Rückblick auf den April 2018 im Oberwesertal
Nicht nur bundesweit, auch lokal gab es einen neuen Wärmerekord seit Beginn der flächendeckenden Messungen im Jahr 1881: Mit einer Mitteltemperatur von 13,0 °C (exakt 12,99 °C) wurden nicht nur die langjährigen Mittelwerte markant übertroffen (ja nach Bezugsperiode und Rundungsverfahren zwischen 3,5 und 5,1 K), sondern auch der erst neun Jahre alte Rekord aus dem Jahr 2009 um 0,36 K distanziert.
Nach noch sehr kühlem Start am Monatsersten und einer frostigen Nacht zum 6., die aber wegen der anders als im Vorjahr noch zurückhängenden Vegetation keinen Schaden anrichten konnte, drehte der Frühling oder vielmehr von den Temperaturen her bereits der Frühsommer kräftig auf und verwandelte binnen kurzer Zeit die noch überwiegend kahle Natur in ein sattes, frisches Grün mit zahlreichen Blüten in allen Farben – so blühten in diesem Jahr zum Beispiel Magnolie, Kirsche und Apfel gleichzeitig, während im vergangenen Jahr ein Abstand von mehreren Wochen zu beobachten war, wie er ja auch üblich ist. In diesem Jahr begann der Vorfrühling deutlich früher als im Mittel, dafür war aufgrund des langen und kalten Spätwinters der Erstfrühling, gekennzeichnet durch die Forsythienblüte, um mehr als eine Woche verspätet, während der Vollfrühling mit Beginn der Apfelblüte fast eine Woche früher Einzug hielt. Dies zeigt auch die „Phäno-Uhr“ mit für ganz Deutschland gemittelten Daten:
Der wärmste Abschnitt des Monats zwischen dem 15. und 22.04. brachte acht warme Tage mit mindestens 20 °C Höchsttemperatur am Stück, darunter waren vier meteorologische Sommertage und mit 28,4 °C am 20.04. ein neuer Dekadenrekord in der Messreihe Bevern/Holzminden. Dazu gab es mehrere sehr milde (Tmin nicht unter 10 °C) und eine ungewöhnlich warme Nacht zum Monatsende mit einem Minimum von 15,6 °C am 30.04. Insgesamt war die positive Abweichung der Maxima aber deutlich höher als die der Minima (siehe unten).
Damit registrierten wir nun bereits den vierten extrem warmen April in den letzten zwölf Jahren: 2007, 2009, 2011 und der neue Rekordhalter 2018 übertrafen das alte WMO-30-Jahresmittel der Periode 1961-1990 um jeweils mindestens 4 Grad (Monatstemperaturen zwischen 11,9 und 13,0 °C), dazu kommt noch der geringfügig weniger warme April 2014 mit einer Mitteltemperatur von 11,5 °C. Auffällig ist, dass sich der April in der jüngeren Vergangenheit entweder sehr nahe um die langjährigen Werte herum bewegte oder diese deutlich nach oben übertraf, während die letzte nennenswerte negative Abweichung bereits 21 Jahre her ist (6,7 °C im Jahr 1997). Im langjährigen Vergleich eher nur geringfügig kältere Aprilmonate wie im Vorjahr (7,8 °C) fühlen sich aufgrund der vielen sehr warmen Exemplare der letzten Jahre allerdings mittlerweile richtig kühl bzw. kalt an.
Interessant am Vergleich zu 2017 ist auch der extreme Unterschied zwischen März und April: Gab es im letzten Jahr noch das seltene Ereignis, dass der April sogar 0,1 K kühler war als der vorausgegangene, sehr milde März, betrug die Differenz in diesem Jahr sage und schreibe 9,9 Grad – ein noch höheres Delta wurde nur 1987 erzielt, als auf den rekordkalten März (-0,7 °C Mitteltemperatur) ein April mit 10,1 °C folgte.
Und überhaupt zeigten bisher alle Monate des Jahres 2018 eine deutliche Abweichung von den langjährigen Durchschnittswerten, auf den sehr milden Januar folgte ein sehr kalter Februar und auf den recht kalten März (der noch am wenigsten auffällig temperiert und dennoch der viertkälteste der letzten 30 Jahre war) nun ein rekordwarmer April – ein Kippen auf einen deutlich zu kühlen Monat im Mai ist derzeit aber kaum zu erwarten.
Während die Niederschlagsbilanz durchschnittlich bis leicht überdurchschnittlich ausfiel (wobei es nur an elf Tagen messbaren Niederschlag gab und fast die Hälfte der Monatssumme in Dauerregen des 13.04. gemessen wurde), war der April bereits der dritte Monat in Folge mit mehr Sonnenschein als im langjährigen Mittel. An nur einem Tag zeigte sich die Sonne gar nicht, dafür gleich an mehreren Tagen von früh bis spät. Dennoch blieb die Monatssumme mit knapp unter 200 Stunden unter den Werten der vorausgegangen drei sehr warmen Aprile zwischen 2007 und 2011, die es auf 220 bis 264 Stunden (2007) gebracht hatten. Anderseits schaffte kein einziger Monat des Jahres 2017 soviel Sonnenschein wie der gestern zu Ende gegangene April 2018.
Daten der Station Bevern (Betreiber: DWD, 110 m über NN, ID 2323, Datenbasis: DWD, teilweise bearbeitet, Sonnenscheinwerte interpoliert) – April 2018:
Monatsmitteltemperatur: 12,99 °C
(+3,5 K vs. 1991-2018, +3,7 K vs. gleitendes 30-Jahres-Mittel, +4,1 K vs. 1981-2010, +5,0 K vs. 1961-1990) – neuer Rekord (alt: 12,63 °C 2007) –
Höchstes Tagesmittel 18,4 °C am 20.04.
Tiefstes Tagesmittel: 4,0 °C am 01.04.
Tmax-Mittel: 19,5 °C (+5,4 K vs. Mittel 81-10; +6,7 K vs. Mittel 61-90)
Tmax: 28,4 °C am 20.04. – neuer Dekadenrekord (alt: 27,5 °C am 19.04.1964) –
Tmin-Mittel: 6,3 °C (+2,5 K vs. Mittel 81-10; +2,7 K vs. Mittel 61-90)
Tmin: -2,2 °C am 06.04.
Tmin-Mittel 5 cm: 4,1 °C
Tmin 5 cm: -4,2 °C am 06.04.
Frosttage: 2
Eistage: 0
Kältesumme: 0,0
Tage mit Bodenfrost: 4
Warme Tage >= 20 °C: 13, davon 8 in Folge vom 15.-22.04.
Sommertage: 4
RR: 56,5 mm (113,9% vom Mittel 1981-2010, 99,1% vom Mittel 1961-1990)
Maximum: 26,8 mm am 13.04.
Tage mit messbarem Niederschlag: 17
Trockene Tage: 11
Hinzu zwei Tage mit registriertem, aber nicht messbarem Niederschlag
Schneedeckentage: 0
Gewittertage: 3
SSD interpoliert: 198,7 h (124,7% vom Mittel 1981-2010, 140,0% vom Mittel 1961-1990)
Maximum: 12,9 h am 20.04.
Sonnenscheinreiche Tage >= 11 h: 8
Trübe Tage <= 1 h: 2
Davon ohne Sonnenschein: 1 (13.04.)