Sommer 2017: Fast schon Halbzeit

Nein, keine Sorge, der Herbst steht noch nicht ins Haus: Erstens handelt es sich natürlich erst einmal nur um die Halbzeit des meteorologischen Sommers (dass es im September durchaus noch sehr kräftigen Nachschlag geben kann, hat 2016 ja eindrucksvoll gezeigt), zweitens ist auch diese noch eine Woche hin und drittens sind trotz einer bevorstehenden sehr durchwachsenen Woche die weitergehenden Aussichten derzeit als durchaus sommerlich zu bewerten.

Und dennoch heißt es nun erstens vorübergehend Abschied nehmen von den hochsommerlichen Temperaturen der letzten Tage (auch wenn sich die aktuelle Hitzewelle ausschließlich auf den Südwesten des Landes beschränkte, reichte es bei uns immerhin für fünf meteorologische Sommertage in Folge von Mittwoch bis heute) und zweitens – das allerdings dann tatsächlich schon endgültig für 2017 – von den „längsten Abenden des Jahres“, gemeint sind natürlich die Tage mit der längsten lichten Tageslänge um die Sommersonnenwende herum. Diese liegt zwar auch schon wieder fast drei Wochen zurück, aber bisher ist der Zeitpunkt des astronomischen Sonnenuntergangs erst um fünf Minuten von 21:47 Uhr MESZ (20.-29.06.) auf 21:42 Uhr heute zurückgegangen. Dieser Prozess beschleunigt sich nun aber, täglich wird es in den nächsten Wochen pro Tag mindestens eine, teils zwei Minuten früher dunkel – und auch entsprechend später hell.

Bei Halbzeit wird der Sommer 2017 in unserer Region im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten bei einer positiven Temperaturabweichung von etwa 1,0 Grad (gegenüber der Periode 1981-2010) bzw. 1,7 Grad (gegenüber dem WMO-Referenzmittel 1961-1990) liegen – die erste Julihälfte kann also das Niveau des deutlich „zu warmen“ Juni (+1,8 bzw. +2,2 Kelvin) nicht halten, was neben dem vergangenen Wochenende (1.+2.) hauptsächlich mit der kommenden Woche zu tun hat: Zum Start am morgigen Montag erwarten uns wohl schon in der Nacht erste Schauer, die sich dann im Laufe des Morgens und Vormittags verstärken und mit Gewittern durchsetzt sein können.  Dabei kühlt es tagsüber ein Stück ab, Montag und Dienstag werden Höchstwerte um 22 Grad erwartet, am Mittwoch dann wohl etwas unter 20 Grad, während die Nächte zunächst noch sehr mild bleiben mit gegenüber den Vortagen fast unveränderten Werten um 16-17 Grad. Dabei wird sich die Sonne kaum einmal länger zeigen können, so dass die Sonnenscheinbilanz zur Sommermitte wohl leicht unterdurchschnittlich ausfallen dürfte, auch wenn sich derzeit für Donnerstag leichter Zwischenhocheinfluss andeutet, bevor es am Freitag und wohl auch am kommenden Wochenende maximal mäßig warm und eher bewölkt weitergeht. Ab Donnerstag werden dann auch die Nächte frischer. Wieviel Regen tatsächlich in den nächsten Tagen fallen wird, bleibt abzuwarten, der morgige Montag scheint allerdings schon der niederschlagsreichste Tag zu werden, Dienstag und Mittwoch werden wohl noch zeitweise Regen bringen, nachfolgend ist in der Mittelfrist nur noch am Freitag ein Hinweis auf eine erhöhte Niederschlagswahrscheinlichkeit vorhanden.

Wie auch immer: Ab Sonntag soll es dann bei den Temperaturen wieder ein Stück aufwärts gehen, zumindest wenn es nach den Wettermodellen geht, wobei wir hier trotz des recht stabil erscheinenden Trends von einer Berechnung der erweiterten Mittelfrist, also in einer Woche und darüber hinaus reden. Die Unsicherheit muss also nicht extra betont werden, dennoch wollen wir auf den Chart für die kommenden 15 Tage auf Basis des amerikanischen Modells GFS von heute 00Z UTC für unsere Region schauen. Gezeigt wird die Temperatur in ca. 1.500 m Höhe in 850 hPa, das langjährige Klimamittel ist rot eingezeichnet, der höher aufgelöste operationelle Lauf grün, das Mittel der Ensemblemember schwarz (oben) bzw.  weiß (unten). Das zweite Diagramm zeigt auch die berechneten Niederschläge und hat eine andere Skalierung:

GFS_ENS_850_20170709_00MS_952_ens

Quelle: Wetterzentrale

Das europäische EZMW-Modell rechnet im Grunde vergleichbar: nach einem etwas unterkühlten Abschnitt im Wochenverlauf soll es ab Sonntag wieder wärmer werden, in der nachfolgenden Woche mit Chancen auf met. Sommertage mit mindestens 25 Grad, wobei die Wahrscheinlichkeit für sehr warme oder gar heiße Tage derzeit (noch?) recht gering ist. Vielleicht hat also die erste Julidekade entsprechend der „Siebenschläferregel“ ja doch den Weg für den Hochsommerverlauf in den kommenden Wochen aufgezeigt: Lokal sehr unbeständig, etwas überdurchschnittlich temperiert, aber ohne längere Schönwetterphase und vorerst auch ohne Hitzwelle. Also im Grunde genau der angesichts der letzten 30 Jahre etwa zu erwartende klimatologische „Normalzustand“… Deutschlandweit betrachtet scheint sich ein besonders stark ausgeprägtes Temperaturgefälle von Süd nach Nord unter leichten Schwankungen zumindest bis auf weiteres halten zu wollen, ähnlich wie vor zwei Jahren bereits, als in vielen Regionen des Südens und Teilen des Ostens der zweitwärmste Sommer nach 2003 registriert wurde, während es mit jedem Kilometer weiter nach Norden klimatologisch ausgeglichener wurde.

Autor: wesersollingwetter

Hobbymeteorologe und Autor des monatlichen Lokalwetterrückblicks im Täglichen Anzeiger Holzminden.

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