Kaum Sonnenschein, sehr viel Regen und am Ende winterlich

Der November 2023 war sehr nass und trüb / Zweitwärmster Herbst seit Messbeginn

Lange Zeit sah es so aus, als würde auch der November die Geschichte der außergewöhnlich warmen Witterung in diesem Herbst bis zum Schluss fortsetzen und am Ende womöglich ein neuer Jahreszeitrekord stehen. Doch eine Umstellung auf eine frühwinterliche Lage zum Monatsende mit sogar etwas Schnee bis in die Niederungen setze diesen Ambitionen ein jähes Ende. Die im Oktober begonnenen Regenfestspiele gingen unvermindert weiter, zusammen mit dem Schnee der letzten Tage summierten sich die Niederschläge auf verbreitet dreistellige Werte in der Region. Sonnenschein hatte unter vorherrschendem Tiefdruck kaum eine Chance und so erreichte die Monatssumme kaum mehr als die Hälfte ihres ohnehin bescheidenen Klimamittels.  

Pastellfarbene Spätherbstlandschaft am 18. November © A. Mokross

Mit einer Monatstemperatur von 6,71 °C war der November 2023 an der DWD-Klimastation in Bevern um knapp 1,1 Kelvin wärmer als im Mittel der Jahre 1991-2020. Im Vergleich zum niedrigeren, 30 Jahre älteren Klimawert der Periode 1961-1990 betrug das Plus 1,85 K. Der Temperaturverlauf war gekennzeichnet durch zwei sehr milde Dekaden und einen deutlichen Rückgang, ja eher schon Absturz im Laufe der dritten. Der erste Luftfrost der Saison trat am 22.11. und damit spät auf, danach gab es häufigen Nachtfrost, der sich unter der meist geschlossenen Wolkendecke aber in Grenzen hielt mit minimal -4,2 °C. In fünf Zentimetern über dem Erdboden ging es am Monatsletzten unter einer dünnen Schneedecke hingegen bis auf -7,3 °C hinunter. Am warmen Ende der Skala steht der Monatshöchstwert von 15,5 °C, der gleich zum Start erreicht wurde. An insgesamt 16 Tagen wurde die Zehn-Grad-Marke noch überschritten, darunter in der gesamten ersten Dekade.

An der Wetterstation in Silberborn lag die Monatstemperatur mit 4,12 °C nur um gut 0,2 K über dem dortigen Klimawert der Jahre 1991-2020 und 1,0 K über der Periode von 1961-1990. Wie schon im Vormonat drückte die anhaltende Tiefdrucklage die Temperaturen im Hochsolling stärker nach unten und dies vor allem tagsüber. Am wärmsten war auch hier gleich der Monatserste mit einem Höchstwert von 11,8 °C, der erste Frost datiert vom 12.11. und zum Monatsende stellte sich sogar leichter Dauerfrost ein. Am kältesten war es am Abend des 30. mit einem Tiefstwert von -7,2 °C in zwei Metern Messhöhe.

Winterlich ging es zu entlang der B497 im Solling am Monatsende

Die Analyse der Großwetterlagen über Europa zeigt nahezu ausschließlich tiefdruckgeprägte Witterungsphasen mit einer kurzen Pause zu Beginn der dritten Dekade, als eine Hochdruckbrücke den Übergang von der zuvor sehr milden Westlage (zu Monatsbeginn zunächst noch Süd) hin zu einer deutlich kälteren Nordlage einleitete. Der vorherrschende Tiefdruck, bei dem die einzelnen Tiefs auf dem Atlantik auf einer recht südlichen Zugbahn unterwegs waren und deren Zentren sich lange Zeit westlich von uns befanden, bevor diese sich zum Monatsende nach Mitteleuropa verlagerten, brachte der Region nach dem bereits sehr nassen Oktober einen weiteren Monat mit ungewöhnlich hohen Regenmengen und zwischen 26 und 27 Niederschlagstagen.

Bei den Monatssummen machte diesmal Amelith mit 161,5 mm das Rennen, gefolgt von Hellental mit 156,0 und Silberborn mit 150,2 mm. Die klimatisch feuchtere Sollingregion kam damit ebenso auf die über anderthalbfache Menge des durchschnittlichen Niederschlags wie die anderen Stationen in der Region, von denen allein Lüchtringen mit 97,4 knapp unter der Marke von 100 mm blieb.  In Holzminden waren es 100,2 mm, in Bevern 103,7, in Hehlen 118,8, in Vorwohle 123,0, in Polle 127,8 und in Ottenstein 139,5 mm.

Die Tagessummen erreichten dabei bis fast 19 mm in Silberborn und Hellental am 27.11., das meiste davon bereits als Schnee. Zehn Zentimeter waren es am Morgen des 28. In Hellental und sogar 18 cm im höher gelegenen Silberborn, wo zuvor am Wochenende der erste Versuch, den Frühwinter zu etablieren, noch gescheitert war und 2-3 cm wieder abgetaut waren. Doch auch die anderen etwas höher gelegenen Standorte bekamen ein ordentliches Stück vom Schneekuchen ab, so zum Beispiel der Wilmeröder Berg in Polle mit bis 14 cm, Vorwohle konnte mit 17 cm am Monatsende sogar die Führung übernehmen, während die Decke in Silberborn etwas gesackt war auf 15-16 cm. Selbst in Hehlen auf 133 m reichte es für bis zu sieben Zentimeter, während sich Bevern mit einem Zentimeter und Teile des Holzmindener Stadtgebiets mit leichten Schneeflecken begnügen mussten.

Zwei Jahreszeiten auf einem Foto © A. Mokross

Die Sonnenscheindauer übte sich wie schon im Oktober in Zurückhaltung und erzielte mit knapp 25 Stunden nur gut die Hälfte des langjährigen Mittels, das mit 45 Stunden auch nicht gerade für eine Lichttherapie tauglich ist. Im Vorjahr hatte es mit über 84 Stunden noch den drittsonnigsten November seit Aufzeichnungsbeginn gegeben. Immerhin der Abschied am 30. fiel versöhnlich und freundlich aus mit stellenweise bis zu fünf Stunden Sonnenschein, gebietsweise über frischem Schnee in einer fotogenen Frühwinterlandschaft.

Sonnenschein vor Schneekulisse – diese seltene Kombination
bot sich am Vormittag des 30.11. in Silberborn

Zweitwärmster Herbst seit Messbeginn

Trüb, sehr nass und auch nicht allzu warm – das dürfte der Eindruck der meisten Menschen sein, wenn man sie nach dem Herbstfazit 2023 fragt, und für die zweite Hälfte bestätigen dies die Messwerte auch weitgehend. Doch zum meteorologischen Herbst zählt auch der September, und der bringt eine trockene, sonnige und rekordwarme Bilanz mit auf die Waage, so dass sich der Eindruck der letzten Wochen dann doch ein Stück relativiert.

Bei der Temperatur landete der Herbst 2023 mit 12,35 °C in Bevern hinter dem Rekordhalter 2006 (12,78) ebenso auf Platz zwei wie im deutschen Gebietsmittel mit 11,59 °C. Das Klimamittel von 1991-2020 wurde damit um 2,43 K übertroffen. Auch in Silberborn war es der zweitwärmste Herbst mit 10,27 °C Mitteltemperatur und erst der dritte, der zweistellig abschloss. Das Plus zum Klimawert betrug hier 2,14 K.

Die Niederschlagssummen waren ebenfalls überdurchschnittlich, aufgrund des trockenen Septembers aber nicht so deutlich wie man vermuten könnte. In Bevern waren es 227,1 mm und damit gut 16% mehr als im langjährigen Mittel, in Silberborn wurden 316,2 mm gemessen, was einem Plus von rund 19% entspricht. Beim Sonnenschein konnte der sehr sonnige September das Minus der beiden nachfolgenden Monate überkompensieren, am Ende steht eine Summe von fast 330 Stunden und damit rund 43 Stunden bzw. 15% mehr als im Schnitt der Jahre 1991-2020.

So verabschiedeten sich November und Herbst 2023 © A. Mokross

Autor: wesersollingwetter

Hobbymeteorologe und Autor des monatlichen Lokalwetterrückblicks im Täglichen Anzeiger Holzminden.

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