Der August 2024 war zudem sonnig und nach nassem Start zunehmend trocken
Fotos von Annette Mokross
Der dritte und letzte meteorologische Sommermonat begann mit wolkenbruchartigen Regenfällen, die über dem Landkreis verbreitet die höchsten bisher gemessenen Tagesmengen in einem August auskippten. Weitere teils gewittrig verstärkte Niederschläge um die Monatsmitte sorgten dafür, dass die durchschnittlichen Monatssummen vielerorts bereits frühzeitig übertroffen wurden. Dazwischen und vor allem danach gab es dagegen lange nahezu trockene Abschnitte, so dass in Teilen des Kreises in der dritten Dekade fast gar kein Regen mehr fiel – Gartenbesitzer werden es am erhöhten Bewässerungsbedarf gemerkt haben, der zudem durch meist hohe Temperaturen und viel Sonnenschein auf der Zielgeraden des Sommers noch forciert wurde. Insgesamt gab es im August bei Temperatur, Sonnenschein und Niederschlag eine überdurchschnittliche Bilanz – mit Abstrichen beim Regen an zwei Stationen im Kreis.

Mit einer Mitteltemperatur von 20,07 °C war der August 2024 an der DWD-Station in Bevern der sechstwärmste der Klimareihe Bevern/Holzminden seit Messbeginn 1934. Das Mittel der Jahre 1991-2020 wurde um 1,85 K übertroffen und die ältere Referenz von 1961-1990 um satte 3,3 K. Vor 1997 hatte es keinen August mit mehr als 20 Grad gegeben, seit 2018 wurde diese Marke nun schon zum vierten Mal in sieben Jahren übersprungen. Heißester Tag des Monats und des Sommers war der 13.08. mit einem Maximum von 34,1 °C, insgesamt gab es vier heiße Tage mit mindestens 30 Grad, aber keine zusammenhängende Hitzewelle. 19 Sommertage mit mindestens 25 Grad liegen ebenso über dem Schnitt wie die 30 warmen Tage – nur am 18. wurde die 20-Grad-Marke knapp verfehlt. Mit anderen Worten: es war nicht oft heiß, aber sehr oft sehr warm und niemals kühl in diesem August. Die mittlere Höchsttemperatur betrug stattliche 26,3 °C, in der wärmsten Nacht zum 15. lag das Minium bei 19,4 °C und in der kältesten zum 26. bei 8,2 °C.
An der Wetterstation in Silberborn wurde eine Monatstemperatur von 17,72 °C gemessen, damit war es dort der achtwärmste August seit Beginn der 1930er-Jahre, als erste Beobachtungen im Hochsolling dokumentiert wurden. Die 30-Jahresmittel von 1991-2020 und 1961-1990 wurden hier um 1,64 bzw. knapp 3,1 K übertroffen. Das Maximum vom 13. blieb mit 29,8 °C unter der Grenze für einen Hitzetag, es gab acht Sommertage und 23 warme Tage mit mindestens 20 Grad. Die mittlere Höchsttemperatur lag bei 22,7 Grad, die wärmste Nacht war die zum 13. mit einem Tiefstwert von 19,3 °C und herbstlich frisch war es am Morgen des 26. mit dem niedrigsten Minimum von 6,8 °C.
Die Analyse der Großwetterlagen über Europa zeigt in der ersten Hälfte eine Mischung aus West-, Südwest- und Südlagen, bei denen sich bereits eine Verschiebung von der bisherigen Tiefdruckdominanz des Sommers zu mehr Hochdruck hin abzeichnete und in der zweiten Hälfte zunehmend eine Hochdruckbrücke über Mitteleuropa, unter der die Bodenwinde vorübergehend auch mal auf östliche Richtungen drehten. Eine klassische Ostlage mit einem Hoch über Skandinavien und trockener Festlandsluft aus Osten blieb aber im gesamten Sommer ebenso wie eine Nordlage komplett aus, so dass auch im August meist feuchte und oft als schwül empfundene Luftmassen vom Atlantik und vor allem aus dem Mittelmeerraum vorherrschten. Ein Stück östlich von uns lagen die Balkanländer unter einem quasistationären Höhenrücken, unter dem immer wieder heiße Luft aus südlichen Breiten einströmte und dort für einen markanten Hitzesommer sorgte, der bis nach Österreich ausstrahlte und in unserem Nachbarland für den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen sorgte, während in Deutschland und auch bei uns vor Ort nach wie vor der Sommer 2003 an der Spitze steht.

Die Niederschlagssummen wurden wie eingangs erwähnt maßgeblich vom Starkregen am Abend des Monatsersten in die Höhe getrieben, als in der Südhälfte des Kreises flächig um bzw. über 50 mm in wenigen Stunden vom Himmel kamen. Nach Norden hin fiel etwas weniger, nur ganz im Nordosten waren es unter 30 mm, dafür im Süden auf Northeimer Kreisgebiet am Rande des Sollings in Amelith fast 80 mm. Dort wurde mit 128 mm auch der höchste Monatswert gemessen, in Hehlen waren es 117, in Polle 114, in Ottenstein 110 und in Bevern 100 mm. In Silberborn kamen 99 mm zusammen, in Holzminden 95 und in Lüchtringen 91mm – an all diesen Orten wurde das langjährige Mittel teils deutlich, zumindest aber ein Stück weit übertroffen, wobei die Anzahl der Niederschlagstage mit 12-14 unterdurchschnittlich blieb und die Monatsbilanz ohne das Ereignis vom ersten Abend ganz anders, nämlich klar zu trocken ausgefallen wäre.
In Vorwohle lag die Summe von 80 mm hingehen gerade im Klimamittel, während dieses in Hellental, sonst oft nasseste Gemeinde im Kreis, diesmal aber mit 70 mm klares Schlusslicht, sogar recht deutlich verfehlt wurde. Die dritte Dekade brachte überall kaum noch messbares Nass und in Verbindung mit Wärme, Wind und Sonnenschein trockneten die oberen Bodenschichten langsam aus – ein Zustand, der sich in den ersten Septembertagen noch verschärfte.

Die Sonne zeigte sich rund 240 Stunden am Himmel, wobei die letzte Monatsdekade mit gut 100 Stunden diesmal entgegen der jahreszeitlichen astronomischen Entwicklung die sonnigste war. Zum Mittel der Jahre 1991-2020 gab es ein Plus von 47 Stunden oder knapp 25%, komplett ohne Sonnenschein blieb nur ein Tag, während acht Tage zweistellige Tagessummen schafften, die meisten davon gab es Richtung Monatsende.
Der Wind war überwiegend im Mittel mit Stärke 2-3 unterwegs und frischte zeitweise böig auf. Die stärksten Böen wurden an allen Messstellen des DWD im Umkreis am Abend des 24. gemessen und lagen zwischen Beaufort 7 und 8, also in den Kategorien steifer bzw. stürmischer Wind, letztlich nichts Ungewöhnliches. Anders an der niedersächsischen Nordseeküste, wo es am frühen Abend desselben Tages teils orkanartige Böen gab und auf der Insel Spiekeroog mit 127 km/h sogar volle Orkanstärke 12 erreicht wurde.

Sommerbilanz: Zunehmend warm, sonnig, überdurchschnittliche Niederschläge
Mit dem dem August endete auch der meteorologische Sommer 2024, dem in der öffentlichen Wahrnehmung lange der Ruf anhaftete, „kein richtiger“ bzw. ein eher „schlechter“ Sommer zu sein. Dies dürfte vor allem mit der häufigen Unbeständigkeit, dem Ausbleiben längerer hochdruckgeprägter stabiler Phasen einerseits und der häufigen Feuchte und damit verbundenen Schwüle anderseits zu tun haben und vielleicht auch damit, dass die sonnigste, wärmste und trockenste Phase in die Zeit nach dem Ende der Schulferien in den August fiel. Doch letztlich ist die Frage, was denn einen besseren oder schlechteren Sommer überhaupt ausmacht, ohnehin nicht zu klären, weil die persönlichen Vorlieben und Empfindungen der meisten Menschen sehr individuell geprägt sind – und sich möglicherweise in den letzten Jahren auch verändert haben und Regen nicht mehr automatisch mit „Schietwetter“ gleichgesetzt wird, seit die Vegetationsschäden der Trockensommer wie 2018 und 2022 auch in der Region nicht zu übersehen sind.
Doch wie war der heute zu Ende gehende Sommer aus der nüchternen Sicht der Zahlen? Die vorläufige der Daten ergeben für die Oberweser- und Sollingregion folgendes Bild: Alle wesentlichen Parameter – Mitteltemperatur, Niederschlagsmenge und Sonnenscheindauer – lagen über den langjährigen Klimawerten. Mit 18,64 °C und einem Plus von 0,83 K gegenüber dem Mittel der Jahre 1991-2020 war es an der DWD-Station im Bevern der achtwärmste Sommer seit Aufzeichnungsbeginn 1934, wobei sowohl Gemeinsamkeiten als auch deutliche Unterschiede zum letzten Sommer auffallen. Bei der Mitteltemperatur landeten wir in diesem Jahr nahezu exakt auf dem Vorjahresniveau, doch während es 2023 eine außergewöhnlich warme erste Hälfte und eine moderatere zweite gab, war es diesmal umgekehrt und der August bilanziert als deutlich wärmster der drei Sommermonate (gut 20 Grad gegenüber 18,9 im Juli und knapp 17 Grad im Juni).

Am wärmsten wurde es in Bevern am 13. August mit einem Höchstwert von 34,1 °C. Es gab zehn heiße Tage mit mindestens 30 Grad Höchsttemperatur, davon aber nie mehr als zwei in Folge, so dass eine echte Hitzewelle mit mindestens drei aufeinanderfolgenden heißen Tagen ebenso ausblieb wie schon im Vorjahr – das hatte es zuletzt 1988+1989 gegeben. In Silberborn wurde sogar erstmals seit mindestens zehn Jahren gar kein heißer Tag gemessen, dort erreichte der Sommer 2024 mit einer Mitteltemperatur von 16,3 °C den zwölften Platz der Hochsolling-Messreihe, die ebenfalls seit den 1930er Jahren geführt wird.
Auch die Regenmengen übertrafen an den meisten Messstellen im Kreis die langjährigen Mittelwerte. In Bevern fielen 263,8 mm, ein Plus von gut 20%. Die Wälder des Hochsollings durften sich über noch mehr Regen freuen, in Silberborn waren es 313 mm bzw. rund 14% mehr als im Schnitt des feuchteren Sollingklimas.

Die Sonnenscheindauer betrug in allen drei Sommermonaten jeweils klar über 200 Stunden – was zunächst nicht ungewöhnlich aussehen mag, gab es tatsächlich zuvor erst viermal (1959, 1976, 2003 und 2022). In der Summe brachten ca. 672 Stunden ein Plus von rund 74 Stunden oder 12% zum Mittel der Jahre 1991-2020 mit dem höchsten Monatswert im August. Damit war es der zehntsonnigste Sommer seit Beginn der Erfassung von Sonnenscheindaten im Jahr 1951.
















