Rückblick auf den August und Sommer 2018 an der DWD-Station Bevern
Auch im Holzmindener Oberwesertal war der Sommer 2018 rekordtrocken und brachte außergewöhnlich viel Hitze. Dies bestätigt die Auswertung der Messwerte der DWD-Station in Bevern und die Einordnung in die Klimareihe Holzminden/Bevern. Bei der Mitteltemperatur landeten sowohl der August als auch der meteorologische Sommer auf Platz zwei hauchdünn hinter 2003, bei der Anzahl Hitze- und Sommertage wurden die Bestmarken von vor 15 Jahren deutlich übertroffen und beim Niederschlag brachten Juli, August und der Gesamtsommer neue Trockenheitsrekorde. Dazu war es im Oberwesertal der viertsonnigste Sommer seit Beginn der Sonnenscheinmessungen 1951.
August: Sehr warm und kaum Regen
Mit einer Mitteltemperatur von 20,2 °C war es an der Beveraner DWD-Station 2,5 Grad wärmer als im Mittel der Jahre 1981-2010. Erst zum dritten Mal lag die Monatstemperatur in einem August in der seit 1934 bestehenden Messreihe oberhalb der 20-Grad-Marke. Zusammen mit 1997 war es der zweitwärmste August nach 2003. Mit 13 heißen Tagen mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30 Grad wurde der Rekord aus dem August 2003 eingestellt und an nur einem Tag die 20-Grad-Marke nicht erreicht.
An drei Tagen wurde neue Tagesrekorde bei den Höchstwerten gemessen und am 7. August mit 37,0 °C der absolute Temperaturrekord am Standort Bevern vom 4. Juli 2015 eingestellt. Heißester Tag seit Beginn der regionalen Wetterbeobachtungen bleibt der 09.08.1992, als in Boffzen (DWD-Ersatzstation 1992-1996) 37,9 °C registriert wurden. Ob es auch während der Hitzewelle im August 2003, als im LK Holzminden nur in Silberborn auf 440 m gemessen wurde, in den tiefen Lagen ein paar Zehntel über 37 Grad ging, kann nicht zweifelsfrei ermittelt werden, es spricht aber einiges dafür, dass dies am 12.08.2003 der Fall war, möglicherweise (allerdings mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit) auch am 09.08.2003.
Markant war erneut die Trockenheit, wie schon im Juli wurde auch im August ein neuer Negativrekord bei der Niederschlagssumme des Monats aufgestellt. Mit nur 13,2 mm (17,1% des Mittels 1981-2010) – aus zwar immerhin 13 Niederschlagstagen, die aber nur sehr geringe Mengen brachten – wurde der erst neun Jahre alte Rekord aus dem Jahr 2009 deutlich unterboten. Die Dürreschäden in Natur und Landwirtschaft verschärften sich damit weiter.
Mit rund 238 Stunden schien die Sonne etwa 49 Stunden oder 26% länger als im Mittel der Jahre 1981-2010, dieser Wert ist aber nicht rekordverdächtig. Am sonnigsten und wärmsten war es in der ersten Monatsdekade, als sich die Hitzewelle aus dem Juli nahtlos fortsetzte. Mit einer Kaltfront am Abend des 9. August wurde die heiße Luftmasse verdrängt und es folgte ein wechselhafterer und deutlich weniger warmer Abschnitt. Doch ab Monatsmitte stiegen die Werte für gut eine Woche wieder regelmäßig auf 26-31 Grad, bevor es in der letzten Woche des Monats dann kaum noch über 23 Grad warm wurde. Erst diese zweite Abkühlung verhinderte, dass der Sommer 2018 den 2003er auch bei der Mitteltemperatur überholte.
Sommer: Extreme Trockenheit und fast 30 Hitzetage
Die Mitteltemperatur des Sommers betrug in Bevern 19,74 °C und lag damit nur ein knappes Zehntelgrad unter der des Sommers 2003. Die Abweichung gegenüber dem 30-Jahres-Mittel von 1981-2010 betrug +2,4 Grad. Erstmals in der Geschichte übertrafen zwei Sommermonate (Juli und August) die Marke von 20 Grad bei der Monatsmitteltemperatur. Mit 29 heißen Tagen wurde bisherige Spitzenwert aus dem Sommer 2003 von 21 bei weitem distanziert, wobei recht viele Hitzetage in diesem Sommer im Bereich zwischen 30,0 und 31,5 Grad auftraten. Auch bei den Sommertagen und warmen Tagen gab es mit 52 bzw. 83 Tagen neue Rekorde.
Von Juni bis August wurde ein markanter neuer Trockenheitsrekord aufgestellt: Mit 64,9 mm wurde die bisherige Tiefstmarke der Reihe Holzminden/Bevern aus dem Sommer 1983 um 35,6 mm unterboten und das langjährige Mittel um über 70% verfehlt. Anhand der noch länger zurückreichenden Niederschlagsreihen der Umgebung wie Aerzen-Reher, Alfeld, Lippoldsberg und auch der Sollingreihen Neuhaus und Schießhaus lässt sich zweifelsfrei ableiten, dass es sogar der trockenste Sommer seit mindestens 1878 war.
Mit 742,9 Stunden schien die Sonne etwa 165,5 Stunden länger als im Mittel der Jahre 1981-2010 bzw. übertraf dieses um 28,7%. Damit dürfte der Sommer 2018 der viertsonnigste seit Messbeginn dieses Parameters im Jahr 1951 gewesen sein. 1959, 1976 und 2003 sollte es nach den vorliegenden Daten noch mehr Sonnenschein im Sommer gegeben haben.
Noch eklatanter sticht der Sommer 2018 im Vergleich mit seinem direkten Vorgänger heraus: Dieser war zwar mit 17,93 °C nicht kühl, aber doch um 1,8 Grad weniger warm. Viel frappierender ist der Kontrast beim Sonnenschein und beim Niederschlag: 2017 war es mit nur 529 Stunden sehr trüb (214 Stunden, das ist ein gutes Monatsmittel, schien die Sonne in diesem Jahr länger) und es fielen fast 353 mm mehr Regen, was für den zweitnassesten Sommer der Messreihe nach 1956 sorgte. Zumindest beim Niederschlag folgten also zwei gegensätzliche Extreme direkt aufeinander. Wie 2017 lag der Wert außerhalb des 2-Sigma-Intervalls (Mittelwert plus bzw. minus zweifache Standardabweichung). Auch unter Berücksichtigung des Einflusses des Klimawandels wurden wir damit Zeugen zweier statistisch extrem unwahrscheinlicher Ereignisse innerhalb eines so kurzen Zeitraums.