Unten grau und nass – oben zeitweise Winterwonderland

Das Wetter im Januar 2025 hinterlässt zwiespältige Eindrücke in der Region

Die Vielfalt der Landschaft im Kreis mit ihren Höhenlagen zwischen unter 100 und etwas über 500 Metern lockt nicht nur regelmäßig Besucher an, sie sorgt in so manchem Monat auch für ganz unterschiedliche Eindrücke beim lokalen Wetter – vor allem im Winter. So geschehen auch in diesem Januar, der sich in den Niederungen mal wieder von seiner gewohnt tristen Seite zeigte – meist mild, oft trüb, viel Regen und kaum Schnee – während sich die Winterfreunde in den höheren Lagen vor über eine zeitweise veritable Schneedecke freuen durften, die in der Spitze bis zu 25 cm in Silberborn erreichte und sich dort, wenn auch mit abnehmender Höhe, gut zwei Wochen halten konnte.
Auch beim Sonnenschein hatten die tieferen Lagen im Wesertal das Nachsehen, da Inversionslagen, vor allem am dritten Wochenende, für zähe hochnebelartige Bewölkung und klamme Kälte sorgte, während weiter oben die Sonne schien und es spür- und messbar wärmer war. Unter dem Strich brachte der zweite meteorologische Wintermonat der Region im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten ein Plus bei den Temperaturen, überdurchschnittliche Niederschläge und unterschiedliche Bilanzen bei Schnee und Sonnenschein mit einem klaren Vorteil für die höher gelegenen Orte.

© Annette Mokross

Mit einer Monatstemperatur von 2,51 °C war der Januar 2025 an der DWD-Klimastation in Bevern um 0,66 K wärmer als im Mittel der Jahre 1991-2020. Gegenüber der älteren Norm von 1961-1990 betrug das Plus 2,1 K. Das neue Jahr begann mild, auf einen ersten Temperaturrückgang am ersten Wochenende folgte zum Dreikönigstag ein Tief mit kräftigem Regen und einem markanten Warmluftsektor, der für einen neuen Tagesrekord und zugleich den Monatshöchstwert von 13,6 °C sorgte. Nachfolgend sanken die Werte unter zunehmendem Hochdruckeinfluss ab, in der trockenen zweiten Dekade gab es nachts oft leichten bis mäßigen Frost mit bis zu -6,9 °C in zwei Metern Höhe und bis -8,9 °C über dem Erdboden sowie dreimal leichten Dauerfrost. In der dritten Dekade übernahmen Tiefs mit fast täglichem Regen und wieder deutlich milderer Luft die Wetterregie, erst am Monatsletzten breitete sich wieder Hochdruck mit Nachtfrost aus.

An der Wetterstation in Silberborn betrug die Mitteltemperatur 1,07 °C und das Plus zu den langjährigen Mittelwerten 1,2 K (1991-2020) bzw. 2,7 K (1961-1990) – relativ zum kälteren Hochsollingklima war es also gut ein halbes Grad wärmer als in den Niederungen. Ursache war die die Inversionslage im Laufe der zweiten Dekade mit ihrem Höhepunkt am Wochenende 18./19.01. mit zeitweise bis zu 10 K höheren Werten in Silberborn gegenüber Holzminden zur Vormittags- und frühen Mittagszeit.

Der Monatshöchstwert von 10,7 °C stammt zwar auch hier aus dem Warmluftvorstoß des Tiefs am 6. Januar, doch schon auf Platz zwei folgt der 19. mit bis zu 10,4 °C – und einem durchaus kuriosen Szenario, denn strahlender Sonnenschein und vorfrühlingshafte Temperaturen spielten sich vor verschneiter Kulisse ab und konnten der Schneedecke kaum etwas anhaben, weil die Taupunkte in trockener Luft unter dem Gefrierpunkt verblieben. Erst die Umstellung auf Tiefdruck mit Regen und Wind zur nachfolgenden Wochenmitte machte schließlich kurzen Prozess mit der weißen Pracht und beendeten einen gut zweiwöchigen Winterabschnitt im Solling. Am kältesten wurde es in Silberborn am 13. mit strengem Frost und Tiefstwerten von -10,9 °C in zwei Metern Höhe und -16,2 °C über der Schneedecke. Insgesamt gab es sechs Tage mit Dauerfrost, 21 Tage mit Frost und 27 mit Bodenfrost, dazu 19 Tage mit einer Schneedecke – trotz des im Schnitt „zu warmen“ Monats also eine durchaus winterliche Bilanz, wie sie selbst im Hochsolling längst nicht mehr der Regelfall ist.

Die Analyse der Großwetterlagen über Mitteleuropa zeigt zunächst Tiefdruckdominanz mit Wind aus den Sektoren von Südwest bis Nordwest. Zum Ende der ersten Dekade versuchte kältere Luft aus Norden südwärts voranzukommen und es legte sich eine Luftmassengrenze über die nördliche Mitte, an der es gebietsweise ergiebige Niederschläge gab, zunächst in tiefen Lagen noch als Regen, später auch dort wie zuvor schon in den höheren Lagen als Schnee. Allzu kalt war die mitgeführte Luft allerdings nicht, so dass der Schnee in den Niederungen rasch wieder verschwand. Mit der Umstellung auf eine Hochdrucklage konnte der verbliebene Schnee zunächst gut durchfrieren und sich festigen, zur Monatsmitte sickerte allerdings über die Nordsee feuchte Luft mit leichtem Nieselregen ein und dezimierte den Schnee im Solling auf noch gut zehn Zentimeter, die auch die folgende Inversionslage unter der Großwetterlage Hoch Mitteleuropa gut überstanden. Nachfolgend dominierte wieder Tiefdruck und eine südwestliche Strömung vertrieb im Verlauf den Winter auch aus dem Solling.

© Annette Mokross

Die Niederschlagssummen übertrafen trotz der trockenen zweiten Dekade die langjährigen Durchschnittswerte meist um 20-30%. In Zahlen liest sich die Bilanz der ehrenamtlichen Ableser und automatisch meldenden Messstellen in der Region so: In Bevern wurde das Mittel der Jahre 1991-2020 mit 97,8 mm um 22 mm oder 29% überschritten, in Silberborn fielen 125 mm – ein Plus von gut 20 mm. 125 mm waren es auch in Hellental, 116 in Amelith, 106 in Polle, je 100 in Ottenstein und Holzminden, 99 in Lüchtringen und 94 mm in Vorwohle. Schlusslicht war diesmal Hehlen mit 84 mm, wo es aber immerhin acht Tage mit Schneedecke mit bis zu 9 cm gab, ansonsten blieb es in den tiefen Lagen bei 1-2 Tagen mit maximal 2-4 cm. In Hellental auf 268 m wurden 17 Tage mit Schneedecke mit bis zu 20 cm gezählt, Platz 2 hinter Silberborn mit 19 Tagen bis zu 25 cm. In Vorwohle waren es elf Tage mit bis zu 21 cm und in Polle auf dem Wilmeröder Berg (273 m) 15 Tage mit bis zu 14 cm.

Die Sonnenscheindauer erreichte in den Niederungen nur etwa 35 Stunden und damit noch zehn Stunden weniger als das ohnehin alles andere als üppige Mittel der Jahre 1991-2020. Weiter oben dürften es über zehn Stunden mehr gewesen sein, so dass dort eine ausgeglichene Bilanz, stellenweise auch ein leichtes Plus erzielt wurde.

Der Wind frischte vor allem während der lebhafteren Tiefdruckphasen in der ersten und letzten Woche stürmisch auf und erreichte in Böen mehrfach bis Stärke 8 (stürmischer Wind), wobei der Dreikönigstag nicht nur der wärmste, sondern auch der windigste Tag des Monats mit Spitzenböen von Beaufort 9 (Sturm, 75-88 km/h) an allen Windmessern des DWD in der Umgebung war. Vorschriftsgemäß wird dort in mindestens zehn Metern Höhe über hinreichend freier Fläche gemessen, die Messwerte sind also nur bedingt auf dichter bebaute Standorte zu übertragen.

© Annette Mokross
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Autor: wesersollingwetter

Hobbymeteorologe und Autor des monatlichen Lokalwetterrückblicks im Täglichen Anzeiger Holzminden.

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