Der Mai 2023 brachte viel Sonne und in der Fläche deutlich zu wenig Regen
Fotos von Annette Mokross
Wechselhaftes Wetter dominierte die erste Hälfte des letzten meteorologischen Frühlingsmonats, der gerne auch als „Wonnemonat“ bezeichnet wird. Mal sonnig, mal grau, mal eher kühl und mal mäßig warm – die ersten Wochen verliefen in ruhigem Fahrwasser und brachten auch ausreichend Niederschläge. Doch in der zweiten Hälfte setzte sich hochdruckgeprägte und vor allem sehr trockene Witterung durch, kurz unterbrochen durch lokale Gewitter mit Starkregen am Abend des 22., die gebietsweise für Überschwemmungen sorgten, von denen vor allem ein Streifen von Negenborn bis Stadtoldendorf betroffen war sowie Teile der B64 nach Eschershausen. Aber auch in anderen Orten gab es punktuelle „Volltreffer“, während es nur wenige Kilometer weiter kaum regnete. Fast gar nichts bekam der Solling an diesem Abend ab und auch sonst war es dort in der zweiten Monatshälfte nahezu komplett trocken, so dass die Niederschlagsbilanz in der Fläche ein deutliches Minus aufweist. Dank eines Schlussspurts mit einer Reihe von sehr sonnigen Tagen wurde das Klimamittel bei der Sonnenscheindauer noch übertroffen, die Temperaturen entsprachen nahezu exakt den langjährigen Durchschnittswerten.

der zu Überschwemmungen führte, während es andernorts nahezu trocken blieb
Mit einer Monatstemperatur von 13,51 °C machte der Mai 2023 an der DWD-Klimastation in Bevern eine Punktlandung auf dem Mittelwert von 1991-2020; gegenüber der älteren Norm von 1961-1990 gab es ein Plus von 1,0 K. Nach dem letzten warmen Mai und seinen drei (sehr) kühlen Vorgängern erlebte die Region diesmal also Durchschnittskost. Auch die Maxima und Minima waren unauffällig: Am wärmsten wurde es in Bevern am 22. vor den Gewittern mit einem Höchstwert von sommerlichen 27,9 °C, die kälteste Nacht schrammte am 3. mit 0,1 °C denkbar knapp am Luftfrost vorbei. Recht ungewöhnlich war allerdings die hohe Anzahl von kühlen bis kalten Nächten mit Tiefstwerten zwischen null und gut sechs Grad, während es nur in vier Nächten zweistellig blieb. Einen späten Bodenfrost meldete die Beveraner Station am 18. mit einem Wert von -1,2 °C in fünf Zentimetern Höhe über dem Erdboden.
An der Wetterstation in Silberborn lag die Monatstemperatur mit 11,6 °C knapp 0,2 K über dem Klimawert der Jahre 1991-2020 bzw. 1,2 K über dem Mittel von 1961-1990. Am 2. blieb der Höchstwert letztmals einstellig (8,6 °C), am 3. gab es mit -0,7 °C den letzten Luftfrost. Am wärmsten wurde es auch im Hochsolling am 22., als in Silberborn auf rund 430 m Messhöhe ein meteorologischer Sommertag mit 24,9 °C hauchdünn verfehlt wurde. Die Anzahl der Tage mit einem Höchstwert über 20 Grad blieb mit ganzen vier sehr überschaubar. Auch hier gab es viele kühle Nächte, die durchschnittliche Tiefsttemperatur lag mit 6,2 °C aber nur geringfügig unter der im Wesertal in Bevern (6,8 °C), da die Höhenlage eine stärkere Auskühlung häufig verhindert, weil sich die kalte Luft oft nicht so stark wie im Tal sammeln kann, sondern talwärts ausfließt.

und zeigte am Monatsende ein frühsommerliches Gesicht
Die Analyse der Großwetterlagen über Europa zeigt eine klare Dominanz von Nord-und Ostlagen. Dabei befand sich eine deutlich positive Druck- und Potenzialanomalie auf dem Nordostatlantik nordwestlich von Irland und manifestierte sich dort in der zweiten Monatshälfte. Im Bodenfeld reichte oft eine Hochdruckbrücke bis nach Nordosteuropa, während der Mittelmeerraum unter Tiefdruckeinfluss stand. Bei einer solchen Anordnung der Druckgebilde haben Tiefs vom Atlantik mit Regen kaum eine Chance, bis nach Mitteleuropa vorzudringen. Entsprechend erklärt sich die fast durchgehend trockene zweite Monatshälfte. Die Luftmassen in der 850-hPa-Fläche (ca. 1.500 m Höhe) waren aufgrund der Anströmung und ihres Ursprungs oft unterkühlt bis maximal mäßig warm; die Ausnahme bildete eine vorübergehende Drehung auf eine feuchtwarme Südostlage zu Beginn der dritten Dekade, die für die teils unwetterartigen Gewitter sorgte. Mit der fast ungehinderten Einstrahlung der kräftigen Maisonne erwärmte sich die Luft am Boden zum Monatsende dann im Tagesverlauf zunehmend, die Nächte blieben aber kühl.
Fiel die Niederschlagsbilanz bis Monatsmitte noch normal aus, gab es in der zweiten Hälfte nur noch 1-3 Regentage im Kreis – und die einzigen größeren Mengen gingen eng begrenzt als Starkregen nieder, der – dies zeigen die Überschwemmungen – nicht in die Bodenschichten eindringen kann, sondern diese teils mitreißt, ansonsten weitgehend oberflächlich abfließt. Während anders als im vergangenen Sommer diesmal zunächst noch ausreichend Feuchte in den tieferen Bodenschichten vorhanden ist, sind die oberen Schichten in den letzten Wochen rasch wieder ausgetrocknet – und die Situation scheint sich bis mindestens Mitte Juni nicht zu ändern: Viel Hochdruck mit Sonnenschein, vielleicht mal Gewitterschauer, aber keinen flächigen Regen zeigen die Wettermodelle übereinstimmend an.

Dort, wo es am Abend des 22. schüttete, wurden die langjährigen Mittelwerte im Mai sogar fast noch erreicht, anderswo lagen die Summen deutlich im Minus. In Bevern, das kaum von der Gewitterlinie betroffen war, fielen 45,4 mm, das sind gut drei Viertel des Klimawerts. Spitzenreiter war diesmal Hehlen mit 68,0 mm, es folgen Polle mit 64,1 und Vorwohle mit 60,6 mm. Lüchtringen und die Holzmindener Südstadt, am Abend des 22. mit je über 20 mm dabei, brachten es auf 54,4 bzw. 56,0 mm und Ottenstein im Nordwesten des Kreises auf genau 50 mm. Deutlich weniger war es trotz des feuchteren Klimas im Solling: Hellental, sonst oft vorn, meldete nur 42,1 mm, und Silberborn sogar lediglich 39 mm – dort fiel nicht einmal die Hälfte der durchschnittlichen Menge.
Die Sonnenscheindauer lag mit gut 244 Stunden am Ende 46 Stunden über dem Mittel der Jahre 1991-2020. Nach langen wechselhaften Phasen etablierte sich zum Monatsende eine sonnenscheinreiche Lage mit fast 80 Stunden in den letzten sechs Tagen. Am 31. wurde erstmals in diesem Jahr die 15-Stunden-Marke geknackt, überhaupt kein Sonnenstrahl schaffte es am 11. durch die geschlossene Wolkendecke. Dieser Tag, im Kalender gern als erster Eisheiliger namens Mamertus geführt, brachte statt Kälte den regenreichsten Tag des Monats an der Station Bevern.

Frühjahr: Fast alles im Durchschnitt
Bleibt der Blick auf die Bilanz des meteorologischen Frühjahrs von März bis Mai: An der Station in Bevern lag die Mitteltemperatur mit 9,42 °C bis aufs Hundertstel genau auf dem Klimamittel von 1991-2020, es fiel mit 177,6 mm geringfügig (11 mm) mehr Regen und auch beim Sonnenschein gab es mit 492 Stunden ein ganz kleines Plus von gut einem Prozent oder fünf Stunden. Der Mai konnte mit seinem Schlussspurt das Minus der Vormonate beim Sonnenschein also noch überkompensieren, während der Trend beim Niederschlag in die andere Richtung weist: Der leichte Überschuss geht auf den nassen März zurück, während April und Mai verbreitet zu trocken waren.
In Silberborn war das Frühjahr mit 7,27 °C minimal kühler als aktuellen 30-Jahres-Mittel (7,4 °C). Nach einem ebenfalls sehr nassen Auftakt in den ersten Wochen brachten April und Mai zusammen nur noch etwa so viel Regen wie der März und verkehrten das deutliche Plus nach dem ersten Drittel noch in ein – wenn auch nur kleines – Minus: 221 mm war hier die Jahreszeitsumme, 3 mm weniger als der aktuelle Klimawert. Dies konnte auch durch ein ganz und gar unmeteorologisches Fundstück am Morgen des 1. Mai nicht ausgeglichen werden, als statt Regentropfen eine Abfallschale mit Ketchupresten im Auffangbehälter des Regenmessers zum Vorschein kam.












