Frühwinter zu Beginn und Hochwasser zu Weihnachten

Der Dezember 2023 war trotz eines Kaltstarts sehr mild und teils rekordnass

Der Frühwinter kam überpünktlich und bescherte der Region bereits Ende November Schnee bis in die Niederungen, bevor ein Wetterwechsel mit deutlicher Milderung am zweiten Dezemberwochenende auch die stattliche Schneedecke im Hochsolling binnen kurzer Zeit verschwinden ließ. Für den großen Rest des ersten meteorologischen Wintermonats dominierten atlantische Luftmassen mit für die Jahreszeit ungewöhnlich lang anhaltenden hohen Temperaturen und im Laufe der zweiten Hälfte immer längeren und intensiveren Regenfällen, die das Wesertal in der Weihnachtswoche unter Wasser setzten und dem Hochsolling den nassesten Dezember seit Beginn der dortigen Wetterbeobachtungen bescherten. Trotz einiger Dauerfrosttage zu Beginn fiel die Monatsbilanz bei den Temperaturen sehr mild aus. Die Sonnenscheindauer blieb mit ganzen 17 Stunden noch zurückhaltender als ohnehin schon üblich zu dieser Jahreszeit.

Schnee bis in die Niederungen, hier der Weserbogen bei Polle, brachten die ersten Dezembertage ©A. Mokross

Mit einer Monatstemperatur von 5,43 °C war der Dezember 2023 an der DWD-Klimastation in Bevern um fast 2,7 Kelvin wärmer als im Mittel der Jahre 1991-2020. Im Vergleich zum niedrigeren, 30 Jahre älteren Klimawert der Periode 1961-1990 betrug das Plus sogar 3,7 K. Damit war es der fünftwärmste Dezember seit Aufzeichnungsbeginn 1934 – trotz eines durchaus winterlichen Starts mit leichtem Dauerfrost. Von außergewöhnlichen Höchstwerten wie den rekordwarmen 18,1 Grad am Silvestertag 2022 blieb die milde Westwetterlage ab dem Ende der ersten Dekade in diesem Jahr zwar weit entfernt, dafür gab es bis zum Jahresende aber keine kühle, geschweige denn kalte Phase mehr – Durchschnittswerte bei den Maxima von 9,5 °C und fast fünf Grad bei den Minima ab dem 10. Dezember erinnern deutlich mehr an Herbst als an Winter. Auch die Zahl der Frosttage blieb mit sieben, die allesamt in den ersten acht Tagen gemessen wurden, deutlich unter den langjährigen Mittelwerten. Die Zeit ab 9. markiert eine der bisher längsten frostfreien Perioden in einem Dezember überhaupt.

Auch im Hochsolling musste der Frühwinter im Laufe des zweiten Adventswochenendes nassem Schmuddelwetter weichen. Nach vier Eis- und acht Frosttagen zu Beginn gab es selbst auf fast 430 m Höhe an der Station in Silberborn nur noch einen kurzen und leichten Frost mit -0,7 °C in der Nacht zum 27.12., insgesamt neun Frosttage sind in dieser Region ungewöhnlich wenig für einen Dezember. Am kältesten war es gleich am Monatsersten mit einem Tiefstwert von -7,3 °C, am wärmsten zu Heiligabend mit 9,6 °C. Ein Schnitt von 6,5 °C bei den Höchstwerten ab dem 10.12. dokumentiert auch hier die selbst in Zeiten des sich weiter erwärmenden Klimas außergewöhnliche Milde der letzten drei Dezemberwochen. Die Monatsmitteltemperatur landete bei 2,95 °C und lag um gut 2,2 K über dem Mittel der Jahre 1991-2020, womit es der sechstwärmste Dezember seit Aufzeichnungsbeginn war.

Winterlicher 1. Adventssonntag im Solling, hier an der Landstraße zwischen Neuhaus und Silberborn

Die Analyse der Großwetterlagen über Europa zeigt eine selten in diesem Umfang aufgetretene Dominanz von Westlagen und stützt die These, wonach bestimmte Muster bei den Wetterlagen im Zuge des Klimawandels eine zunehmende Persistenz aufweisen. Diese verstärkte Erhaltungsneigung, die in den letzten Jahren und da vor allem im Sommerhalbjahr häufig zu langen Trockenphasen geführt hatte, schlug nun in der zyklonalen, also tiefdruckgeprägten Form voll zu. Die hohen Meeresoberflächentemperaturen trugen ihren Teil dazu bei, dass die Luft viel Feuchte aufnehmen konnte, der Jetstream sorgte dafür, dass die Tiefs über längere Zeit auf gleicher Zugbahn ost- oder südostwärts zogen. Dadurch waren häufig dieselben Gebiete von anhaltenden Regenfällen betroffen, was sich zu einer teils markanten Hochwasserlage in Niedersachsen führte, bei der die Oberweser aber vergleichsweise glimpflich davonkam – und so fiel auch die erste Schadensbilanz der Stadt Holzminden von Anfang Januar verhalten positiv aus: Größere Schäden waren demnach nicht zu beklagen. Mit dem sich abzeichnenden Wechsel hin zu einer längeren Hochdruckphase sollten die Pegel und das Grundwasser bald deutlich fallen.

Doch bevor wohl zum Ende der ersten Januarwoche seit langer Zeit ein mehr als nur wenige Tage anhaltender trockener Witterungsabschnitt anbricht, gilt es die außergewöhnlich hohen Monatssummen des Vormonats zu bilanzieren und einzuordnen: So gab es in Silberborn wie bereits im TAH vom 2. Januar vorab gemeldet den niederschlagsreichsten Dezember seit dort gemessen wird – mit 206,3 mm wurde der bisherige Rekord aus dem Jahr 1993 um wenige Millimeter übertroffen. Allein am 23. fielen fast 40 mm binnen 24 Stunden vom Himmel, zwischen dem 19. und 25. wurden 110 mm innerhalb von sieben Tagen gemessen und damit mehr als im Schnitt eines gesamten Monats. Gegenüber dem langjährigen Monatsmittel von 105 mm steht ein Plus von gut 100 mm oder 96%.

Kleiner Fluss ganz groß – Weserhochwasser Richtung Heinsen an Heilgabend ©A. Mokross

Zu Beginn des Monats waren es noch meist leichte Schneefälle, mit dem rabiaten Tauwetter am zweiten Wochenende fiel anschließend ausschließlich Regen mit häufig zweistelligen Tagessummen. Dennoch konnte der Solling in der ersten Woche mit einer für die Jahreszeit eher ungewöhnlich hohen Schneedecke von 10-15, stellenweise bis zu 20 cm, viele Besucher anlocken. Vor allem am ersten Adventswochenende waren die Rodelhänge ein beliebtes Ausflugsziel und eine lange Fahrzeugschlange zog sich am Rand der B497 zwischen Neuhaus und Silberborn entlang – ein in den letzten Wintern selten gewordenes Bild.

Die höchste Monatssumme wurde mit 222,1 mm allerdings wieder einmal an der tiefer gelegenen Station in Hellental auf 270 m gemessen, wo in einer Staulage noch günstigere Voraussetzungen für hohe Niederschlagsmengen bestehen als in Silberborn, das eher das Profil einer Hochebene aufweist. Doch auch die Zahlen der anderen Messstellen in der Region können sich sehen lassen: So fielen in Amelith 212,3 mm, in Polle (Wilmeröder Berg) 202,1, in Ottenstein 196,3, in Vorwohle 186,8, in Holzminden 173,3, in Bevern 171,5 und in Hehlen 158,9 mm. Schlusslicht war Lüchtringen mit vergleichsweise bescheidenen 144,1 mm. Im Oberwesertal war es damit der zweitnasseste Dezember hinter dem Rekordhalter von 1986.

Weserradweg unter Wasser am 26.12. ©A. Mokross

Schnee gab es zu Monatsbeginn bis in die Niederungen, in Bevern waren es am Morgen des 3. acht Zentimeter auf 110 m Stationshöhe, in Holzminden und Lüchtringen immerhin noch sechs. Der dickste Schnee kam diesmal nicht im Solling zum Vorschein, sondern am Elfaß in Vorwohle, wo die Bedeckung am 5. Dezember auf bis zu 25 cm angewachsen war.

Tief verschneite Kulisse am Parkplatz Mecklenbruch am 6. Dezember

Sonnenschein suchten die Kreis-Holzmindener in diesem Dezember oft vergeblich und wenn sie ihn mal fanden, dann meist nur kurz – mit diesen Worten lassen sich die höchste Tagessumme von gerade mal drei Stunden sowie die Monatssumme von ganzen 17 Stunden wohl am besten zusammenfassen. Damit wurde nicht einmal ganz die Hälfte des langjährigen Mittelwerts erreicht und auch die Quartalsbilanz fällt mit 117 Stunden sehr bescheiden aus: Im Schnitt zeigt sich die Sonne von Oktober bis Dezember immerhin 60 Stunden länger am Himmel.

Die Sonne tat sich sehr schwer im trüben Dezember 2023 ©A. Mokross

Der Wind schließlich machte sich bei der dynamischen Westwetterlage stärker bemerkbar als in den Vormonaten, die Windmesser des DWD in der weiteren Umgebung registrierten zwar nur stellenweise einen echten Sturmtag mit Bft. 9, dafür gab es aber an vielen Stationen eine ganze Serie von Tagen mit steifem Wind bis stürmischen Böen (Bft. 7-8) in der letzten Monatsdekade.

Mystische Morgennebelstimmung an der Weser bei Polle am 27.12. ©A. Mokross

Kaum Sonnenschein, sehr viel Regen und am Ende winterlich

Der November 2023 war sehr nass und trüb / Zweitwärmster Herbst seit Messbeginn

Lange Zeit sah es so aus, als würde auch der November die Geschichte der außergewöhnlich warmen Witterung in diesem Herbst bis zum Schluss fortsetzen und am Ende womöglich ein neuer Jahreszeitrekord stehen. Doch eine Umstellung auf eine frühwinterliche Lage zum Monatsende mit sogar etwas Schnee bis in die Niederungen setze diesen Ambitionen ein jähes Ende. Die im Oktober begonnenen Regenfestspiele gingen unvermindert weiter, zusammen mit dem Schnee der letzten Tage summierten sich die Niederschläge auf verbreitet dreistellige Werte in der Region. Sonnenschein hatte unter vorherrschendem Tiefdruck kaum eine Chance und so erreichte die Monatssumme kaum mehr als die Hälfte ihres ohnehin bescheidenen Klimamittels.  

Pastellfarbene Spätherbstlandschaft am 18. November © A. Mokross

Mit einer Monatstemperatur von 6,71 °C war der November 2023 an der DWD-Klimastation in Bevern um knapp 1,1 Kelvin wärmer als im Mittel der Jahre 1991-2020. Im Vergleich zum niedrigeren, 30 Jahre älteren Klimawert der Periode 1961-1990 betrug das Plus 1,85 K. Der Temperaturverlauf war gekennzeichnet durch zwei sehr milde Dekaden und einen deutlichen Rückgang, ja eher schon Absturz im Laufe der dritten. Der erste Luftfrost der Saison trat am 22.11. und damit spät auf, danach gab es häufigen Nachtfrost, der sich unter der meist geschlossenen Wolkendecke aber in Grenzen hielt mit minimal -4,2 °C. In fünf Zentimetern über dem Erdboden ging es am Monatsletzten unter einer dünnen Schneedecke hingegen bis auf -7,3 °C hinunter. Am warmen Ende der Skala steht der Monatshöchstwert von 15,5 °C, der gleich zum Start erreicht wurde. An insgesamt 16 Tagen wurde die Zehn-Grad-Marke noch überschritten, darunter in der gesamten ersten Dekade.

An der Wetterstation in Silberborn lag die Monatstemperatur mit 4,12 °C nur um gut 0,2 K über dem dortigen Klimawert der Jahre 1991-2020 und 1,0 K über der Periode von 1961-1990. Wie schon im Vormonat drückte die anhaltende Tiefdrucklage die Temperaturen im Hochsolling stärker nach unten und dies vor allem tagsüber. Am wärmsten war auch hier gleich der Monatserste mit einem Höchstwert von 11,8 °C, der erste Frost datiert vom 12.11. und zum Monatsende stellte sich sogar leichter Dauerfrost ein. Am kältesten war es am Abend des 30. mit einem Tiefstwert von -7,2 °C in zwei Metern Messhöhe.

Winterlich ging es zu entlang der B497 im Solling am Monatsende

Die Analyse der Großwetterlagen über Europa zeigt nahezu ausschließlich tiefdruckgeprägte Witterungsphasen mit einer kurzen Pause zu Beginn der dritten Dekade, als eine Hochdruckbrücke den Übergang von der zuvor sehr milden Westlage (zu Monatsbeginn zunächst noch Süd) hin zu einer deutlich kälteren Nordlage einleitete. Der vorherrschende Tiefdruck, bei dem die einzelnen Tiefs auf dem Atlantik auf einer recht südlichen Zugbahn unterwegs waren und deren Zentren sich lange Zeit westlich von uns befanden, bevor diese sich zum Monatsende nach Mitteleuropa verlagerten, brachte der Region nach dem bereits sehr nassen Oktober einen weiteren Monat mit ungewöhnlich hohen Regenmengen und zwischen 26 und 27 Niederschlagstagen.

Bei den Monatssummen machte diesmal Amelith mit 161,5 mm das Rennen, gefolgt von Hellental mit 156,0 und Silberborn mit 150,2 mm. Die klimatisch feuchtere Sollingregion kam damit ebenso auf die über anderthalbfache Menge des durchschnittlichen Niederschlags wie die anderen Stationen in der Region, von denen allein Lüchtringen mit 97,4 knapp unter der Marke von 100 mm blieb.  In Holzminden waren es 100,2 mm, in Bevern 103,7, in Hehlen 118,8, in Vorwohle 123,0, in Polle 127,8 und in Ottenstein 139,5 mm.

Die Tagessummen erreichten dabei bis fast 19 mm in Silberborn und Hellental am 27.11., das meiste davon bereits als Schnee. Zehn Zentimeter waren es am Morgen des 28. In Hellental und sogar 18 cm im höher gelegenen Silberborn, wo zuvor am Wochenende der erste Versuch, den Frühwinter zu etablieren, noch gescheitert war und 2-3 cm wieder abgetaut waren. Doch auch die anderen etwas höher gelegenen Standorte bekamen ein ordentliches Stück vom Schneekuchen ab, so zum Beispiel der Wilmeröder Berg in Polle mit bis 14 cm, Vorwohle konnte mit 17 cm am Monatsende sogar die Führung übernehmen, während die Decke in Silberborn etwas gesackt war auf 15-16 cm. Selbst in Hehlen auf 133 m reichte es für bis zu sieben Zentimeter, während sich Bevern mit einem Zentimeter und Teile des Holzmindener Stadtgebiets mit leichten Schneeflecken begnügen mussten.

Zwei Jahreszeiten auf einem Foto © A. Mokross

Die Sonnenscheindauer übte sich wie schon im Oktober in Zurückhaltung und erzielte mit knapp 25 Stunden nur gut die Hälfte des langjährigen Mittels, das mit 45 Stunden auch nicht gerade für eine Lichttherapie tauglich ist. Im Vorjahr hatte es mit über 84 Stunden noch den drittsonnigsten November seit Aufzeichnungsbeginn gegeben. Immerhin der Abschied am 30. fiel versöhnlich und freundlich aus mit stellenweise bis zu fünf Stunden Sonnenschein, gebietsweise über frischem Schnee in einer fotogenen Frühwinterlandschaft.

Sonnenschein vor Schneekulisse – diese seltene Kombination
bot sich am Vormittag des 30.11. in Silberborn

Zweitwärmster Herbst seit Messbeginn

Trüb, sehr nass und auch nicht allzu warm – das dürfte der Eindruck der meisten Menschen sein, wenn man sie nach dem Herbstfazit 2023 fragt, und für die zweite Hälfte bestätigen dies die Messwerte auch weitgehend. Doch zum meteorologischen Herbst zählt auch der September, und der bringt eine trockene, sonnige und rekordwarme Bilanz mit auf die Waage, so dass sich der Eindruck der letzten Wochen dann doch ein Stück relativiert.

Bei der Temperatur landete der Herbst 2023 mit 12,35 °C in Bevern hinter dem Rekordhalter 2006 (12,78) ebenso auf Platz zwei wie im deutschen Gebietsmittel mit 11,59 °C. Das Klimamittel von 1991-2020 wurde damit um 2,43 K übertroffen. Auch in Silberborn war es der zweitwärmste Herbst mit 10,27 °C Mitteltemperatur und erst der dritte, der zweistellig abschloss. Das Plus zum Klimawert betrug hier 2,14 K.

Die Niederschlagssummen waren ebenfalls überdurchschnittlich, aufgrund des trockenen Septembers aber nicht so deutlich wie man vermuten könnte. In Bevern waren es 227,1 mm und damit gut 16% mehr als im langjährigen Mittel, in Silberborn wurden 316,2 mm gemessen, was einem Plus von rund 19% entspricht. Beim Sonnenschein konnte der sehr sonnige September das Minus der beiden nachfolgenden Monate überkompensieren, am Ende steht eine Summe von fast 330 Stunden und damit rund 43 Stunden bzw. 15% mehr als im Schnitt der Jahre 1991-2020.

So verabschiedeten sich November und Herbst 2023 © A. Mokross

Wasser marsch statt Goldener Oktober

Der Oktober 2023 war sehr mild mit viel Regen und wenig Sonnenschein

Fotos von Annette Mokross

Nach dem rekordwarmen September war auch der zweite meteorologische Herbstmonat deutlich wärmer als im langjährigen Mittel – der Wettercharakter aber ein ganz anderer. Statt Sonnenschein und Trockenheit dominierten nun Tiefdruckgebiete und brachten vor allem in der zweiten Monatshälfte fast täglichen und teils ergiebigen Regen. Unterm Strich stand in der Region mit leichten Unterschieden je nach Standort einer der wärmsten und nassesten Oktober der Messreihen, während sich die Sonnenscheindauer im unteren Viertel seit 1951 einsortiert. Trotz der vielen Tiefs blieben Herbststürme aus und die sonst zu dieser Jahreszeit häufigen Wettererscheinungen wie hartnäckiger Nebel und erste Fröste hatten keine Chance.

Mit einer Monatstemperatur von 12,81 °C war der Oktober 2023 an der DWD-Klimastation in Bevern um fast 3 Kelvin wärmer als im Mittel der Jahre 1991-2020. Im Vergleich zum niedrigeren, 30 Jahre älteren Klimawert der Periode 1961-1990 betrug das Plus sogar 3,3 K. Damit war es hinter 2001 und 2006 der drittwärmste Oktober der Zeitreihe Bevern/Holzminden ab 1934. Ungewöhnlich hoch waren dabei vor allem die Höchstwerte in den ersten zwei Wochen, als die 20-Grad-Marke noch neunmal überschritten wurde und es am 2. sogar noch einmal für einen späten meteorologischen Sommertag reichte mit dem Monatshöchstwert von 25,9 °C.

Auf der anderen Seite der Skala blieben kühle Nächte die Ausnahme, da meist dichte Bewölkung eine stärkere Ausstrahlung verhinderte. So blieb der tiefste in zwei Metern Höhe gemessene Wert in Bevern mit 3,1 °C weit vom ersten Luftfrost entfernt. Deutlich knapper wurde es in 5 cm Höhe über dem Boden, wo die Temperatur am 17. auf 0,1 °C sank. Im ebenfalls sehr milden Oktober des vergangenen Jahres lag die durchschnittliche Höchsttemperatur noch ein Stück höher als in diesem Jahr, dafür waren die Tiefstwerte oft niedriger – und damals hatte es einen kuriosen Temperaturverlauf mit im Laufe des Monats entgegen dem jahreszeitlichen Trend immer weiter ansteigenden Werten gegeben. Ein solches Phänomen blieb diesmal aus, ab Monatsmitte sanken die Maxima und die 15-Grad-Marke wurde nur noch an wenigen Tagen überschritten, auf der anderen Seite aber die 10-Grad-Marke nie unterschritten.

An der Wetterstation in Silberborn lag die Monatstemperatur mit 10,7 °C um 2,6 K über dem dortigen Klimawert der Jahre 1991-2020 und 2,8 K über der Periode von 1961-1990. Wieder bestätigte sich die Formel: Bei vorwiegendem Hochdruck ist die Temperaturdifferenz zum Klimamittel etwas größer und bei Tiefdruck etwas niedriger als im Wesertal. Somit war es in der Hochsolling-Messreihe, die ebenfalls bis in die 1930er-Jahre zurückgeht, „nur“ der sechstwärmste Oktober. Das Maximum wurde auch hier am 2. mit 22,0 °C gemessen und einen späten warmen Tag mit dem letztmaligen Überschreiten der 20-Grad-Marke für dieses Jahr gab es am 11. zu notieren. Die kälteste Nacht brachte am 17. ein Minimum von 1,8 °C, Frost war also auch auf fast 430 m Stationshöhe noch kein Thema. Die durchschnittlichen Tiefstwerte lagen bis zum 13. bei ungewöhnlich hohen 10,5 Grad und sanken danach auf gut sechs Grad im Schnitt ab.

Die Analyse der Großwetterlagen über Europa zeigt zunächst noch überwiegend antizyklonale, also hochdruckgeprägte Druckverteilungen unter westlichem und nordwestlichen Strömungsregime, wobei die Nordhälfte auch da schon immer wieder von nördlich ziehenden Tiefs beeinflusst wurde und daher vor Ort auch in der ersten Monatshälfte schon viele Wolken mit gelegentlichen Regenfällen das Himmelsbild prägten. Im Zuge dieser Gegensätze zu einem freundlicheren und trockenen Süden bildete sich nach Monatsmitte eine Luftmassengrenze aus, die von den Wettermodellen einige Zeit lang bis in die Landesmitte vorankommend und mit erstem Frost und Schnee bis in mittlere, teils tiefe Lagen berechnet wurde. Doch daraus wurde nichts, die Luftmassengrenze kam deutlich weiter nördlich zu liegen, die milde Luft setzte sich gegen die kalte durch und in der Folge übernahmen Tiefs mit milder Luft aus Westen, Südwesten und Süden und ergiebigen Regenfällen die Regie. Dieses Szenario hielt bis zum Monatsende an und bescherte der Region einen der nassesten Oktober der letzten Jahrzehnte.

Spitzenreiter im regionalen Vergleich war diesmal Silberborn mit einer Monatssumme von 135,8 mm, was einem Plus von gut 50% gegenüber dem Klimamittel 1991-2020 entspricht. Dabei wurde an 27 von 31 Tagen fallender und an 25 Tagen messbarer Niederschlag beobachtet, ab dem 18.10. gab es keinen gänzlich trockenen Tag mehr. Da die Böden das Wasser nicht überall so schnell aufnehmen konnten, war hier festes Schuhwerk gefragt – oder es gab nasse Füße. Im langjährigen Vergleich war es der nasseste Oktober in Silberborn seit 2002 und der drittnasseste seit 1974.

An der Klimastation des DWD in Bevern kamen 95,2 mm zusammen, hier war zuletzt der Oktober 2019 noch geringfügig nasser ausgefallen, zuvor muss man in dieser Messreihe aber sogar bis zum Rekordhalter 1998 zurück, um einen Oktober mit mehr Regen zu finden. Vergleicht man dieselben Zeiträume, war es hier immerhin der fünftnasseste seit 1974. Das Mittel der Jahre 1991-2020 wurde um knapp 40% überschritten, jenes von 1961-1990, als der Oktober noch deutlich trockener war, sogar um 90%.  Ebenfalls klar überdurchschnittlich waren die Summen an den anderen Stationen mit Niederschlagsmessung: Hellental auf Platz 2 in der Region meldete 130,3 mm, Ottenstein 123,7, Amelith 121,7, Polle 120,7 und Vorwohle 113,6 mm. Noch dreistellig ist auch der Wert aus Hehlen auf 133 m Stationshöhe mit 104,7 mm, während sich die knapp unter 100 m befindlichen Messstellen in Lüchtringen mit 97,3 und in Holzminden mit 96,2 mm begnügten.

Beim Sonnenschein gab es diesmal keinen Tag, der annähernd die mögliche Ausbeute einfuhr, am besten gelang dies noch am 11. mit etwas über acht Stunden. Während die erste Monatshälfte mit gut 51 Stunden auch schon etwas unter dem Durchschnitt lag, galt dies umso mehr für die zweite, die es nur noch auf 24 Stunden brachte. In Summe bedeuten 75,7 Stunden ein Minus von 22 Stunden bzw. knapp 22% gegenüber dem Mittelwert von 1991-2020, aber keinen ungewöhnlich trüben Oktober – zumindest, wenn man auf die jüngste Vergangenheit schaut: Seit 2016 waren es gleich dreimal noch weniger Sonnenstunden, davon 2016 und 2020 sogar nur knapp über 50. Im vergangenen Jahr brachte es der Oktober dagegen auf fast doppelt so viel Sonnenschein wie in diesem Jahr und der Rekord stammt immer noch aus dem ersten Jahr der flächendeckenden Sonnenscheinmessungen von 1951 mit 177 Stunden.

Farbenfroher September

Fast täglich geht Annette Mokross aus Polle mit der Kamera auf Motivjagd und fängt die schönsten und aufregendsten Wettermomente auch für diesen Blog ein. Der September 2023 brachte ein besonders Farbspektakel mit ganz unterschiedlichen Facetten hervor, das hier gesondert gezeigt werden soll (Mit einem Klick vergrößert sich das jeweilige Bild):

Wenn der Frühherbst lieber ein Hochsommer sein will

Der September 2023 war rekordwarm, außergewöhnlich sonnig und sehr trocken

Fotos von Annette Mokross

Eher trüb, nass und meist moderat temperiert lautete das Fazit des diesjährigen Hochsommers und so mancher mag sich gefragt haben: war das schon alles oder kommt da noch was? Nun sind noch sommerlich anmutende Phasen im ersten meteorologischen Herbstmonat zwar keine Seltenheit, doch die Antwort des diesjährigen Septembers überrascht in ihrer Klarheit selbst in Zeiten der fortschreitenden Erderwärmung: Die Monatstemperatur lag nicht nur so hoch wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, sie übertraf sogar die eines Durchschnittsjulis früherer Jahre. Diverse Tagesrekorde, die höchste bisher gemessene Anzahl heißer Tage und eine Sonnenscheindauer, die sich lediglich dem Fabelrekord von 1959 geschlagen geben musste, runden das Bild vom vollwertigen Sommermonat ab. Dass die Niederschlagsbilanz bei solchen Bedingungen negativ ausfällt, ist eine fast zwangsläufige Folge wochenlanger Hochdruckdominanz und so setzte sich der Trend der letzten Jahre zu deutlich trockeneren Septembern weiter fort.

Mit einer Monatstemperatur von 17,53 °C ließ der September 2023 an der DWD-Klimastation in Bevern den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2006 um ein halbes Zehntelgrad hinter sich. Im Gegensatz zum deutschen Gebietsmittel, bei dem ein neuer Rekord schon zu Beginn der letzten Dekade so gut wie feststand, war das lokale Rennen bis kurz vor Schluss offen und äußerst knapp. Im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten gab es imposante Abweichungen von +3,3 K zur Klimaperiode 1991-2020 und sogar +3,8 K zur älteren Norm von 1961-1990.

Nach einem noch verhaltenen Start folgten neun meteorologische Sommertage am Stück und die Woche vom 5. bis 11. beeindruckte mit vier heißen Tagen und einem durchschnittlichen Höchstwert von 30,3 °C.  Und auch wenn danach keine Hitze mehr auftrat und sich die Temperaturen insgesamt dem jahreszeitlichen Rückgang ein wenig anpassten: Wärmer als im langjährigen Vergleich war bis zum Monatsende bis auf eine Ausnahme jeder einzelne Tag – und das meist deutlich. Bei den Tiefstwerten machte sich zeitweise nächtliches Aufklaren und die Ausbildung flacher Nebelfelder in Wesernähe bemerkbar, so dass es in den Morgenstunden Richtung Monatsende auch mal in den deutlich einstelligen Bereich zurückging.

An fast jedem Tag landete die Höchsttemperatur deutlich über den langjährigen Mittelwerten

An der Wetterstation in Silberborn lag die Monatstemperatur mit 16,0 °C sogar fast 3,7 K über dem dortigen Klimawert der Jahre 1991-2020 und 4,1 K über der Periode von 1961-1990 – für einen neuen Rekord reichte es im Hochsolling aber dennoch nicht. Wie kann das sein? Nun: dass es aufgrund der Höhenlage relativ gesehen wärmer ist als im Wesertal – diese Beobachtung tritt immer dann auf, wenn in einem Monat und besonders im Herbst höhenwarme Hochdrucklagen dominieren und war hier schon häufiges Thema. Aber daraus müsste ja eigentlich umso eher auch ein Rekordmonat in Silberborn resultieren?

Hierfür müssen wir nun den lokalen Spitzenreiter aus dem Jahr 1999, als in Silberborn noch am langjährigen Standort am Anemonenweg gemessen wurde, etwas genauer anschauen. Der bis heute gültige Rekord liegt bei 16,2 °C, was einem Plus von 4,3 K gegenüber dem Mittel 1961-1990 entspricht. Und genau diese +4,3 K finden wir auch an der damaligen Station Köterberg auf ähnlicher Höhe und sie lassen sich auch an etwas weiter entfernten Stationen in mittlerer Höhenlage validieren. Im Ergebnis war also der September 1999 gerade in Lagen um 500 m noch etwas wärmer. Aber auch ohne neuen Rekord waren die warmen Tage mit über 20 Grad Maximum hier klar in der Mehrheit, sogar sieben Sommertage wurden noch gemessen. So war auch im Hochmoor und anderen Ausflugszielen des Sollings bei der Bekleidung T-Shirt statt Jacke gefragt.

Die Analyse der Großwetterlagen über Europa zeigt eine fast durchgehende Dominanz von Hochdruck mit einem Hoch Mitteleuropa (HM) und einer Südwestlage (SWa) während der wärmsten Phase kurz nach Monatsbeginn, bei der sich in der Höhe die berühmte und sehr stabile Omegalage ausgebildet hatte. Anschließend ließ es eine Trogvorderseite mit südlicher Strömung etwas unbeständiger werden aufgrund der Nähe zum Tiefdruckkomplex über Westeuropa – in diese Phase kurz vor Monatsmitte fiel das einzige größere Niederschlagsereignis des Monats, in der Folge gab es noch vereinzelte, meist unergiebige Schauer. In der letzten Dekade bildete sich eine Hochdruckbrücke aus, unter der es erneut viele Tage trocken blieb.

Entsprechend blieben die Tage mit Niederschlag in der Minderheit – meist waren es acht bis neun – und die Summen deutlich unterdurchschnittlich. Nur die kräftigen Regenfälle am 12. und teils noch am 13.09. verhinderten einen extrem trockenen Monat. An den meisten Stationen wurden die die langjährigen Klimawerte, die je nach Höhenlage zwischen gut 60 und etwas über 80 mm liegen, um mehr als die Hälfte verfehlt. Bevern brachte es auf 28,2 mm, Lüchtringen und Holzminden sogar nur auf 22,9 bzw. 22,5 mm und Hehlen auf 25,4 mm. An den etwas höher gelegenen Standorten kamen in Polle 32,3, in Ottenstein 32,2, in Hellental 31,0 und in Vorwohle 28,5 mm zusammen, und auch auf über 400 m in Silberborn reichte es nur für 30,2 mm, was dort nur gut einem Drittel des Klimamittels entspricht. Schaut man sich die letzten zehn Jahre an, so weist der Trend beim Niederschlag im September klar nach unten. So wurden von 1991-2013 in der Reihe Bevern/Holzminden noch 65 mm im Schnitt gemessen und in Silberborn sogar 91 mm, während es im Zeitraum 2014-2023 nur noch 44 bzw. 55 mm waren. Der Solling ist also noch stärker vom Rückgang betroffen, für die stark bewaldete Region ist das eine beunruhigende Entwicklung.

Beim Sonnenschein gab es diesmal keinen freien Tag für die Sonne, selbst die niedrigste Tagessumme brachte es noch auf 1,1 Stunden, womit es keinen einzigen „trüben“ Tag, definiert mit höchstens einer Sonnenstunde, in diesem September gab – ein Novum in der Historie, seit Daten hierfür vorliegen. Die Tage vom 5. bis 9. schafften die jeweils astronomisch noch mögliche Ausbeute von rund 12 Stunden, im Laufe des Monats bildeten sich dann in den Morgenstunden in Wesernähe gelegentlich flache Nebelfelder, die dafür sorgten, dass die für diese Gebiete errechnete Monatssumme mit etwa 229 Stunden ein Stück niedriger lag als in den etwas höheren Lagen, wo es sogar etwas über 240 Stunden waren. Der immer noch irreal erscheinende Rekord von 270 Stunden aus dem Jahr 1959 wurde zwar deutlich verfehlt, aber wie im deutschen Gebietsmittel war es auch lokal der zweitsonnigste September seit Messbeginn. Die langjährigen Mittelwerte wurden um rund 60% übertroffen und ein durchschnittlicher Juli kommt in unserer Region auf rund 25 Stunden weniger. Damit war es bereits der dritte September in den letzten vier Jahren, der den vorausgegangenen August bei der Sonnenscheindauer hinter sich ließ.

Wärmster September seit Aufzeichnungsbeginn

Es war ein knappes Rennen, doch am Ende hatte der September 2023 die Nase knapp vorn: Mit einer Mitteltemperatur von 17,53 °C an der DWD-Station in Bevern stellte der erste meteorologische Herbstmonat einen neuen Rekord auf und überholte den bisherigen Spitzenreiter aus dem Jahr 2006 (17,48 °C) um wenige Hundertstel. Auch beim Sonnenschein erfüllte der September die Kriterien für einen vollwertigen Sommermonat: Mit ca. 229 Stunden schien die Sonne rund 25 Stunden länger als in einem durchschnittlichen Juli – Platz zwei hinter dem fast unantastbar scheinenden Rekord von 1959, als in der Region um 270 Stunden gemessen wurden. Dazu war es im äußerst hochdruckdominierten September 2023 deutlich zu trocken, an den verschiedenen Messstellen im Kreis fielen nur zwischen gut 20 und 30 mm – weniger als die Hälfte der langjährigen Mittelwerte.

Mit dem neuen Septemberrekord stellt sich die Liste der lokal wärmsten Monate in der Klimareihe Holzminden/Bevern nun so dar:

Januar 6,44 °C (1975)
Februar 6,78 °C (1990)
März 8,00 °C (2012)
April 12,99 °C (2018)
Mai 16,44 °C (2018)
Juni 19,81 °C (2019)
Juli 22,22 °C (2006)
August 20,9 °C (2003, interpolierter Wert während der Messlücke)
September 17,53 °C (2023)
Oktober 13,2 °C (2001, interpolierter Wert während der Messlücke)
November 8,62 °C (2009)
Dezember 7,81 °C (2015)

Während die Rekorde ab März (Ausnahmen siehe August und Oktober) am aktuellen Standort in Bevern gemessen wurden, stammen die Januar- und Februarwerte noch von den Vorgängerstationen in Holzminden (1975 100 m über NN und 1990 128 m). Aufgeführt sind die unhomogenisierten offiziellen Werte aus der DWD-Datei. Reduziert auf den Standort Bevern und homogenisiert dürfte der Januarwert bei niedrigeren 6,1 °C und der Februarwert bei etwas höheren 6,9 °C anzusetzen sein.

So viel Regen wie seit 2010 nicht mehr

Der August 2023 war sehr nass, recht trüb und durchschnittlich temperiert

Fotos von Annette Mokross

So wie der Juli endete, so präsentierte sich auch das erste Augustdrittel: Sehr unbeständig, nur mäßig warm und mit fast täglichen Regenfällen. Während die Temperaturen zu Beginn der zweiten Dekade einen Satz nach oben machten, blieb die Wechselhaftigkeit erhalten. Erst nach Monatsmitte nahmen die trockenen Abschnitte zu und die Sonne konnte sich vorübergehend häufiger zeigen. Unterm Strich bilanziert der dritte und letzte meteorologische Sommermonat mit einem deutlichen Plus beim Niederschlag, einem moderaten Minus bei der Sonnenscheindauer und wie schon der Juli auf einem unauffälligen Temperaturniveau.

Mit einer Monatstemperatur von 18,36 °C lag der August 2023 an der DWD-Klimastation in Bevern um 0,14 K über dem Mittelwert von 1991-2020; gegenüber der älteren, kühleren Norm von 1961-1990 betrug das Plus 1,6 K.  Eine Hitzewelle blieb wie im gesamten Sommer aus, an drei Tagen wurde die 30-Grad-Marke erreicht bzw. überschritten, der Höchstwert stammt vom 19. mit 32,9 °C. Elf meteorologische Sommertage mit mindestens 25 Grad Höchsttemperatur liegen ganz leicht unter dem langjährigen Durchschnitt, während die 20-Grad-Marke nur zweimal verfehlt wurde. Nachts kühlte es meist auf schlaftaugliche 10-15 Grad ab, nur zum Ende der zweiten Dekade sorgte ein Vorstoß subtropischer Luftmassen aus Südwesten für ein paar wärmere Nächte. Das höchste Minimum lag am 19. bei 19,0 °C, am kältesten wurde es am Morgen des 10. mit 8,5 °C.

An der Wetterstation in Silberborn lag die Monatstemperatur mit 16,1 °C genau auf dem Mittelwert der Jahre 1991-2020, was einem Plus von 1,4 K gegenüber dem Klimawert von 1961-1990 entspricht. Heiß wurde es auf rund 430 m Stationshöhe nicht mehr, der Höchstwert am 19. lag bei 29,2 °C. Vier Sommertagen stehen 17 Tage unter der 20-Grad-Marke gegenüber, zweimal blieb es sogar unter 15 Grad, davon einmal am 7. während der statistisch wärmsten Phase des Jahres. Wer also bereits auf der Suche nach herbstlichen Temperaturen war, der wurde im Hochsolling mehrfach fündig und konnte sich die Vielfalt des lokalen Klimas im Kreis zu Nutze machen.  Die Tiefstwerte sackten mehrfach und zum Monatsende stetig in den einstelligen Bereich ab, am weitesten am 7. und am 31. mit jeweils 6,4 °C.

Die Analyse der Großwetterlagen über Europa zeigt zunächst die Fortsetzung der bereits in der zweiten Julihälfte vorherrschenden tiefdruckgeprägten Westlage, im Laufe der ersten Woche auf Nordwest drehend und damit auf ein für die statistisch wärmste Zeit deutlich unterdurchschnittliches Temperaturniveau absinkend. Zu Beginn der zweiten Dekade erfolgte eine Umstellung auf eine Südwestlage, mit der ganz im Süden der Republik eine außergewöhnlich lange Hitzewelle ihren Anfang nahm. Weiter nach Norden konnte sich die deutlich wärmere Luft nur abgeschwächt durchsetzen, so dass es zwar noch einmal sommerlich warm, aber kaum mehr heiß wurde. Allerdings sorgte sehr feuchte Luft mit großer Schwüle zum Ende der zweiten Dekade inkl. kurzzeitiger Hitze für eine vorübergehend hohe Wärmebelastung. Der nachfolgende Temperaturrückgang fand in zwei Schritten statt, zunächst auf Höchstwerte in den Niederungen um 27 Grad und endlich auch einmal mit mehreren trockenen Tagen am Stück (Wetterlage Südwest antizyklonal), bevor das Hereinschwenken eines Troges von Westen für erneuten Tiefdruckeinfluss und eine deutlichere Abkühlung sorgte.

Damit verbunden waren auch weitere Regenfälle, nachdem die langjährigen Monatssummen bereits verbreitet in der ersten Hälfte erreicht bzw. überschritten waren. Unterm Strich wurde es der nasseste August seit 2010 in der Region. Die Klimastation in Bevern meldete 115,8 mm und übertraf ihr Monatsmittel der Jahre 1991-2020 um über 60%, während es auf ähnlicher Höhenlage in Lüchtringen nur 94,5 mm waren. Hehlen (112,5), Ottenstein (115,1), Polle (118,6), Vorwohle (108,0) und Holzminden (107,2) lagen hingegen auf ähnlichem Niveau. Am meisten fiel im und am Solling mit 128,3 in Hellental, 125,6 mm in Amelith und 124,6 mm in Silberborn, was gut 40% über dem dortigen Klimawert liegt. Ein Blick in die Nachbarschaft zeigt sogar 173,2 mm in Wesertal-Lippoldsberg und 182,1 mm in Bad Driburg.

Da längere Hochdruckphasen ausblieben, verwundert es kaum, dass die Sonnenscheindauer die langjährigen Mittelwerte verfehlte. Mit rund 171 Stunden blieb sie um 22 Stunden oder knapp 12% unter der Norm von 1991-2020. Der August hat sich damit in den letzten Jahren als sehr variabel gezeigt, erst im vergangenen Jahr hatte es mit 281 Stunden einen neuen Rekord gegeben, während davon im Jahr zuvor mit nur 138 Stunden nicht einmal die Hälfte gemessen wurde.

Sogar einige Sonnenflecken sind auf dieser Aufnahme vom Morgen des 24.08. zu erkennen ©A. Mokross

Sommerbilanz: Warm und nass

Auch wenn der September uns derzeit noch einmal kräftigen Nachschlag in Sachen Sommerwetter beschert, ist der meteorologische Sommer 2023 bereits Geschichte. Deutschlandweit wie regional war es der sechstwärmste seit Aufzeichnungsbeginn, vor Ort lauten die zugehörigen Messwerte 18,7 °C an der Station in Bevern und 16,5 °C in Silberborn – jeweils 0,9 K mehr als im Mittel von 1991-2020.

In Bevern lagen zwischen dem wärmsten Monat (Juni) und dem „kühlsten“ (August) nur 0,6 K Abstand – ein solch ausgeglichenes Niveau über alle drei Sommermonate hinweg hatte es zuletzt 2017 gegeben. In Silberborn war das Delta mit 0,9 K etwas größer, weil dort der hochdruckgeprägte Juni relativ betrachtet wärmer und der tiefdruckgeprägte August kühler ausgefallen waren.

Die Anzahl der heißen Tage blieb in Bevern mit acht und in Silberborn mit nur einem unter dem Durchschnitt, während die Anzahl der Sommertage (41 bzw. 24) etwas über dem Mittel lag. Bei der Anzahl der warmen Tage (mindestens 20 Grad Maximum) wurde in Bevern der erst im Vorjahr aufgestellte Rekord mit 85 gleich wieder eingestellt, womit sich der Trend zu kaum noch kühlen Phasen seit 2016 weiter fortgesetzt hat.

Auch wenn es die eine oder andere Freizeitaktivität eingeschränkt hat und auch die Landwirte nicht sehr erfreut gewesen sein dürften: Nach einer Reihe von trockenen Sommern war der häufige und umfangreiche Niederschlag ein Segen für die Vegetation. Zumal der Regen diesmal gleichmäßiger verteilt und nur zu einem kleinen Teil als Starkregen fiel und er damit besser in die Böden eindringen konnte. Alle drei Monate brachten sowohl in Bevern als auch in Silberborn überdurchschnittliche Mengen, womit es in Summe der nasseste Sommer seit 2017 wurde und in der Klimareihe Holzminden/Bevern immerhin Platz 21 seit 1934. In Bevern betrug die Summe 283,5 mm und lag damit knapp 30% über dem Klimamittel, in Silberborn waren es 332,4 mm, was einem Plus von 21% entspricht.

Aprilwetter zum Augustfinale: In höhenkalter Luft wechselten sich Sonnenschein und Schauer ab ©A. Mokross (31.08.2023)

Der Sonnenschein war ungleich verteilt, auf einen außergewöhnlich sonnigen Juni folgte ein Juli mit kleinem Plus und ein August mit etwas größerem Minus. Dennoch war der „Überschuss“ aus dem Juni so groß, dass in der Endbilanz mit 681 Stunden der immerhin achtsonnigste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen dieses Parameters im Jahr 1951 steht. Interpoliert für den Standort Bevern bedeutet dies 83 Stunden oder 14% mehr als im Mittel der Jahre 1991-2020. Wenn der persönliche Eindruck ein trüberer war, dann lag dies wohl einerseits daran, dass oft nicht der erste, sondern der letzte Eindruck in Erinnerung bleibt (und der war Ende August eher grau) und wir vom Vorjahressommer besonders verwöhnt wurden, der mit 786 Stunden einen neuen Rekord aufgestellt hatte.

Die zwei Gesichter eines Hochsommermonats

Der Juli 2023 war sehr wechselhaft mit einer regenreichen zweiten Hälfte

Fotos von Annette Mokross

Nach dem sehr sonnigen und warmen Juni brachten auch die ersten beiden Juliwochen noch viel Sonnenschein und nach einem etwas verhaltenen Start auch wieder hochsommerlich warme bis heiße Tage, so dass die erste Halbzeit des Sommers als die wärmste seit Aufzeichnungsbeginn bilanzierte (wir berichteten ausführlich in der TAH-Ausgabe vom 20.07.). Dennoch vollzog sich bereits zu dieser Zeit ein Wechsel der Großwetterlage, zunächst eher schleichend, in der zweiten Hälfte dann deutlich spür- und messbar: Der Atlantik übernahm nach und nach die Wetterregie führte zunehmend wolkenreiche und nur noch mäßig warme Luft aus Westen heran. Längere sonnige Abschnitte gab es kaum noch, dafür regnete es wiederholt und mehrfach auch ergiebig. Unter dem Strich stand bei allen drei wesentlichen Parametern – Temperatur, Niederschlag und Sonnenschein – ein leichtes Plus gegenüber den langjährigen Mittelwerten. Damit setzte sich der Trend aus den Vorjahren fort, nach dem beständiges Sommerwetter eher im Juni und im August zu finden ist als im Hochsommermonat Juli.

Mit einer Monatstemperatur von 18,80 °C lag der Juli 2023 an der DWD-Klimastation in Bevern um 0,2 K über dem Mittelwert von 1991-2020; gegenüber der älteren, kühleren Norm von 1961-1990 gab es ein Plus von 1,7 K.  Das Maximum wurde am 9. mit 34,6 °C gemessen, nachdem im vergangenen Jahr am 20.07. ein neuer Allzeitrekord von 38,7 °C Wettergeschichte geschrieben hatte. Insgesamt gab es vier heiße Tage mit einem Höchstwert von mindestens 30,0 °C, was genau dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre entspricht, während die Anzahl der Sommertage (mindestens 25 Grad) mit zwölf leicht darunter lag. Unter der 20-Grad-Marke landeten wie im Juni nur zwei Tage – der Trend zu kaum noch kühlen Tagen im Sommer setzte sich also weiter fort. Die Nächte blieben überwiegend recht frisch mit Minima meist zwischen 10 und 15 Grad, die wärmste Nacht war mit einem Tiefstwert von 18,0 °C weit von einer Tropennacht entfernt.

An der Wetterstation in Silberborn lag die Monatstemperatur mit 16,52 °C fast genau auf dem Mittelwert der Jahre 1991-2020 von 16,45 °C, was einem Plus von 1,6 K gegenüber dem Klimawert von 1961-1990 entspricht. Am wärmsten wurde es auch hier am 9. mit einem Höchstwert von 30,5 °C, dem einzigen heißen Tag des Monats. Sommertage wurden nur fünf gezählt, dafür ganze 14 Tage, an denen die 20-Grad-Marke verfehlt wurde. Wie immer, wenn Tiefdruckeinfluss dominiert, traten die Unterschiede des Lokalklimas zwischen Wesertal und Hochsolling gerade beim Temperaturniveau und dort bei den Tageshöchstwerten besonders hervor. Die Tiefstwerte rutschten mehrfach in den einstelligen Bereich, am kältesten wurde es am frühen Morgen des 26. mit 6,1 °C, am wärmsten blieb die Nacht zum 8. mit 17,9 °C.

Der Blick auf die Großwetterlagen über Europa zeigt eine klare Dominanz von Westlagen, überwiegend tiefdruckgeprägt (zyklonal), unterbrochen von einer zehntägigen Phase mit Süd- und Südwestlagen vom 7. bis 16., in der es entsprechend am wärmsten und sonnigsten wurde.  In diesen Abschnitt fielen alle vier heißen Tage und neun der zwölf Sommertage an der Station Bevern, danach wurde die Marke von 25 Grad nur noch dreimal knapp überschritten. Auch wenn eine anhaltende sonnige und störungsfreie Phase fehlte, war der Wettercharakter bis kurz nach Monatsmitte doch überwiegend freundlich und nach mäßig warmem Start auch hochsommerlich temperiert – vor allem aber schon wieder deutlich zu trocken. In Bevern waren bis zur Halbzeit kaum 13 mm Regen gefallen und auch an den anderen Stationen war es viel zu trocken.

Dies änderte sich mit dem Durchbruch einer Westlage „alter Schule“, wie wir sie so anhaltend zu dieser Zeit im Jahr lange nicht mehr erlebt haben. Manche erinnern sich vermutlich noch an den extrem nassen Juli 2017, bei dem aber die Großwetterlage „Tief Mitteleuropa“ über 48 Stunden lang kräftigen Dauerregen über dem Kreis auskippte und zudem mehrere gewittrige Starkregenschauer niedergingen. Diesmal waren es hingegen einzelne Tage mit einigen Stunden mäßigem Regen und mehrere mit gelegentlichen Schauern, dazwischen aber auch immer wieder trockenen Abschnitten – die Niederschläge „läpperten“ sich nach und nach zu überdurchschnittlichen Monatssummen und die Böden konnten den Regen sehr viel besser aufnehmen als dies bei sehr hohen Mengen in kurzer Zeit der Fall ist. Für die Natur also eine dankbare zweite Monatshälfte, während sich so mancher Bewohner oder Feriengast, egal ob klein oder groß, diesen Teil der Sommerferien wohl anders vorgestellt hatte und nicht nur der durch Personalmangel eingeschränkte Betrieb die Anzahl der Freibadbesuche deutlich reduzierte.

Aufgrund der Mischung von flächigem Regen und einzelnen lokalen Schauern fiel die Bilanz an den Niederschlagsstationen zwar fast überall überdurchschnittlich aus, im Detail ergaben sich aber Unterschiede. Am wenigsten fiel diesmal in Eimen-Vorwohle mit 82,5 mm, wo das Mittel der Jahre 1991-2020 sogar verfehlt wurde, gefolgt von Hehlen mit 86,2 und Bevern mit 86,7 mm, was jeweils einem leichten Plus gegenüber dem Klimawert entspricht. Deutlicher fiel dieses an den anderen Stationen aus: In Holzminden wurden 98,0 mm gemessen, in Polle 102,4, in Ottenstein 103,5, in Hellental 107,3 (davon allein am 24.07. 30,3 mm – der höchste Tageswert der Region) und in Lüchtringen 107,6 mm, wo es das größte Plus zum langjährigen Mittel gab. Silberborn übertraf sein Mittel mit 115,4 mm um 11% und die höchste Summe erzielte Amelith mit 124,1 mm. Insgesamt war es hinter 2017 und 2015 der drittnasseste Juli der letzten zehn Jahre.

Auch wenn es gefühlt aufgrund der wolkenreichen letzten Dekade ein eher trüber Monat gewesen dürfte: Die Sonnenscheindauer lag mit 222 Stunden nicht nur 17 Stunden oder 8% über dem Mittel der Jahre 1991-2020, es war sogar nach dem außergewöhnlich sonnigen 2018er der zweitsonnigste Juli der letzten zehn Jahre. Zu dieser vielleicht etwas überraschenden Bilanz beigetragen hat eine (vermutlich eher zufällige und vorübergehende) Verschiebung der Zirkulationsmuster hin zu oft sehr sonniger und hochsommerlich warmer Witterung im Juni mit zuletzt oft beständigen Hochdrucklagen, die dann auch gern wieder im Laufe des Augusts anzutreffen sind, während der Hochsommermonat Juli zuletzt oft unbeständig und wolkenreich daherkam. Allerdings blieben auch die trübsten Vertreter der jüngsten Vergangenheit wie 2021 mit seinen 156 Stunden noch weit vom Minusrekord entfernt, der nicht in grauer Vorzeit, sondern im Expo-Sommer 2000 zu finden ist, als sich die Juli-Sonne nicht einmal 80 Stunden lang am Himmel zeigte. Das andere Ende der Skala markiert der Juli 2006, bis heute nicht nur wärmster, sondern auch sonnigster Monat vor Ort mit fast 333 Stunden Sonnenscheindauer.

Die Berechnung des Parameters Sonnenschein für die Region aus den umliegenden Stationen muss seit diesem Monat mit einem Standort weniger auskommen: Am Tünderanger im Süden von Hameln wird seit einigen Wochen nur noch Wind gemessen. Damit fehlt ein „Anker“ Richtung Norden im selben Flussgebiet, was aber erst der Anfang einer umfassenden Neustrukturierung der Sonnenscheinmessungen im DWD ist: Ab 2024 soll dann nur noch an einigen wenigen „hochwertigen“ Bodenstandorten direkt gemessen und zusätzlich auf Satellitenbilder zur Ermittlung der Bewölkung zurückgegriffen werden, um daraus die Werte für die Fläche zu errechnen.