigeteiltes Januarwetter mit Regen, Schnee, Frost und viel Sonnenschein

Fotos von Annette Mokross

Der Hochwintermonat Januar war in diesem Jahr durch drei klar voneinander getrennte Witterungsabschnitte geprägt: Mild und nass zu Beginn, ein erster Hauch von Vorfrühling am Ende – und dazwischen eine rund zweiwöchige winterliche Phase mit zumindest ein wenig Schnee auch in den Niederungen und regelmäßigem Frost. Unterm Strich stehen gegenüber den langjährigen Klimawerten ein leichtes Plus bei der Temperatur und meist überdurchschnittliche Niederschläge bei etwas ungleicher regionaler Verteilung. Die Sonne zeigte sich sogar deutlich länger als zu dieser Jahreszeit üblich und konnte an einzelnen Tagen erstmals seit fast drei Monaten wieder ungestört scheinen. Ein nächtliches Wintergewitter rundete den recht abwechslungsreichen Wettermonat ab.

Mit einer Monatstemperatur von 2,41 °C war der Januar 2024 an der DWD-Klimastation in Bevern um gut ein halbes Grad oder Kelvin wärmer als im Mittel der Jahre 1991-2020. Im Vergleich zur kälteren Klimaperiode von 1961-1990 gab es ein Plus von glatt 2,0 K. In der bis 1935 zurückgehenden Zeitreihe Bevern/Holzminden sortiert sich der diesjährige Januar im oberen Mittelfeld auf Platz 32 ein und zählt im Kontext des aktuellen Klimas zu den unauffällig temperierten. Am wärmsten wurde es am 24. mit einem Höchstwert von 13,7 °C, zugleich ein neuer Tagesrekord, auf der kalten Seite bei den Maxima stehen fünf Dauerfrosttage mit bis zu -1,8 °C. Die kältesten Nächte am 10. und 11. kratzten mit -9,7 °C leicht am Strengfrost, insgesamt gab es 15 Luft- und 17 Bodenfrosttage.

Die erste der beiden milden Phase zu Monatsbeginn dauerte bis zum Dreikönigstag, die zweite begann mit einem Luftmassenwechsel am 22. und hielt bis zum Ende an, und die winterliche Phase dazwischen kann man wiederum in drei Abschnitte unterteilen: einen trockenen und sehr kalten ab 7., einen unter Einfluss feuchter Nordseeluft mäßig kalten mit kaum Tagesgang ab dem 12. und wieder zunehmende Nachtfröste ab dem 16. Januar. Abgesehen von solchen Details lässt sich festhalten, dass die Temperaturen 14 Tage am Stück meist deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt verharrten – ein in diesen Zeiten durchaus ungewöhnlich langer Zeitraum.

Im Hochsolling konnte sich der Winter entsprechend der Höhenlage nachhaltiger In Szene setzen und sorgte dafür, dass die Temperaturen an der Wetterstation in Silberborn nach dem Dreikönigstag für zwei Wochen nicht mehr über den Gefrierpunkt stiegen. Frost gab es hier an 18, Bodenfrost an 22 Tagen, am kältesten war die Nacht zum 9. mit einem Tiefstwert in 2 m Höhe von -10,4 °C. Seit Dezember wird in Silberborn auch die Temperatur in 5 cm Höhe über dem Erdboden gemessen, dort ergaben sich über der Schneedecke bei Aufklaren mehrfach Werte unter -12 Grad und ein Minimum von -13,7 °C. Am mildesten war auch hier der 24.01. mit einem Höchstwert von 9,8 °C. Die Monatstemperatur erreichte 0,54 °C und lag um 0,7 K über dem Klimamittel von 1991-2020 bzw. um 2,1 K über dem von 1961-1990.

Noch mehr Besucherandrang als während der Schneephase gab es an den bekannten Ausflugszielen am leicht vorfrühlingshaften letzten Januarsonntag im Solling, wobei ein Spaziergang durchs Hochmoor Mecklenbruch zur überraschenden und nicht ungefährlichen Rutschpartie auf dem Holzsteg wurde: Dort hatte sich eine dünne Reifschicht gebildet, die sich trotz zu dieser Zeit in 2 m Höhe gemessenen acht Grad auch am Nachmittag noch halten konnte.   

Schnee und etwas Sonne am 18. Januar am Mecklenbruch © J. Höneke

Die Analyse der Großwetterlagen über Europa unterstreicht den geschilderten Witterungsablauf: Auf eine atlantisch geprägte Westlage folgte eine Nordost-, später Südostströmung und schließlich eine Rückdrehung auf Nord bis Nordwest, was für das Einfließen wolkenreicher Nordseeluft sorgte und im weiteren Verlauf für Schneefälle. Eine kurze Hochdruckbrücke zum Ende der zweiten Dekade beschloss diesen Winterabschnitt, bevor zu Beginn der dritten Dekade der Atlantik wieder die Regie mit feuchter und sehr milder Luft aus Westen übernahm.

Entsprechend der überwiegenden Tiefdrucklagen fiel auch der Januar in der Region verbreitet nasser aus als im Durchschnitt, wobei es unter den einzelnen Stationen durchaus Unterschiede gab. Auch die Verteilung innerhalb des Monats war ungleich – so fiel rund die Hälfte gleich zu Beginn an den ersten fünf Tagen, eine zweite Spitze lässt sich mit der Milderung ab 22. ausmachen. Der winterlich kalte Abschnitt dazwischen brachte einige trockene Tage und ansonsten meist nur leichte Niederschläge, so dass es in den Niederungen nur für eine dünne Schneedecke von 1-2 cm reichte. In Silberborn begann diese Phase zwar ebenso bescheiden mit einer kaum wahrnehmbaren Auflage von einem Zentimeter, doch dort läpperte es sich um die Monatsmitte und die Schneedecke konnte nach und nach auf bis zu zwölf Zentimeter anwachsen. Auch aus Polle vom Wilmeröder Berg und aus Amelith wurden mit bis zehn Zentimetern vorübergehend zweistellige Werte gemeldet, ansonsten gab es zwischen einem Zentimeter in Hehlen und sechs in Vorwohle und Hellental.

Bei den Monatssummen ergibt sich in Bezug auf die langjährigen Mittelwerte ein uneinheitliches Bild. Ursache waren teils die Topografie mit Staulagen im Solling, teils lokale begrenzte Schauer. In der Nacht zum 23. blitzte es sogar während eines Wintergewitters am Nachthimmel.
Spitzenreiter war diesmal Silberborn mit 118,6 mm (+13%), gefolgt von Hellental mit 112,2 und Amelith mit 108,1 mm. Abseits des Sollings blieben die Werte zweistellig, in Holzminden wurden 88,6 mm gemessen (+17%), in Hehlen 83,8 mm (+15%), während Ottenstein mit 86,8, Bevern mit 75,4 und Lüchtringen mit 73,3 mm auf dem Niveau des Mittels von 1991-2020 landeten. Polle verfehlte sein Mittel mit 80,2 mm um rund sechs Prozent und Vorwohle lag mit 68,5 mm sogar mit 18% im Minus.

Die Sonne konnte sich zumindest an einzelnen Tagen wieder länger zeigen und schien am Ende der ersten Dekade sowie am letzten Wochenende sogar weitgehend ungestört jeweils über sieben Stunden täglich – das hatte es zuletzt Anfang Oktober gegeben. Gleichwohl blieben die trüben Tage der Jahreszeit und dem lokalen Klima entsprechend in der Überzahl, dennoch summierte sich die Sonnenscheindauer des Monats auf immerhin 60 Stunden – der zweithöchste Januarwert der letzten 15 Jahre hinter 2017 und ein Plus zum Klimamittel von fast 15 Stunden bzw. 32%.

Der Wind war vor allem zu Monatsbeginn und in der vierten Woche in Böen steif bis stürmisch meist aus Südwest unterwegs. Eine echte Sturmlage mit verbreitet um 80 km/h (Beaufort 9) gab es am 24., während der Nordostwind am 8. zwar nur mit Bft. 5-6 wehte, die gefühlte Temperatur im Dauerfrost aber aufgrund des Windchill-Faktors noch deutlich eisiger machte.

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Autor: wesersollingwetter

Hobbymeteorologe und Autor des monatlichen Lokalwetterrückblicks im Täglichen Anzeiger Holzminden.

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