Das Wetter im Jahr 2021: Durchschnittlich temperiert, recht trocken und trüb
Titelfoto: Thomas Seliger
Eine Woche knackiger Winter im Februar, der erste Sommertag im März, ein dennoch kühles Frühjahr und ein sehr warmer Juni – die in Erinnerung bleibenden Wetterereignisse fanden fast alle im ersten Halbjahr statt. Das zweite kam zumindest gefühlt wie ein Dauerherbst daher, bevor neue Wärmerekorde Ende Dezember das letzte Wort hatten. Die Jahresbilanz zeigt für die Region durchschnittliche Temperaturen, die gemessen an den warmen Jahren der jüngsten Vergangenheit fast schon kühl anmuteten, dazu aufgrund des sehr trockenen Herbstes ein erneutes Defizit bei der Niederschlagssumme und deutlich weniger Sonnenschein als zuletzt. Nach drei ausgesprochen sonnenscheinreichen Jahren sortiert sich 2021 als eines der trübsten der letzten 33 Jahre in der lokalen Statistik ein.
Die Jahrestemperatur an der DWD-Station in Bevern lag mit 9,79 °C minimal unter dem Klimamittel der vergangenen 30 Jahre (-0,08 K). Gegenüber der älteren und kälteren Periode von 1961-1990 betrug die Abweichung hingegen glatt plus 1 K. Nachdem es im Jahr zuvor noch einen neuen Rekord in der Klimareihe Bevern/Holzminden gegeben hatte und erstmals die 11-Grad-Marke gefallen war, blieb 2021 erstmals seit 2013 wieder unter der 10-Grad-Marke.
In Silberborn wurde ein Jahreswert von 7,87 °C gemessen, was exakt dem dortigen Durchschnitt der letzten 30 Jahre entspricht und einem Plus von knapp 1,1 K gegenüber dem Mittel von 1961-1990. Es war in Relation zum Lokalklima im Hochsolling also um ein Zehntelgrad wärmer als im Wesertal, womöglich aufgrund des hochdrucklastigen Herbstes, wobei solch minimale Differenzen auch einfach im Rahmen der Fehlertoleranz bei den Messungen auftreten können.
Lassen wir das Wetterjahr 2021 noch einmal Revue passieren… was blieb hängen? Nach einem Durchschnittsjanuar zeigte der Februar innerhalb von nur zweieinhalb Wochen die ganze Bandbreite mitteleuropäischen (Spät)Winterwetters: Knackig kalt mit Tiefstwerten von nahe -20 Grad in zwei Metern Höhe sowie fast -25 direkt über dem Boden, dazu die höchste Schneedecke in den Niederungen seit mindestens 30 Jahren, was die Dauer angeht sogar seit Mitte der 1980er: Seit langem machte der Winter wieder einmal Schlagzeilen, gesperrte Straßen nach Schneeverwehungen und eingefrorene Leitungen nach einer Woche Dauerfrost inklusive – aber auch Rodelspaß für Klein und Groß im Rahmen der pandemiebedingten Möglichkeiten. Kurzzeitig deutete sich in den Wettermodellen sogar der kälteste Februar seit 1986 an. Doch wieder einmal zeigte der dritte Wintermonat, dass er ein kaum kalkulierbarer Geselle ist: Nach einer Umkehrung der Strömung von Nordost auf Südwest lagen wir rasch auf der warmen Seite der Großwetterlagen. Nur eine Woche nach dem letzten Eistag kletterte die Temperatur bereits auf über 18 °C und erreichte am 24.02. mit 19,3 °C sogar den höchsten je im Februar gemessenen Wert seit Beginn der Aufzeichnungen.

In Silberborn war die Schneedecke zwischenzeitlich sogar auf 45 cm angewachsen, selbst für den Hochsolling ein ungewöhnlich hoher Wert – doch auch hier konnte sich die weiße Pracht nicht lange halten und wurde rasch ein Raub der außergewöhnlichen Wärmeperiode der letzten Monatsdekade.
Die nächsten Wärmerekorde ließen nur wenige Wochen auf sich warten, Ende März war es so weit: Erstmals wurde im ersten Frühlingsmonat ein meteorologischer Sommertag gemessen. Bis auf 25,3 °C ging es zum Monatsausklang an der Station in Bevern, in Silberborn war bei 21,7 °C Schluss, aber auch dort wurde ein neuer Märzrekord aufgestellt.

Ein meteorologischer Sommertag im März. Quelle: mtwetter.de
Doch bevor ein falscher Eindruck entsteht: Abgesehen von diesen Rekorden hatte „warm“ nicht nur im März, sondern im gesamten meteorologischen Frühjahr kaum etwas zu melden. Blieb der März unter dem Strich noch nahe den langjährigen Mittelwerten, wurde es im April noch einmal spätwinterlich kalt mit den spätesten Schneedeckentagen in den Niederungen seit Jahrzehnten, während im Solling der Winter zu dieser Zeit ja häufiger noch einmal vorbeischaut. Auch nach dieser Episode war von frühsommerlicher Wärme, wie sie der April seit 2007 häufig geliefert hatte, nichts zu spüren. Im Gegenteil: Nicht nur im Solling, auch an der nur 110 m hohen Station in Bevern wurde im gesamten Monat nicht einmal die 20-Grad-Marke erreicht. Am Ende stand der kälteste April seit 1977 in der Region.
Und der Mai hatte auch keine große Lust auf Wärme und blieb zum dritten Mal in Folge unter dem alten Klimamittel der Jahre 1961-1990 – allerdings gab es zum Ende der ersten Dekade zwei Sommertage und am 9. mit 28,8 °C eine markante Temperaturspitze.

Der Juni schien dann in wenigen Wochen alles nachholen zu wollen und landete auf Platz zwei der wärmsten Junimonate seit Messbeginn, der erst zwei Jahre alte Rekord von 2019 wurde nur knapp verfehlt. Dazu war er mit gut 230 Stunden der mit Abstand sonnigste Monat des Jahres und brachte die einzigen heißen Tage des Jahres. Anders als in den drei Jahren zuvor blieb eine markante Hitzewelle diesmal aus.
Damit hatte der Sommer 2021 sein Pulver fast schon verschossen: Zwar gab es noch eine Reihe von Sommertagen jenseits der 25-Grad-Marke, aber eine zusammenhängende Schönwetterphase suchte man im Juli und auch im August vergeblich. Blieb der Juli noch auf durchschnittlichem Temperaturniveau, hielt in der zweiten Augusthälfte zeitweise bereits der Frühherbst Einzug und die 20-Grad-Marke erwies sich an vielen Tagen als zu hohe Hürde. Vor allem aber patzten beide Monate beim Sonnenschein und verfehlten das Mittel der letzten 30 Jahre um zusammen 100 Stunden.

Mit dem September begann auch offiziell der meteorologische Herbst und mit ihm wurden Hochdrucklagen zunehmend dominant. Das bescherte der Region zunächst einen Spätsommernachschlag in Form einer freundlichen und warmen erste Monatshälfte, doch anschließend blieb es häufig bewölkt bis hochnebelartig trüb und vor allem sehr trocken – an diesem vorwiegenden Wettercharakter sollte sich bis Jahresende nichts Wesentliches mehr ändern. Der Dezember tischte zumindest im Wesertal erst eine der hartnäckigsten trüben Phasen mit zehn Tagen am Stück ohne jeden Sonnenstrahl auf, dazu ein paar Dauerfrosttage vor und an den Weihnachtsfeiertagen, unterbrochen durch ein diesmal sehr kurzes Weihnachtstauwetter an Heiligabend und am Tag zuvor. Das Schlusskapitel des Wetterjahres 2021 schrieb dann ein markanter Warmluftvorstoß aus Südwesten mit neuen Tagesrekorden an den letzten beiden Tagen sowie der wärmsten Silvesternacht seit Beginn der Beobachtungen vor 87 Jahren.

Die Niederschlagsbilanz war lange Zeit ausgeglichen bis überdurchschnittlich, doch mit den vier trockenen Monaten ab September wandelte sie sich noch in ein erneutes Defizit. In Zahlen heißt das: In Bevern fielen 720 mm, was etwa 91% des langjährigen Mittels entspricht, in Silberborn waren es mit 846 mm sogar nur 81%. Ähnlich trocken war es mit 82% in Ottenstein auf 295 m (699 mm), während im tiefer gelegenen Hehlen auf 133 m absolut (718 mm) und relativ (97%) mehr Niederschlag fiel. Lüchtringen brachte es nur auf 693 mm (85%), auch Amelith blieb mit 782 mm deutlich unter dem Klimamittel (86%). Aus Vorwohle liegt wegen eines längeren Ausfalls der Station im Sommer kein verwertbarer Jahreswert vor, der Wilmeröder Berg meldete für Polle 771 mm und Hellental 881 mm – der Spitzenwert unter den Stationen im Umkreis. An diesen beiden Standorten ist das vom DWD genannte Klimamittel aufgrund von Stationsverlegungen wenig plausibel, die genannten Werte von 94,4 bzw. 100,3% sind von den tiefer gelegenen und weniger nassen Standorten in Polle und Dassel beeinflusst und wurden bisher nicht homogenisiert.
Unabhängig davon war es für die Wälder ein erholsames Jahr: Ausreichend Regen im Frühjahr und Sommer, dazu weitgehend ausbleibende Hitze und deutlich weniger Sonnenschein als zuletzt sorgten in der Vegetationszeit für weniger Verdunstung und eine bessere Wasserversorgung auch in den tieferen Schichten. Dagegen fiel die Trockenheit im Herbst noch nicht allzu sehr ins Gewicht, ist aber statistisch alles andere als zu vernachlässigen, denn nur dreimal fiel in der Messreihe ab 1934 noch weniger Niederschlag im letzten Drittel des Jahres – und das ist sehr lange her: 1937, 1953 und zuletzt 1959.
Weniger kompliziert ist die Auswertung der Sonnenscheindaten: Mit einer Jahressumme von nur ca. 1.348 Stunden wurde das Klimamittel der Jahre 1991-2020 um 160 Stunden oder rund 11% verfehlt – vor allem die Monate April, Mai, Juli und August blieben deutlich zu trüb, während nur Februar und Juni ein nennenswertes Plus erzielten. Nach den drei sonnenscheinreichen Jahren 2018-2020 zeigte sich 2021 ein klarer Ausschlag nach unten – noch weniger schien die Sonne nach 1988 nur noch in den Jahren 2017 und 1998, ähnlich trüb waren 2013, 2010 und 1996.

vergleichsweise „kühl“






