Zweitwärmster Mai und wärmstes Frühjahr seit Aufzeichnungsbeginn / Lokale Überschwemmungen
Fotos von Annette Mokross
Ein sommerlicher Start, eine sehr sonnige zweite Woche mit der ersten stabilen Schönwetterphase des Jahres und eine wechselhafte, nasse zweite Hälfte mit lokalem Starkregen bis in den Unwetterbereich: Der Mai 2024 präsentierte dem Landkreis fast die ganze Bandbreite des Wetters innerhalb kurzer Zeit – mit einer Ausnahme: Anders im vorausgegangenen April und so manchem Mai der Vergangenheit blieben späte Kälterückfälle diesmal aus, so dass von Eisheiligen keine Rede sein konnte. Stattdessen lag das Temperaturniveau an den meisten Tagen deutlich über den langjährigen Durchschnittswerten, die kühlsten Tage lagen kaum darunter.
Beim Niederschlag gab es nach zwei grundverschiedenen Hälften – sehr trocken die erste, umso nasser die zweite – in der Monatsbilanz überall in der Region ein erneutes Plus, wobei eng begrenzte Starkregenschauer zu größeren Unterschieden bei den Tages- und Monatssummen führten und nicht jedes Ereignis von einer Messstation erfasst werden konnte. Die Sonne leistete vor allem in der zweiten Woche kräftig Überstunden, unterm Strich stand nach einer trüben zweiten Halbzeit noch ein Plus von 12%. Ein optischer Höhepunkt waren intensive Polarlichter am Nachthimmel vor allem am späten Abend des 10. bis nach Mitternacht am 11.Mai:

Mit einer Monatstemperatur von 16,27 °C war der Mai 2024 an der DWD-Klimastation in Bevern der zweitwärmste in der Zeitreihe Bevern/Holzminden seit Beobachtungsbeginn 1934 und erreichte damit fast das Niveau eines mittleren Junis. Gegenüber den langjährigen Maiwerten betrug das Plus bezogen auf die aktuelle Periode 1991-2020 2,75 K und sogar 3,79 K im Vergleich zum Klimamittel der Jahre 1961-1990. Die Höchstwerte lagen an ungewöhnlich vielen Tagen (22) über der 20-Grad-Marke, sieben Mal wurde ein meteorologischer Sommertag (ab 25 Grad) erreicht, Hitze blieb jedoch aus – der Höchstwert von 27,2 °C wurde gleich am 1. und nochmals am 15. gemessen. Der nächtliche Tiefstwert lag mit 4,0 °C am 8. so hoch wie noch nie in einem Mai, seit in Bevern gemessen wird (Inbetriebnahme Juli 2006) und erst zum dritten Mal blieb Bodenfrost im letzten Frühlingsmonat dort ganz aus.
An der DTN-Unwetterreferenzstation in Silberborn war es ebenfalls der zweitwärmste Mai seit Beginn der Wetterbeobachtungen im Hochsolling im Jahr 1931. Die dortige Mitteltemperatur lag mit 13,98 °C etwas weniger deutlich über den Klimawerten (+2,53 K gegenüber 1991-2020 und +3,58 K bezogen auf 1961-1990) und teilt sich den zweiten Platz mit dem Mai 1931 hinter dem Rekord von 2018 (14,87 °C). Wärmster Tag war gleich der Maifeiertag mit einem Höchstwert von 24,0 °C, der Tiefstwert lag am 8. bei 4,1 °C und Bodenfrost wurde wie in Bevern nicht mehr gemessen.

Die Analyse der Großwetterlagen über Europa zeigt in der ersten Woche einen Wechsel aus Südost- und südlicher Westlage, an die sich in der zweiten Woche mit einer Brücke über Mitteleuropa (BM) die erste stabile Hochdruckphase des Jahres anschloss und die in eine erneute Südostlage bis zur Monatsmitte mündete. In diese achttägige Witterungsphase vom 8.-15. fiel mit 106 Stunden fast die Hälfte des im gesamten Monat gemessenen Sonnenscheins.
Klar tiefdruckdominiert verlief dagegen die zweite Monatshälfte, da sich der zuvor für uns wetterbestimmende Hochdruck nach Nordosteuropa zurückzog und sich Tiefs, die sich zuvor auf den Südwesten des Landes beschränkt hatten, über weite Landesteile ausbreiten konnten. Diese Großwetterlage „Tief Mitteleuropa“ ist gekennzeichnet durch nur schwache Luftdruckgegensätze und wenig Dynamik, so dass die Regengebiete oft kaum von der Stelle kommen und punktuell für sehr hohe Niederschlagsmengen sorgen können, während es nur wenige Kilometer entfernt kaum regnet oder sogar trocken bleibt. So geschehen am Abend des 27. Mai in mehreren Ortschaften im Nordkreis, in denen Starkregen für Sturzbäche und Schlammlawinen sorgte und auch zwischen Stadtoldendorf und Eschershausen sehr große Mengen in kurzer Zeit niederprasselten.
In den Monatssummen aus den Bodenmessungen kommen diese eng begrenzten Regenereignisse nicht hinreichend zum Ausdruck – nicht überall steht eine Messstation, um alle Niederschläge in der Fläche erfassen zu können. In solchen Fällen helfen kalibrierte Radarsummen, wie sie der Anbieter Kachelmannwetter beispielsweise bei Kachelmannwetter zur Verfügung stellt. Demnach fielen am Abend des 27. gebietsweise über 30 und punktuell sogar etwas über 50 mm Regen binnen nur zwei Stunden.
Dort, wo am Boden gemessen wird, wurden folgende Monatssummen registriert: Regionaler Spitzenreiter war Amelith im Anstau des Sollings mit 131 mm, gefolgt von Silberborn und Vorwohle mit je 106 mm. Polle meldete 93,5 mm, Ottenstein 86, Lüchtringen 79,5, Bevern und Holzminden je 78 und Hehlen 75 mm. Schlusslicht war diesmal etwas überraschend das oft regenreiche Hellental mit 72,5 mm. Bezieht man die Radarsummen mit ein, finden sich um Stadtoldendorf stellenweise bis 120 mm.

Beim Sonnenschein fällt eine deutlich unterschiedliche Verteilung zwischen der ersten und zweiten Monatshälfte auf: Waren es bis 16. imposante 150 Stunden, kamen danach kaum über 70 Stunden hinzu. Unter dem Strich bilanziert der Mai mit 222 aber noch um 24 Stunden oder 12% über dem Mittel der Jahre 1991-2020.
Der Wind wehte im Mittel meist nur mit Stärke 2-3 und in Böen nur ganz vereinzelt mal mit 6-7 Beaufort. Da auch Wind nicht flächendeckend gemessen werden kann, sind kurzzeitig punktuell stärkere Böen in lokalen Gewittern nicht auszuschließen.

Frühjahrsbilanz: Rekordwarm und sehr nass
Mit dem Mai endete das meteorologische Frühjahr und es brachte im deutschen Gebietsmittel ebenso wie regional einen neuen Temperaturrekord, zugleich den ersten Jahreszeitenrekord seit 2007. Mit Temperaturen von 11,71 °C in Bevern und 9,64 °C in Silberborn wurden die bisherigen Höchstwerte von vor 17 Jahren um fast 0,6 bzw. knapp 0,4 K übertroffen und die jüngsten 30-jährigen Klimawerte um 2,3 bzw. 2,2 K.
Auch die Niederschlagsbilanz fällt klar überdurchschnittlich aus, wenn auch fernab von neuen Rekorden: In Bevern kamen 239,6 mm zusammen, ein Plus von gut 73 mm oder 44% gegenüber dem Mittel und der höchste Wert seit 2007. In Silberborn wurden 267 mm gemessen und damit 44 mm oder 20% mehr als im Durchschnitt. Die Rekorde liegen bei 344 mm aus dem Jahr 1981, seinerzeit noch in Holzminden am Stadtblick gemessen, und 396 mm in Silberborn aus dem Jahr 1994.
Beim Sonnenschein steht hingehen am Ende wie schon zuvor im Winter ein Minus: Mit rund 442 Stunden wurde das Klimamittel der Jahre 1991-2020 um knapp zehn Prozent bzw. 45 Stunden verfehlt. Damit war es das dritttrübste Frühjahr der letzten 20 Jahre.















