Gefühlt dauert dieser Sommer bereits dreieinhalb Monate, seit es am Ende der ersten Aprilwoche quasi unter Auslassung des Frühlings fast direkt vom Spätwinter in den Frühsommer ging. Neue Monatsrekorde bei den Temperaturen im April und Mai dokumentieren diesen denkwürdigen Verlauf.
Der meteorologische Sommer war bisher überwiegend sehr warm, ohne dass dabei nach etwas über der ersten Hälfte von außergewöhnlicher Wärme gesprochen werden kann. So lag die Mitteltemperatur der ersten Julihälfte genau im langjährigen Mittel der Jahre 1981-2010 und gegenüber der Klimaphase ab 1991 war es sogar geringfügig weniger warm. Die zweite Julihälfte schickt sich aber nun an, eine der wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn zu werden. Nachdem die zu Ende gehende Woche bereits hochsommerlich warm bis heiß verlief, rollt nun mit Beginn der sogenannten „Hundstage“ eine ausgewachsene Hitzewelle auf Deutschland und auch auf die Region zu.
Schon bisher ist die Zahl der heißen Tage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30 Grad ungewöhnlich hoch. Zehn solcher Tage wurden an der DWD-Station in Bevern in diesem Jahr bereits gemessen, allein vier in dieser Woche zwischen Montag und Samstag, zuvor einer in der ersten Juliwoche, zwei im Juni und drei sogar schon Ende Mai. Dennoch lagen diese bisher alle im moderaten Hitzebereich, das Jahresmaximum beträgt weiterhin 31,6 °C und eine echte Hitzewelle gab es nach den gängigen Kriterien noch nicht.
Das ändert sich nun ab Dienstag, wenn die Werte über mehrere Tage hinweg über 30 Grad ansteigen sollen. Morgen, zum Start in die neue Woche, werden erst einmal noch ein paar Wolkenfelder am Himmel sein und die Temperaturen liegen bei maximal 28-29 Grad. Am Dienstag sind dann ca. 32 °C vorhergesagt und anschließend geht es wohl noch ein Stück weiter nach oben auf 34, vielleicht 35 Grad. Dabei scheint oft ungestört die Sonne, Schauer und Gewitter sind, wenn überhaupt, frühestens Richtung Wochenende drin, was sich aber vom heutigen Stand der Dinge noch nicht beantworten lässt.
Möglicherweise gehen die Werte dann im Laufe des Wochenendes etwas zurück, eine durchgreifende Wetteränderung ist aber derzeit kaum in Sicht, so dass die sehr warme bis heiße Witterung wohl (mindestens) bis in die ersten Augusttage hinein andauern wird.
Damit steigt nicht nur die Wärmebelastung in den kommenden Tagen deutlich an, da es ab Wochenmitte auch nachts kaum noch abkühlt, die Tiefstwertprognosen bewegen sich dann nur noch knapp unter der 20-Grad-Marke. Auch die Trockenheit wird sich weiter verschärfen, denn bis auf spärliche Signale für einzelne Schauer und Gewitter ist kein Niederschlag in Sicht. Sonnenliebhaber hingegen kommen weiterhin auf ihre Kosten in diesem Juli, der einer der sonnigsten seit Messbeginn werden dürfte. Selbst die Marke von 300 Stunden, in unserer eher sonnenscheinarmen Region ein nur ganz ganz selten bisher erreichter bzw. übertroffener Wert, ist derzeit im Bereich des Möglichen. Bis gestern stehen knapp 214 Sonnenstunden zu Buche in diesem Juli – der vergangene schaffte im gesamten Monat nur 165. Dafür regnete es vor einem Jahr satt, es wurde am Ende sogar der nasseste Juli seit Messbeginn in der Reihe Bevern/Holzminden.
Genau ein Jahr nach Dauerregentief „Alfred“ (24./25.07.2017) https://wesersollingwetter.wordpress.com/2017/07/26/tief-alfred-versenkt-den-sommer/ steht nun also eine Hitzewelle bevor, über deren Verlauf hier in den kommenden Tagen berichtet wird. Es ist derzeit nicht auszuschließen, dass auf den niederschlagsreichsten Juli 2017 sogar einer der trockensten seit Messbeginn folgt. Am wenigsten Regen fiel 1976 mit 15,7 mm an der Holzmindener Station, die gegenwärtige Bilanz in Bevern weist 8,4 mm aus.
Das amerikanische GFS-Modell berechnet die Temperatur in den nächsten 15 Tagen in der 850 hPa-Fläche auf ca. 1.500 m Höhe aktuell so:
Bis Samstag ist die Bündelung der Member sehr eng, erst danach gibt es Einzelläufe, die eine vorübergehende Abkühlung berechnen, doch selbst diese würden nur kurzzeitig einmal die langjährige Mitteltemperatur (rote Linie) erreichen. Andere Member des Ensembles sehen sogar noch eine Hitzeverschärfung zum Monatswechsel und danach. Hier heißt es abwarten, wie sich die Rechnungen in den kommenden Tagen präsentieren.