Mehr Gold als Grau und viel zu trocken

Rückblick auf den November und den Herbst 2018 an der DWD-Station Bevern

Ein ganz anderes Gesicht als im extrem trüben Vorjahr präsentierte uns der November in diesem Jahr vor allem in der ersten Hälfte, die als Verlängerung des goldenen Oktobers den Kontrast zum tristen vergangenen Herbst noch einmal untermauern konnte. Die ersten zwei Wochen fielen zudem ungewöhnlich mild aus, bevor deutlich kältere Luft die Oberhand gewann und den Temperaturüberschuss noch ein ganzes Stück reduzierte. Zu Beginn der dritten Dekade meldete sich sogar der Winter mit ersten Schneefällen kurz zu Wort. Keine Entspannung gab es in Sachen Dürre: Das seit dem Frühjahr andauernde markante Niederschlagsdefizit setzte sich auch im dritten meteorologischen Herbstmonat ungebremst fort.

Mit einer Mitteltemperatur von 5,9 °C wurde das Klimamittel der Jahre 1981-2010 an der DWD-Station in Bevern um 0,6 Grad übertroffen. Der November war damit der bisher am „normalsten“ temperierte Monat des Jahres 2018, das mit vielen kräftigen Ausschlägen, meist zur warmen Seite hin aufgefallen war. Dass so ein arithmetischer Mittelwert aber nur wenig über den konkreten Verlauf eines Monats aussagt, zeigte sich in diesem November geradezu exemplarisch: So lagen die Höchstwerte an den ersten 14 Tagen durchweg im zweistelligen Bereich und an zwei Tagen wurden sogar neue Rekorde aufgestellt. Eine anschließende Umstellung der Wetterlage von zuvor vorwiegend südlichen hin zu östlichen Winden sorgte dafür, dass ab 20. tagsüber kaum mehr fünf Grad erreicht und nachts und morgens mehrfach Bodenfrost und leichter Luftfrost gemessen wurden.

Erst zum Monats- und Jahreszeitwechsel kam es zum Durchbruch der zuvor lange blockierten Westwindzirkulation, die mit einer erneuten Milderung an den letzten Novembertagen einherging. Ob sich diese Zonalisierung nun einmal nachhaltiger durchsetzen kann oder ob die Atmosphäre wieder in das meridional dominierte Zirkulationsmuster zurückfällt, wird eine der spannenden Fragen des Dezembers sein.

Im November jedenfalls setzte sich die markante Trockenheit weiter fort. Lediglich 21,2 mm kamen im gesamten Monat in Bevern zusammen, das entspricht nicht einmal 30% des langjährigen Mittels. Nach elf Monaten sind gerade einmal 384 mm gefallen, so wenig wie noch nie zu diesem Zeitpunkt seit Messbeginn 1934.

Wenden wir uns erfreulicheren Dingen zu: Häufiger Sonnenschein und teils strahlend blauer Himmel lockten vor allem in der ersten Monatshälfte ins Freie. Im Zusammenspiel mit den angesichts des Witterungsverlaufs der letzten Monate teils erstaunlich lange belaubten Bäumen ergaben sich farbenfrohe Fotomotive in der Weser-Solling-Region. Im Flusstal gab es morgens vereinzelt zäheren Nebel. Die Sonne zeigte sich dort rund 73 Stunden, dies entspricht etwas mehr als 165% des langjährigen Mittelwerts. Ab dem Ende der zweiten Dekade dominierte dann aber häufig die Farbe Grau das Himmelsbild – mit Verspätung zeigte sich nun also doch noch der „echte“ November.

Herbst 2018: Sonnig, mild und sehr trocken

Die Auswertung des meteorologischen Herbstes fällt wie folgt aus: Mit 10,53 °C wurde der Vorjahreswert von 10,47 °C um wenige Hundertstel und das 30-Jahres-Mittel der Periode 1981-2010 um 0,9 Grad übertroffen. Wir bilanzieren somit erneut den neuntwärmsten Herbst in der Klimareihe Holzminden/Bevern seit Beginn der Aufzeichnungen 1934. Die Trockenheit zeigt sich natürlich auch in dieser Statistik: Nur 78,9 mm kamen von September bis November zusammen, noch weniger Regen fiel nur 1937 und 1959. Das umgekehrte Bild bot sich beim Sonnenschein: Rund 407 Stunden wurden registriert, das ist mehr als doppelt soviel wie 2017, fast eineinhalb Mal soviel wie im 30-Jahres-Schnitt und einer der höchsten Werte seit Sonnenschein gemessen wird. Eine genauere Aussage lässt die Datenlage derzeit nicht zu, derzeit findet eine Überarbeitung der in früheren Jahren vor Ort und in der Umgebung gemessenen Werte statt, die in einigen Monaten abgeschlossen sein soll und eine verbesserte Einordnung der regionalen Sonnenscheinwerte ermöglichen wird.

Ein neuer lokaler Jahresrekord ist beim Sonnenschein dennoch unwahrscheinlich, während 2018 bei Temperatur und Trockenheit die bisherigen Rekorde der Jahre 2014 bzw. 1959 noch übertreffen kann. Das letzte Wort darüber spricht das Dezemberwetter.

November_ÜbersichtNovember_2018_TTNovember_2018_RR+SSDNovember_Tmit

November 1934-2018_TempNovember 1934-2018_RR

Herbst_2018_Übersicht

Datenbasis: DWD, teilweise bearbeitet

 

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Autor: wesersollingwetter

Hobbymeteorologe und Autor des monatlichen Lokalwetterrückblicks im Täglichen Anzeiger Holzminden.

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