Der April 2023 war kühl und trocken bei durchschnittlicher Sonnenscheindauer
Fotos von Annette Mokross
Blickt man nur auf die Wetterkarten mit den Luftdruckverteilungen, so kommt man fast zwangsläufig zu dem Schluss, dass der April 2023 mehr Regen als gewöhnlich gebracht haben muss. Und tatsächlich war es bundesweit gesehen, also im deutschen Gebietsmittel, nicht nur überdurchschnittlich nass, sondern es wurde sogar der April mit der größten Niederschlagssumme seit immerhin 15 Jahren registriert. Ungewöhnlich an den üblichen regionalen Unterschieden war diesmal, dass sie keinem erkennbaren geographischen oder meteorologischen Muster folgten. So fanden sich umgeben von Landstrichen mit viel Regen solche mit klar unterdurchschnittlichen Mengen, u.a. im Breisgau, in der Vorderpfalz und am Mittelrhein sowie in einem Streifen von Ostwestfalen bis an die Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern, in dem sich auch der Landkreis Holzminden befand. An den meisten Stationen wurde nur etwa die Hälfte bis zwei Drittel der mittleren Aprilsumme gemessen. Dazu war es oft kühl mit häufigem Bodenfrost und die Sonnenscheindauer lag geringfügig unter dem langjährigen Mittel.

Mit einer Monatstemperatur von 8,44 °C war der April 2023 an der DWD-Klimastation in Bevern um 1,1 K kälter als im Mittel der Jahre 1991-2020. Gegenüber der älteren Norm von 1961-1990 gab es hingegen ein Plus von 0,5 K und im Vergleich zum Vorjahr betrug der Unterschied nur wenige Hundertstel. Damit bestätigte der April erneut die große Spannbreite bei den Temperaturen in den letzten Jahren: Neben einigen frühsommerlich geprägten Exemplaren mit dem vorläufigen Höhepunkt im Jahr 2018 findet sich in jüngster Vergangenheit eine Reihe von eher kühlen Vertretern, die das Mittel der aktuellen Klimaperiode 1991-2020 recht deutlich verfehlten. Das gleitende Zehnjahresmittel ging in den letzten sieben Jahren trotz des 2018er Rekords von seinem Höchststand von 10,0 °C um über 0,6 K zurück. Bevor man allerdings vorschnell eine Abschwächung der Erwärmung oder gar Trendumkehr ableitet, muss man die Anfälligkeit kurzer Betrachtungszeiträume für eher zufällige Witterungsverläufe berücksichtigen. Es gilt hier also abzuwarten, auch wenn manche Klimamodelle für das Frühjahr eine nicht ganz so starke Erwärmung berechnen wie für die anderen Jahreszeiten.
Zurück vom Großen und Ganzen zu den Messwerten vor Ort: Am wärmsten wurde es in Bevern am 22. mit einem Höchstwert von 23,7 °C, einem von nur zwei Tagen über der 20-Grad-Marke und einem von nur sechs Tagen, an denen 15 Grad und mehr erreicht wurden. Das ist eine ungewöhnlich geringe Anzahl, während die Tage mit Bodenfrost mit 15 überdurchschnittlich hoch ausfiel und es selbst am Monatsletzten über dem Erdboden noch einmal unter den Gefrierpunkt ging. Luftfrost gab es an sechs Tagen, zuletzt am 27., der Tiefstwert wurde mit -3,8 °C am 4. April gemessen.
An der Wetterstation in Silberborn fällt die Bilanz bezogen aufs kühlere und feuchtere Sollingklima ähnlich aus. Mit einer Monatstemperatur von 6,2 °C war es im Vergleich zum Mittel der Jahre von 1991-2020 mit einer Abweichung von -1,3 K noch etwas kälter, gegenüber der Periode 1961-1990 gab es ein Plus von 0,4 K. Wärmster Tag war auch hier der 22. mit einem Maximum von 20,7 °C, ansonsten wurde die 15-Grad-Marke nur noch zwei Mal überschritten. Luftfrost gab es an acht Tagen und das Minium lag mit -5,0 °C am 4. im mäßigen Frostbereich. „Echte“ Winterrückfälle mit einer messbaren Schneedecke gab es aber auch auf über 400 m im Hochsolling anders als in den letzten beiden Jahren nicht mehr.

Die Analyse der Großwetterlagen über Europa zeigt wie eingangs erwähnt ein deutliches Übergewicht von Tiefdruck in Mitteleuropa. In der von Nordost- und Ostlagen geprägten ersten Dekade findet sich vom 4.-6. die einzige Hochdruckphase des gesamten Monats. Ab der zweiten Dekade wechselten sich dann Tiefdrucklagen aus West, Südwest, Nordwest und Ost munter ab, wobei ergiebige Niederschläge allerdings einen Bogen um die Region machten. Die höchsten Tagessummen lagen an den meisten der Stationen mit Niederschlagsmessung im Kreis und den angrenzenden Gebieten nur wenig über fünf Millimeter.
Die Monatssumme in Bevern schaffte es nur knapp über die Marke von 30 Millimetern, was einem Minus von fast einem Drittel gegenüber dem Klimawert von 1991-2020 entspricht, der zudem eine trockene Phase des Aprils abbildet. In den Jahren 1961-1990 hatte der Durchschnittswert noch fast 10 mm höher gelegen. Auffällig ist die geringe Zahl von Tagen mit Mengen über einem Millimeter, von denen nur sechs gemessen wurden. In Silberborn waren es davon zwar immerhin zehn, doch mit einer Monatssumme von 36,2 mm wurde das dortige Mittel von 1991-2020 mit nur 60% ebenfalls deutlich verfehlt.
Zur Einordnung der niedrigen Regenmengen muss aber auch betont werden, dass es sich anders als in vielen Jahren zuvor nicht um eine Trockenheit im Frühjahr handelt. Zum einen fielen März und Januar sehr nass aus, zum anderen sorgten niedrige Temperaturen und viele Wolken für eine nur geringe Verdunstung. Somit zeigt der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) unter ufz.de derzeit normale Verhältnisse im Oberboden bis 25 cm und nur noch leichte bis moderate Trockenheit im Gesamtboden bis 1,80 m Tiefe an. Vor Ort zeugte Weserhochwasser noch bis weit in den April hinein vom regenreichen März.

Die Monatssummen der weiteren Niederschlagsstationen in der Region lauten: Lüchtringen 23,6, Holzminden 25,0, Eimen-Vorwohle 34,0, Ottenstein 34,2, Hehlen 36,3, Polle und Hellental je 40,2 und Amelith 44,0 mm.
Die Sonnenscheindauer lag mit gut 165 Stunden etwas unter dem Mittel der Jahre 1991-2020 von 172,3 Stunden. Der einzige etwas längere freundliche Abschnitt fiel in die Hochdruckphase ab dem 4. April mit einer Viertagessumme von 41 Stunden. Ansonsten war Unbeständigkeit Trumpf, wie sie dem April ja sprichwörtlich anhängt, und es wechselten sich trübe Tage mit solchen mit einigen Stunden Sonnenschein ab und gelegentlich gesellte sich auch mal ein überwiegend sonniger Tag hinzu. Fast wolkenlos blieb es am Monatsletzten, dem einzigen Tag, an dem die astronomisch und messtechnisch maximale Tagessumme erreicht wurde, die am 30.04. bei immerhin schon 13,5 Stunden liegt. Diese steigt noch rund sechs Wochen Tag für Tag an und erreicht zwischen Mitte Juni und Anfang Juli einen Wert von ca. 15,6 Stunden (mehr lassen die Höhenzüge im Westen nicht zu). Danach geht es dann wieder Schritt für Schritt abwärts bis zur Talsohle Mitte Dezember, wenn nicht einmal mehr acht Stunden am Tag drin sind – die zu jener Jahreszeit aber in der Regel ohnehin kaum einmal erreicht werden.

Ein ungewöhnliches Ereignis spielte sich am Nachthimmel des 24. April ab, als bis über die Landesmitte intensive Polarlichter beobachtet werden konnten, die durch einen starken Sonnensturm verursacht wurden. Leider verwehrten in der Region dichte Wolken den Blick auf das Naturschauspiel.
Der Wind war trotz der häufigen Tiefdrucklagen meist nur mäßig, in Böen frisch unterwegs (Bft. 5-6). Nur an wenigen Tagen mischte sich mal eine Böe mit Bft. 7 darunter, die Spitzenwerte des Monats wurden am 11.04. an den DWD-Stationen in Northeim-Stöckheim mit 75,6 km/h (Bft. 9) und Lügde-Paenbruch mit 73,1 km/h (Bft. 10) gemessen, in Alfeld blieb es dagegen bei 54,4 km/h.












