Wärmstes Jahr seit Messbeginn brachte viel Niederschlag bei durchschnittlicher Sonnenscheindauer
„In Deutschland war noch nie seit Messbeginn 1881 ein Jahr so warm wie 2024. Damit muss der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach 2023 erneut ein „Rekordjahr“ melden.“ So beginnt die Pressemeldung des DWD vom 30.12.2024 und ihre Aussage trifft auch auf unsere Heimatregion zu: Sowohl an der Wetterstation des DWD in Bevern, repräsentativ für die Niederungen des Kreises, als auch an der Station in Silberborn, einem privaten Gemeinschaftsprojekt mit der Stadt Holzminden und stellvertretend für den Hochsolling, erreichten die Jahrestemperaturen 2024 neue Höhen. Und das ohne extreme Temperaturspitzen, auch in diesem Punkt unterscheidet sich das lokale Wetter nicht von der bundesweiten Bilanz des DWD.

Mit einer Jahrestemperatur von 11,59 °C war das Jahr 2024 an der DWD-Station in Bevern so warm wie keines zuvor in der Geschichte der lokalen Messungen, die inzwischen 90 Jahre zurückreichen. Das Plus gegenüber dem Klimamittel der Jahre 1991-2020 betrug 1,7 K, gegenüber der älteren Periode von 1961-1990, die das Klima vor der Erwärmung abbildet, waren es sogar +2,8 K. Der erst im Vorjahr aufgestellte Rekord von 11,32 °C wurde erneut deutlich um fast 0,3 K übertroffen – wie 2023 schon der vorherige Höchstwert von 11,01 °C aus den Jahren 2020 und 2022, deren Marken nunmehr schon fast 0,6 K tiefer als der aktuelle Rekord liegen. Solche Sprünge nach oben hat es in der Vergangenheit nur nach zuvor kalten Jahren gegeben, aber noch nie von einem ohnehin schon sehr hohen Niveau aus. Salopp formuliert hat die Erwärmung seit 2014 mehr als nur eine Schippe draufgelegt, was folgender Vergleich verdeutlicht: Betrug das Mittel der Jahre 1961-1990 noch 8,80 °C, waren es 1991-2013 schon 9,65 °C und der Zeitraum seit 2014 kommt in nur elf Jahren auf einen weiteren Anstieg von über einem Kelvin auf 10,73 °C.
Wesentlicher Treiber waren ein rekordwarmer Februar, auf den ein neuer Jahreszeitenrekord im Frühjahr folgte. Der Sommer verlief zwar auch überdurchschnittlich warm, aber nicht heiß, so dass sich die Wärmebelastung durch Hitze in Grenzen hielt und vielen das Jahr in der Erinnerung wohl gar nicht so besonders warm vorkommen mag. Eine Hitzewelle blieb wie schon 2023 aus, das Maximum von 34,1 °C in Bevern fällt in die Rubrik unauffällig, ebenso wie die insgesamt zwölf heißen Tage. Auffällig war hingegen die dünne Bilanz am anderen Ende der Skala: An nur 35 von 366 Tagen gab es Frost – so wenige wie noch nie in der Messreihe Bevern/Holzminden. Das Minimum von -9,7 °C gilt mittlerweile als durchschnittlich, bis 2013 waren Werte deutlich unter minus 10 Grad noch die Regel beim Jahrestiefstwert. Und bei den Monatsbilanzen gab es erstmals kein Minus gegenüber dem neuen Klimamittel von 1991-2020, alle zwölf überschritten ihr Mittel – am klarsten der Februar mit über fünf (!) Kelvin, gefolgt von März und Mai mit knapp 3 K; am geringsten Juni und Juli mit jeweils rund 0,3 K.

An der Wetterstation in Silberborn auf 428 m gab es ebenfalls einen neuen Jahresrekord: Mit 9,45 °C wurden die langjährigen Mittelwerte um 1,6 K (1991-2020) bzw. 2,65 K (1961-1990) und die bisherige Höchstmarke aus dem Jahr 2022 um 0,2 K übertroffen. Auf einen neuen Februarrekord folgten ebenso wie in Bevern weitere Rekorde im März und im Frühjahr, wärmster Monat war wie im Wesertal der August und kältester der Januar, der für den einzigen wirklich winterlichen Abschnitt des Jahres im Hochsolling mit einer Schneedecke bis 12 cm und fast zwei Wochen Dauerfrost sorgte. Die weiteren Eckdaten des Jahres von der Station sind in der Übersicht aufgeführt.
Wie schon 2023 fiel nicht nur die Temperatur-, sondern auch die Niederschlagsbilanz klar überdurchschnittlich aus. Erfreulich für die Natur: Die Regenfälle verteilten sich diesmal recht homogen über das Jahr, kurze und sehr kräftige Starkregenereignisse wie am 1. August, als flächig gut 50 Liter auf jeden Quadratmeter binnen weniger Stunden am Abend und in der frühen Nacht fielen, blieben ebenso die Ausnahme wie längere Trockenperioden. In Bevern kamen insgesamt 962 mm zusammen, ein Plus von gut 21% gegenüber dem Mittel 1991-2020. Zehn Monate waren nasser als im Schnitt, am deutlichsten Februar, April, August und September, während Oktober und Dezember unter ihrem Mittel lagen.

Ähnlich auf höherem Niveau sehen die Zahlen aus Silberborn aus, wo bei der Jahressumme nur ein Millimeter zur Marke von 1.200 mm fehlte, das sind rund 14% mehr als im Schnitt. Auffällig nass waren hier Februar, April und Mai; ein erwähnenswertes Minus gab es nur im Oktober.
Die weiteren Werte aus der Region von DWD-Stationen mit Niederschlagsmessung: Amelith 1.165 mm, Hellental 1.102, Polle 1.036, Ottenstein 1.025, Hehlen 1.001, Vorwohle 977 und Lüchtringen 895 mm; die private Messung im Stadtgebiet von Holzminden ergab 972 mm.
Auch die Sonnenscheindauer lag mit ca. 1.537 Stunden etwas über dem langjährigen Mittel, das Plus fiel mit 18 Stunden oder knapp 2% aber so gering aus, dass das Jahr 2024 als durchschnittlich beim Sonnenschein einzuordnen ist. Dabei war die Phase mit den höchsten Temperaturüberschüssen von Februar bis Mai die trübste in Relation zu den langjährigen Mittelwerten, während August, September und, man staune, der Januar am deutlichsten über ihrem Durchschnitt landeten. In absoluten Zahlen lag der August mit gut 240 Stunden vorn, gefolgt von Mai, Juli und Juni mit Monatssummen zwischen 222 und 214 Stunden.

Von größeren Unwettererscheinungen, das schließt die insgesamt unauffällige Windbilanz mit ein, blieben der Kreis und seine Bewohner 2024 weitgehend verschont.

















































































































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