Der März 2023 war mild, trüb und sehr nass / Im Solling zeitweise spätwinterlich
Fotos von Annette Mokross
Größer können die Kontraste kaum ausfallen: Zeigte sich der März vor einem Jahr noch äußerst trocken und so sonnig wie nie zuvor, fiel in diesem Jahr so viel Niederschlag wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Während es in den Niederungen meist Regen war, konnte sich im Solling zum Ende der ersten Dekade eine Schneedecke von vorübergehend über 15 cm bilden – mehr als im vorausgegangenen meteorologischen Winter. Wer Lust und Gelegenheit hatte, nutzte diesen kurzen, aber eindrucksvollen Spätwintereinbruch für eine spontane Rodeltour. Outdooraktivitäten per Fuß oder Rad wurden durch häufige Regenfälle, Hochwasser und tiefe Böden erschwert, für die Natur war das Märzwetter in der beginnenden Vegetationsphase hingegen ein Segen. Die Sonnenscheindauer blieb deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt, bei den Temperaturen sorgte die milde zweite Monatshälfte nach einem kalten Start noch für ein Plus in der Bilanz.

© A. Mokross
Mit einer Monatstemperatur von 6,31 °C war der März 2023 an der DWD-Klimastation in Bevern um 1,1 K wärmer als im Mittel der Jahre 1991-2020. Gegenüber der älteren Norm von 1961-1990 betrug die Abweichung fast 2,3 K. Am wärmsten wurde es am 18. mit einem Höchstwert von 17,8 °C und einem Tagesmittel von 12,3 °C, am kältesten war gleich die erste Nacht mit Minima von -6,3 °C in 2 m Höhe und -8,0 °C direkt über dem Boden. Die Anzahl der Frosttage lag mit acht unter dem 30-Jahres-Durchschnitt von zwölf und die zweite Monatshälfte blieb frostfrei. Die Grünlandtemperatursumme stieg am Standort Bevern bis Ende März auf einen Wert von fast 366 K an. Sie eine wichtige Kennzahl zur Beurteilung des Vegetationsbeginns und -fortschritts. Der DWD schreibt dazu in seinem Thema des Tages vom 18.03.2023:
„Dass es einen Zusammenhang zwischen Phänologie und der Grünlandtemperatursumme gibt, lässt sich erkennen, wenn man den Beginn der Forsythienblüte mit dem Start der Vegetationsperiode (Grünlandtemperatursumme 200 K) vergleicht. Die Unterschiede (mal früher, mal später als Erreichen der 200 K Marke) zeigen aber auch, dass nicht die Temperatur allein über die Entwicklung der Natur entscheidet. Einfluss haben auch Faktoren wie Sonne und Niederschlag oder auch vorübergehende Unterbrechungen in der Natur durch spätwinterliche Einbrüche.“
(Quelle: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2023/3/18.html)
Höhenlagenbedingt geht es mit der Vegetation im Solling ein ganzes Stück später los, was nicht von Nachteil sein muss, da sich so die Gefahr von Frostschäden tendenziell verringert. Die Messwerte an der Station im Silberborner Kurgarten zeigen für den März 2023 eine Mitteltemperatur von 4,0 °C und somit eine Abweichung gegenüber den Klimamitteln von +0,7 K (1991-2020) bzw. +1,9 K (1961-1990). Dass das Plus ein Stück kleiner als in Bevern ausfiel, hat mit vorwiegendem Tiefdruck zu tun, der zu einer besseren vertikalen Durchmischung der Luft führt und damit die Höhendifferenz von über 300 m stärker zum Tragen kommen lässt als bei Hochdrucklagen. Maximum und Minimum wurden auch in Silberborn am 18. (14,6 °C) bzw. 1. (-7,3 °C) erzielt, an 17 Tagen gab es Frost und am 8. herrschte sogar leichter Dauerfrost.

im Hintergrund die Heinser Klippen © A. Mokross
Der Blick auf die Großwetterlagen über Mitteleuropa offenbart eine klare Dominanz von Westlagen ab der zweiten Woche, darin eingebettet eine Südwestlage ab Beginn der zweiten Monatshälfte für eine Woche, in die auch die wärmsten Tage fielen. Die unterkühlte erste Woche war hingegen von einer zunächst nördlichen, anschließend nordwestlichen Strömung geprägt. Tiefdrucklagen waren deutlich in der Überzahl, so dass es nur zu Monatsbeginn und nach Monatsmitte Abschnitte von einigen (fast) trockenen Tagen hintereinander gab.
Dies wird umso deutlicher beim Blick auf die Niederschlagsbilanz: An 24 bis 27 Tagen fiel Messbares in flüssiger oder zeit- und gebietsweise fester Form aus den Wolken, von leicht bis sehr ergiebig war alles dabei – und die Summen ergaben die höchsten in einem März seit dem Jahr 2000. So wurden in Bevern 101,4 mm gemessen, erstmals seit Inbetriebnahme der DWD-Klimastation im Sommer 2006 ein dreistelliger Wert im März. Dies entspricht einem Plus von gut 40 mm oder 65% gegenüber dem Klimamittel 1991-2020. In Silberborn konnten sogar 145,8 mm aus dem Pott geholt werden, ein Überschuss von über 60 mm bzw. 73%. Auch im Hochsolling war es der nasseste März seit 2000 mit damals 196 mm. Die lokalen Rekorde stammen aus dem März 1981 mit 162,3 mm in Holzminden (Vorgängerstandort von Bevern) bzw. fast 200 mm in Neuhaus (Vorgängerstandort von Silberborn).
Die Werte der weiteren Stationen in der Region: Lüchtringen 104,5 mm, Holzminden (privat) 104,1 mm, Polle 117,1 mm, Ottenstein 128,8 mm, Hehlen 110,6 mm, Eimen-Vorwohle 100,4 mm, Hellental 132,2 und Bodenfelde-Amelith 133,2 mm.

Dabei gab es zeitweise bis in die Niederungen Schneeregen oder sogar reinen Schnee, am Beispiel der auf 94 m gelegenen Station in Lüchtringen ergeben sich acht vom Beobachter gemeldete Tage mit Niederschlag in teils fester Form. Daraus resultierten in den Niederungen zwischen null (nur Schneeflecken) und drei Schneedeckentage zum offiziellen Termin um 05:50 Uhr UTC, in Silberborn waren es sechs plus mehrere Tage mit Schneeflecken. Polle meldete bis 10 cm Höhe, Vorwohle bis 13 und Silberborn sogar bis 17 cm (an einigen exponierten Stellen des Sollings auch bis 20 cm) – an mehreren Standorten mehr als während des vorausgegangenen meteorologischen Winters, gleichwohl aber sehr weit entfernt von Märzrekorden, wie sie 1988 zum Beispiel in Vorwohle mit 50 und Silberborn mit 79 cm aufgestellt wurden.

Die Sonnenscheindauer lag mit 82 Stunden fast genau auf dem Niveau des vorausgegangenen Februars – und damit angesichts der fortschreitenden Jahreszeit deutlich unter dem Klimawert von 116 Stunden. Markant fällt der Unterschied zum Vorjahresmärz aus, der mit 240 Stunden noch einen bis dahin kaum für möglich gehaltenen Rekord aufgestellt hatte. Doch auch gemessen an weniger hohen Maßstäben verdient der März 2023 das Etikett sehr trüb, gab es doch in den letzten 30 Jahren nur in vier Fällen eine noch geringere Sonnenscheindauer zum Start in den meteorologischen Frühling. Auffällig auch: Kein Tag erreichte eine zweistellige Tagessumme, das Maximum wurde gleich am Monatsersten mit 9,7 Stunden erzielt. Astronomisch sind am 31. März schon fast 13 Stunden möglich, messbar davon (durch eingeschränkte Horizontfreiheit) je nach genauem Standort um 12 Stunden.

über den Heidbrink am 8. März © A. Mokross
Der Wind frischte an mehreren Tagen stürmisch auf, an den Messstellen des DWD wurden dabei meist Spitzenböen zwischen Bft. 7 und 8 registriert, das Maximum in der erweiterten Umgebung meldete die Station Northeim-Stöckheim mit 84 km/h (Bft. 9) am 10. März.












