August- und Sommerbilanz I

Seit heute Nacht ist der Sommer 2017 Geschichte, zumindest aus meteorologischer Sicht – und er hinterlässt im Holzmindener Oberwesertal einen sehr durchwachsenen Eindruck. Dieses Fazit gilt ebenso für den letzten Sommermonat August, der zwar in der letzten Dekade das Sonnenscheindefizit der ersten 20 Tage noch ein ganzes Stück verringern konnte und sogar den längsten niederschlagsfreien Abschnitt des gesamten Sommers brachte, unterm Strich jedoch wie schon der vorausgegangene Juli die langjährigen Mittelwerte bei den Sonnenstunden verfehlte und stattdessen einen deutlichen Niederschlagsüberschuss produzierte. Die Monatsmitteltemperatur entsprach dagegen fast exakt dem klimatologischen Durchschnitt.

Die Sommerbilanz 2017 lautet: Sehr viel Regen, kaum heitere Tage und dabei relativ warm, jedoch kaum einmal Hitze und phasenweise schwül.

Die positive Temperaturabweichung von 0,6 Grad gegenüber dem Mittel der Jahre 1981-2010 geht fast vollständig auf den außergewöhnlich warmen Juni zurück, während sich Juli und August fast genau auf dem Niveau dieser Klimareferenzperiode bewegten. Mit einer Mitteltemperatur von 17,9 °C an der DWD-Station in Bevern sortiert sich dieser Sommer auf Platz 14 im Ranking der wärmsten Sommer in der Messreihe Holzminden/Bevern (seit 1934) ein. Von den 13 wärmeren fielen immerhin sieben in den Zeitraum der letzten 15 Jahre und zehn in die vergangenen 25 Jahre – das heißt: Im Kontext der Gesamtreihe zählt der Sommer 2017 zum wärmsten Sechstel, bezogen auf die jüngsten 15 Jahre reicht es hingegen nur zum Platz genau in der Mitte zwischen der wärmeren und kälteren Hälfte.

Die Anzahl der meteorologischen Sommertage entsprach mit 30 dem langjährigen Mittelwert, während mit nur drei heißen Tagen nicht einmal die Hälfte des Durchschnitts von 1981 bis 2010 erreicht wurde. Tropische Nächte gab es in diesem Sommer gar nicht, die wärmste war die 92. und letzte Nacht des Sommers am 31.08. mit einem Minimum von 18,1 °C.  Das höchste Tagesmaximum wurde ungewöhnlich früh bereits am 22. Juni gemessen und betrug 33,8 °C. Mit den Gewittern an jenem vierten Donnerstag im Juni, dem ersten Ferientag in Niedersachsen, ging auch die bis dahin deutlich überdurchschnittlich temperierte und sonnenscheinreiche Witterungsphase, die bereits zu Beginn der zweiten Maidekade begonnen hatte, zu Ende.

Erst in der letzten Augustdekade gab es wieder längere trockene Abschnitte und eine Reihung überwiegend freundlicher Tage, dazwischen lagen acht Wochen mit vielen Wolken, nur zwei sonnenscheinreichen Tagen und vor allem teils extrem hohen Niederschlagsmengen, die in der über 48stündigen Dauerregenlage vom 24. bis 26. Juli ihren Höhepunkt fanden und zu einem neuen Juli-Monatsrekord führten. Aber auch der August fabrizierte weitere hohe Tagessummen und so stand am Ende mit 417,8 mm der nach 1956 zweitnasseste Sommer der 84jährigen Messreihe – das ist mehr als die doppelte Menge des vergangenen Sommers und sogar fast das Vierfache des sehr trockenen Sommers 2013. Erstmals seit 2007 fielen alle drei Sommermonate wieder nasser aus als im langjährigen Mittel, das um fast 90% übertroffen wurde.

Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als würde der Sommer 2017 als einer der trübsten der letzten 35 Jahre in die lokale Klimareihe eingehen (zuvor, zwischen 1977 und 1981 gab es eine auffällige Häufung von sehr sonnenscheinarmen Sommern mit durchweg deutlich unter 500, teils unter 450 Stunden), bevor der kleine Endspurt zwischen dem 21. und 30. August die Bilanz noch ein Stück aufbesserte und zusammen mit den sonnigen ersten drei Juniwochen die zahlreichen stark bewölkten Tage der dazwischen liegenden zwei Monate zumindest ein Stück weit vergessen machte. Mit 529 Sonnenstunden landete der Sommer 2017 dennoch im unteren Drittel der letzten 30 Jahre ebenso wie im Vergleich zur Klimaperiode 1981-2010, deren Mittelwert* er um gut 48 Stunden bzw. 9,5% verfehlte.

Vier Tagen im Juni und einem im Juli, an denen die maximal messbare Sonnenscheindauer erreicht wurde, standen sieben Tage ganz ohne Sonnenschein gegenüber, jeweils zwei bei den Dauerregenlagen Ende Juli und am 10./11. August, die mit nur 15-16 Grad auch die tiefsten Tageshöchstwerte des Sommers hervorbrachten. Davon abgesehen blieben kühle Tage aber die Ausnahme, so dass es bei den Temperaturen kaum Ausschläge nach oben oder unten gab. Ganz anders übrigens als im Sommer 2015, der bundesweit ähnlich wie in diesem Jahr durch ein sehr deutliches Temperaturgefälle von Süd nach Nord aufgefallen war und bei der Mitteltemperatur bei uns recht ähnlich abschnitt (um 0,25 K wärmer, um genau zu sein): Den nur drei heißen (weniger gab es zuletzt im Sommer des „Kaltjahres“ 1996) und 15 kühlen Tagen (Maxima unter 20 Grad, davon allerdings nur acht unter 19 Grad) dieses Sommers standen vor zwei Jahren 15 heiße und 22 kühle gegenüber.
Auch die Mittel- und Maximummittelwerte der Monate Juni bis August lagen ungewöhnlich nah beeinander: Zwischen dem wärmsten Monat (Juli, 18,4 °C) und dem „kühlsten“ (August) liegen gerade 0,8 Grad, bei den mittleren Höchstwerten liegen die drei Monate noch enger zusammen: Juni 23,6 °C, Juli 23,7 °C, August 23,2 °C.

* Die interpolierten Sonnenscheinwerte der Klimareihe werden derzeit überarbeitet, die hier verwendeten stützen sich noch auf die bisher vorhandenen Werte, so dass hier noch Korrekturen möglich sind.

 

Daten der Station Bevern (Betreiber: DWD, 110 m über NN, Datenbasis: DWD, teilweise bearbeitet, Sonnenscheinwerte interpoliert) – August 2017:

Monatsmitteltemperatur: 17,6 °C
(-0,3 K vs. gleitendes 30-Jahres-Mittel, -0,1 K vs. 1981-2010, +0,9 K vs. 1961-1990)
Tmax-Mittel 23,2 °C
Tmax 29,7 °C am 30.08.
Tmin-Mittel 12,2 °C
Tmin 6,3 °C am 23.08.
Tmin-Mittel 5 cm: 10,8 °C
Tmin 5 cm: 4,6 °C am 23.08.
Heiße Tage: 0
Sommertage: 8
Kühle Tage: 6

RR: 113,4 mm (146,5% vom Mittel 81-10)
Maximum: 24,8 mm am 05.08.
Tage mit messbarem Niederschlag: 15
Trockene Tage: 15

SSD: 174,0 h (92,0% vom Mittel 81-10)
Maximum: 12,2 h am 07.08.
Heitere Tage: 3
Trübe Tage: 6
Davon ohne Sonnenschein: 3

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Daten der Station Bevern (Betreiber: DWD, 110 m über NN, Datenbasis: DWD, teilweise bearbeitet, Sonnenscheinwerte interpoliert) – Sommer 2017:

Mitteltemperatur: 17,9 °C
(+0,4 K vs. gleitendes 30-Jahres-Mittel, +0,6 K vs. 1981-2010, +1,4 K vs. 1961-1990)
Tmax-Mittel 23,5 °C
Tmax 33,8 °C am 22.06.
Tmin-Mittel 12,5 °C
Tmin 6,3 °C am 23.08.
Tmin-Mittel 5 cm: 11,3 °C
Tmin 5 cm: 4,6 °C am 23.08.
Heiße Tage: 3
Sommertage: 30
Kühle Tage: 15

RR: 417,8 mm (189,8% vom Mittel 81-10) – zweithöchster Wert der Messreihe ab 1934 –
Maximum: 60,8 mm am 24.07.
Tage mit messbarem Niederschlag: 55
Trockene Tage: 34 (restliche drei Tage: Registrierter Niederschlag, nicht messbar <0,05 mm)

SSD: 529 h (91,6% vom Mittel 81-10)
Maximum: 15,5 h am 14.06.
Heitere/Sonnenscheinreiche Tage (Juni >= 13 h, Juli >= 12 h, August >= 11 h): 8
Trübe Tage <= 1 h Sonnenschein: 13
Davon ohne Sonnenschein: 7

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Autor: wesersollingwetter

Hobbymeteorologe und Autor des monatlichen Lokalwetterrückblicks im Täglichen Anzeiger Holzminden.

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