Der Oktober, der lieber ein November sein wollte

Der zweite Herbstmonat war sehr trüb und brachte endlich auch viel Regen

Fotos von Annette Mokross

Zu Beginn schien es noch so, als mache sich der Oktober 2025 auf, ein sprichwörtlich goldener zu werden – an den ersten beiden Tagen schien die Sonne viele Stunden von einem teils wolkenlosen Himmel. Doch dieses Versprechen blieb im weiteren Verlauf uneingelöst, die vorherrschende Farbe am Himmel war fortan Grau, so dass die Sonnenscheindauer am Ende deutlich unter dem Durchschnitt blieb. Immerhin brachte die stetige Zufuhr feuchter Luft regelmäßige Regenfälle und beendete die lange Reihe zu trockener Monate: Erstmals seit Januar stand wieder ein Plus in der Niederschlagsbilanz. Die Temperaturen machten keine großen Sprünge, abgesehen vom bodenfrostigen Monatsbeginn bestimmten meist geringe Tagesgänge mit milden Nächten und verhaltenen Höchstwerten das Geschehen. Dennoch wurden die langjährigen Klimawerte je nach Standort zwischen einem halben und etwas unter einem Grad übertroffen.

Mit einer Mitteltemperatur von 10,73 °C war der Oktober 2025 an der DWD-Station in Bevern um 0,8 K wärmer als im Mittel der Jahre 1991-2020. Gegenüber dem älteren Referenzmittel der Periode von 1961-1990, deren Differenz zum jüngeren Klimamittel in keinem anderen Monat geringer ist als im Oktober, betrug das Plus 1,2 K. Trotz dieser positiven Abweichung blieben wirklich warme Tage aus, die 20-Grad-Marke wurde anders als in vielen Oktobermonaten nicht mehr erreicht. Meist lagen die Höchstwerte um 15 Grad, am wärmsten wurde es am 23. mit 17,4 Grad, der niedrigste Höchstwert von 9,0 °C datiert vom 26.10., dem einzigen Tag mit einem einstelligen Maximum. Die kältesten Nächte gab es gleich zu Monatsbeginn mit dreimal Bodenfrost in Folge. Luftfrost wurde hingegen noch nicht gemessen, die tiefsten Werte am 2. und 3. lagen knapp unter der Marke von einem Grad.

Blickt man auf die inzwischen gut neun Jahrzehnte seit Beobachtungsbeginn in Holzminden, dem Vorgängerstandort der seit 2006 in Bevern beheimateten Messreihe des DWD, waren 23 Oktober wärmer, 67 kälter und einer gleich temperiert im Vergleich zum 2025er. Rekordwarm war es im Oktober 2001 mit 13,2 Grad – damit ist der älteste Monatsrekord der Reihe nun fast 25 Jahre alt. Nur zwei Jahre später trug sich der 2003er mit 6,3 Grad als kältester Oktober in die lokale Wetterhistorie ein.

An der Wetterstation in Silberborn lag die Monatstemperatur bei 8,6 °C und damit um knapp 0,5 K über dem Mittelwert von 1991-2020 bzw. um 0,7 K über dem Klimamittel von 1961-1990. Abgesehen vom höhenlagenbedingt kühleren Gesamtniveau fällt das Fazit ähnlich aus wie in Bevern: Die ersten Nächte brachten leichten Bodenfrost, für Luftfrost reichte es aber auch auf fast 430 m Stationshöhe noch nicht. Das tiefste Minimum in zwei Metern Höhe wurde am 26.10. mit 0,6 °C gemessen. Knauserig war der Oktober bei den Höchstwerten, die meist leicht oberhalb der der Zehn-Grad-Marke verharrten und in der Spitze nicht über 13,7 °C am 23.10. hinaus kamen. Drei Tage später wurde mit 5,6 °C das niedrigste Maximum des Monats gemessen. In der seit 1931 bestehenden Hochsolling-Messreihe waren 33 Oktober wärmer und 61 kälter als der diesjährige. Den Rekord auf der warmen Seite hält auch hier der 2001er mit 11,5 Grad, am kalten Ende findet sich der 1974er mit 3,7 °C.

Die Analyse der Großwetterlagen über Europa sieht angesichts der geringen Sonnenscheinsumme und der häufigen Niederschläge erst einmal überraschend aus, ebenso wie der Blick aufs Barometer und die dort angezeigten Werte für den Luftdruck: Brachte Hochdruck im Zuge einer Ostlage zu Monatsbeginn noch trockene Kontinentalluft mit Sonnenschein und eine anschließende west-nordwestliche Tiefdruckphase kräftigen Regen, herrsche ab dem 6.10. für fast zwei Wochen erneut Hochdruck – zumindest formal. Das Hochdruckzentrum lag aber nun konstant westlich bis nordwestlich von uns im Bereich der Britischen Inseln und die Luftzirkulation im Uhrzeigersinn um das Hoch herum sorgte für eine ständige Zufuhr feuchter und wolkenreicher Luft von der Nordsee. Mit fortschreitender Jahreszeit war der Sonnenstand bereits zu niedrig, um diese Feuchte wegzuheizen – die Folge war tiefhängende, hochnebelartige Bewölkung, aus der zeitweise leichter Nieselregen fiel – zwar keine großen Mengen, aber gänzlich trockene Tage gab es während dieser langen und bewegungsarmen Witterungsphase nur vereinzelt. Zum Ende der zweiten Dekade löste lebhafte Tiefdrucktätigkeit aus Westen, später Nordwesten die „Gammelhochdrucklage“ ab und brachte auffrischenden Wind sowie regelmäßige und nun auch ergiebige Niederschläge. Daran änderte sich bis Monatsende fast nichts mehr, immerhin der Feiertag am 31. ging trocken über die Bühne.

Damit markierte der Oktober das Ende der langen Phase mit deutlich unterdurchschnittlichen Regenfällen, die im Kreis seit Februar andauerte. An allen Messstellen wurden die langjährigen Mittelwerte deutlich übertroffen. An der Spitze stehen 132,6 mm in Silberborn, was einem Plus von 43 mm oder 48% gegenüber dem Klimawert der Jahre 1991-2020 entspricht. Auch die Plätze zwei und drei gehen an den Solling und seine Ausläufer: Amelith meldete 121 mm und Hellental 117. Dreistellig wurde es auch noch in Vorwohle mit 102 mm, dahinter folgen Polle mit 97 mm, Ottenstein mit 94, Lüchtringen mit gut 89 und Bevern mit 87 mm, wo das langjährige Mittel um rund 27% übertroffen wurde.  Das Schlusslicht bildet Hehlen mit 78 mm. Ein Blick in die Computermodelle zeigt, dass die aktuelle Tendenz für den November eher wieder in die trockene Richtung gehen dürfte.

Die Sonne konnte sich nur an wenigen Tagen länger in Szene setzen, wobei schon fast ein Drittel der Monatssumme auf die ersten beiden Tage entfiel. Nach 31 Tagen kamen lediglich 55 Stunden zusammen, kaum mehr als die Hälfte eines durchschnittlichen Oktobers. Das ist zwar noch ein ganzes Stück über dem Negativrekord aus dem Jahr 1974 mit ganzen 36 Stunden, aber sehr viel näher an der roten bzw. grauen Laterne als am bisher sonnigsten Oktober in der Region, der 1951 satte 171 Stunden brachte. So schrammte der 2025er als vierttrübster nur haarscharf am Podest der drei bisher sonnenscheinärmsten Oktobermonate vorbei.

Der Wind war in den ersten drei Wochen mit Ausnahme des 4.10., als es kurzzeitig Böen bis Stärke 8 gab, meist gemächlich unterwegs – im Mittel mit Stärke 2-3, in Böen 4-5 und nur ganz vereinzelt bis 6. Das änderte sich in der letzten Dekade vor allem mit Sturmtief Joshua, das über der Nordsee stellenweise sogar orkanartige Böen mit sich brachte. Bei uns zog der Mittelwind auf Stärke 4 an und die Böen erreichten je nach Standort Stärke 6-8. Der DWD-Windmesser in Northeim-Stöckheim meldete am 23.10. sogar eine Maximalgeschwindigkeit von 94,0 km/h, was Beaufort 10 entspricht.

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Autor: wesersollingwetter

Hobbymeteorologe und Autor des monatlichen Lokalwetterrückblicks im Täglichen Anzeiger Holzminden.

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