Auch im Hochsolling waren nur zwei Jahre noch wärmer

Rückblick auf das Jahr 2019 an der MeteoGroup-Unwetterreferenzstation Holzminden-Silberborn

Ein weiteres sehr mildes bzw. warmes Jahr geht in die Hochsolling-Klimareihe ein. Mit 8,9 °C war es an der Station im Silberborner Kurgarten 0,2 K weniger warm als 2018 und vermutlich auch geringfügig kühler als 2014 – leider liegen aus jenem Jahr aber keine Messungen vor Ort vor. Bis September 2008 hatte der DWD (seit Juli 1983) wenige Schritte vom heutigen Standort entfernt auf 440 m über NN gemessen, von 1937-1966 gab es eine Klimastation in Torfhaus auf 491 m. Die Wiederaufnahme der Messungen in privater Initiative erfolgte im November 2016, so dass es leider zwei längere Lücken bei den Aufzeichnungen gibt: Von 1966-1975 (ab da wurde bis Sommer 1983 in Neuhaus gemessen) und von Herbst 2008 bis Herbst 2016.

Nach dem sehr trockenen Jahr 2018 fiel zwar wieder mehr Niederschlag (1.012,8 mm), doch wurde nicht nur das langjährige Jahresmittel um knapp 10% verfehlt, sondern vor allem der durch das trockene Vorjahr und einen erneut sehr warmen und sonnigen Sommer erhöhte Bedarf der Natur. So ging das Absterben vertrockneter Bäume im Solling weiter, auch weil der Borkenkäfer sich prächtig vermehren konnte.

Schnee gab es hingegen deutlich weniger als in den Jahren zuvor, immerhin reichte es für eine winterliche Phase mit einer allerdings recht dünnen (maximal 8 cm) und auch nicht durchgehenden Schneedecke in den vier Wochen vom 10. Januar bis 7. Februar. Den höchsten Schnee brachte ein kurzer Spätwintereinbruch am 11. März mit 10 cm auf dem Messfeld und noch etwas mehr an den höher gelegenen Ortsrändern, der letzte messbare fiel am 13. April. Späte Fröste gab es bis in den Mai hinein, die Apfelblüte ist in diesem Mikroklima allerdings an solche Kälterückschläge gewöhnt und nahm keinen Schaden.

Rekordwarm wurde dann der Juni, er brachte mit fast 300 Stunden auch den meisten Sonnenschein. Die Jahressumme lag bei ca. 1.700 Stunden und damit knapp 18% über dem langjährigen Durchschnitt. Während der Hitzewelle Ende Juli wurde am 25.07. mit 35,3 °C ein neuer Temperaturrekord aufgestellt, erstmals in der Geschichte der Wetteraufzeichnungen im Hochsolling wurde die Marke von 35 Grad überschritten.

Im Oktober wurde die Station im Status einer Unwetterreferenzstation in das Messnetz der MeteoGroup aufgenommen, seit Ende des Jahres ist der automatische Niederschlagsmesser beheizt und im Dezember wurde ein neuer, fast 10 m hoher Windmast aufgestellt. Durch personelle Engpässe wartet dieser zwar noch auf die Inbetriebnahme, die aber in Kürze realisiert werden soll, so dass dann auch verwertbare Messungen der Windgeschwindigkeit vorgenommen werden können.

Jahr_2019_Übersicht

Frisches Grün im Hochmoor Mecklenbruch im Mai:

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Doch der Wald leidet weiter und verstärkt unter Trockenheit (Aufnahme aus dem Sommer):

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Von Orkan Friederike vor fast zwei Jahren freigelegte Fläche:

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Die Wetterstation im Kugarten im Sommer:

Silberborn_Blick nach Osten

… und im Dezember nach den Erweiterungsarbeiten:

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20191216_140044

Autor: wesersollingwetter

Hobbymeteorologe und Autor des monatlichen Lokalwetterrückblicks im Täglichen Anzeiger Holzminden.

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