Auf den wärmsten Februar folgte der wärmste März seit Aufzeichnungsbeginn
Fotos von Annette Mokross
Die jüngste außergewöhnliche Temperaturanomalie, die unser Wetter seit dem Beginn der dritten Januardekade geprägt und für einen neuen Rekord im Februar gesorgt hatte, setzte sich auch im ersten meteorologischen Frühjahrsmonat nahtlos fort. Ein spätwinterlicher Kaltlufteinbruch, sonst ein häufiger Begleiter beim Übergang der Jahreszeiten, blieb diesmal vollständig aus. So wundert es nicht, dass im deutschen Gebietsmittel ebenso wie in der Weser-Solling-Region auch der März der wärmste seit Beginn der Messungen war – vor Ort allerdings mit denkbar knappem Vorsprung im Hundertstelbereich gegenüber dem bisherigen Rekordhalter von 2012.
Nach einer sehr trockenen ersten Monatshälfte sorgten zeitweise ergiebige Regenfälle für eine weitgehend ausgeglichene Niederschlagsbilanz mit einigen lokalen Unterschieden, während die Sonnenscheindauer erneut unter dem aktuellen Klimamittel blieb, dieses aber nicht so deutlich verfehlte wie im Februar.
Hohe Temperaturen, eine gute Wasserversorgung in den Böden und zumindest gelegentlich freundliche Abschnitte – diese Mixtur sorgte für einen Vegetationsstand, der seiner durchschnittlichen Zeit um zwei bis drei Wochen voraus ist. Und da zumindest vorerst keine Änderung in den Karten steht und es vielmehr nach dem ersten frühsommerlichen Wochenende Anfang April aussieht, dürfte im Zuge dieses Warmluftvorstoßes auch die Apfelblüte beginnen und damit der Start des phänologischen Vollfrühlings vollzogen werden.

Mit einer Monatstemperatur von 8,01 °C war der März 2024 an der DWD-Klimastation in Bevern um 2,79 Kelvin wärmer als im Mittel der Jahre 1991-2020, im Vergleich zur Klimaperiode von 1961-1990 betrug das Plus sogar fast 4 K. Damit landete er um den Wimpernschlag eines Hundertstels vor dem bisherigen Rekordhalter von 2012. Bei Rundung auf Zehntelgrad hätte man also „nur“ die Einstellung des Rekords festgestellt, doch seit einigen Jahren listet der DWD die Werte mit zwei Nachkommastellen auf – und auch wenn man über den Sinn geteilter Meinung sein mag, sollen diese offiziellen Zahlen des nationalen Wetterdienstes auch in der lokalen Wetterberichterstattung des TAH verwendet werden.
Die Betrachtung der Tageswerte ähnelt stark der im Februar: Signifikant war vor allem das Ausbleiben von Kälte, wovon sowohl der niedrigste Höchstwert von fast 8 Grad als auch der Tiefstwert von lediglich -2 Grad zeugen. Auch die Zahl der Frosttage lag mit vier deutlich unter dem Durchschnitt von zwölf, ebenso wurden zweistellige Höchstwerte viel häufiger (24) gemessen als im Mittel (15), während das absolute Maximum von 18,7 °C nicht ungewöhnlich hoch ausfiel.

Nicht nur in Bevern auf 110 m gab es einen hauchdünnen neuen Märzrekord, auch im Hochsolling sprechen die Messwerte dieselbe Sprache. An der Wetterstation in Silberborn auf 428 m schloss der Monat mit einer Mitteltemperatur von 6,19 °C ab – 2,93 K über dem Klimawert von 1991-2020 und 0,03 K über dem bisherigen Höchstwert von 2012. Der Spätwinter, gewöhnlich ein recht häufiger Gast in der ersten Frühjahrshälfte, machte in diesem März einen großen Bogen um das regionale Mittelgebirge: Kein Schnee, ebenfalls nur vier Frosttage und ein mittleres Maximum von fast zehn Grad erinnern eher an einen April. Am wärmsten wurde es am 27. mit 15,9 °C, die kälteste Nacht zum 8. brachte nur leichten Frost von -1,9 °C.
Bei den Großwetterlagen über Europa dominierte klar die Luftzufuhr aus dem südlichen Sektorviertel, also Südost, Südwest und vor allem am Monatsende die reine Südlage, was sich in einer Trübung des Himmels durch Saharastaubeintrag in die Atmosphäre zeigte. Das letzte Drittel und die Monatsmitte waren dabei überwiegend tiefdruckgeprägt mit zeitweise ergiebigen Regenfällen, teils schauerartig verstärkt, während an den restlichen Tagen oft Hochdruckrandlagen vorherrschten, die zwar oft viele Wolken, aber kaum Niederschlag brachten – nicht nur die Landwirte dürften bis Monatsmitte froh über die erste längere nahezu trockene Phase seit fünf Monaten gewesen sein.

Unterm Strich landeten die Niederschlagssummen an den meisten der Messstellen vor Ort nahe den langjährigen Mittelwerten, die nasse zweite Hälfte und die trockene erste hoben sich weitgehend gegeneinander auf – einige Unterschiede auf recht engem Raum inklusive. So fielen in Bevern 69 mm, was einem Plus von rund 13% gegenüber dem langjährigen Mittel entspricht; in Ottenstein 70, in Polle 65 und in Hehlen 63 mm. Vorwohle brachte es ebenso wie Holzminden auf 61 mm – bis hierhin also eine sehr homogene Verteilung. Lüchtringen meldete als Schlusslicht nur 51 mm, während der Titel nassester Ort im Kreis wieder einmal nach Hellental ging, diesmal mit gut 80 mm. Die Werte aus Amelith (60 mm) und Silberborn (66) muss man im Kontext des feuchteren Klimas des Sollings betrachten, dort wurden jeweils nur rund 80% des langjährigen Mittels erreicht. Die genauen Standorte begünstigen Staulagen mit hohen Niederschlagsmengen vor allem bei West- und Nordwestströmung, weniger bei südlicher Windrichtung.
Um Trockenheit muss man sich anders als in den letzten Jahren also zumindest vorerst keine Sorgen machen – das zeigen sowohl die reinen Zahlen, die das Winterhalbjahr von Oktober bis März als eines der drei nassesten seit Beobachtungsbeginn in den 1930er-Jahren ausweisen, als auch der Bodenfeuchte-Viewer des DWD, der in einer modifizierten und interaktiven Version unter https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/landwirtschaft/appl/bf_view/_node.html abrufbar ist und bessere Zustandskarten liefert als der Dürremonitor des UFZ, der allen Ernstes die aktuelle Situation des Oberbodens vor Ort als mittlere bis schwere Dürre einstuft.

Die Sonne tat sich erneut schwer gegen die starke bis geschlossene Bewölkung und konnte sich nur an wenigen Tagen weitgehend ungestört zeigen – am längsten zum Start ins zweite Wochenende am 8. und 9. mit jeweils gut zehn Stunden. Ansonsten wechselten sich meist trübe Tage und solche mit gelegentlichen sonnigen Abschnitten ab. Die Monatssumme lag mit gut 103 Stunden um 13 Stunden oder 11% unter dem Mittel der Jahre 1991-2020, klar über dem Tiefpunkt von 1988 mit nur 48 Stunden, aber noch weiter entfernt vom Rekord vor zwei Jahren, als mit 240 Stunden ein bis dahin kaum vorstellbarer Wert gemessen wurde.

Der Wind spielte in den ersten beiden Dekaden kaum eine Rolle mit Tagesmitteln von meist 2-3 Beaufort (in Böen 4-6) und frischte im letzten Drittel zeitweise stürmisch auf mit vereinzelten Spitzen im Bereich zwischen Bft. 8 und 9 am 23. März. Ein Sturmtag mit einem Zehnminutenmittel von mindestens Stärke 8 war aber wie schon im Februar nicht dabei.














