Wenig Sonne, wenig Regen, wenig Wetter…

Der November 2021 war trüb, trocken und durchschnittlich temperiert / Etwas Schnee am Monatsende

Titelfoto: Annette Mokross

Typisches Novemberwetter dominierte über weite Strecken das Geschehen im dritten und letzten meteorologischen Herbstmonat. Der Himmel präsentierte sich meist in Grau, Sonnenschein trat fast nur sporadisch auf und dennoch fiel aus den Wolken kaum einmal ergiebiger Niederschlag. Auch der Temperaturverlauf war anders als im Vorjahr, als mit 21 Grad ein neuer Rekord aufgestellt worden war, nichts für die Wettergeschichtsbücher. Es novemberte so vor sich hin, und erst ganz zum Schluss kam etwas Bewegung in die Wetterküche mit auffrischendem Wind, vorübergehend kälterer Luft und ersten dünnen Schneeauflagen in den höheren Regionen des Kreises. Dieses kleine Wintermezzo fand aber noch in den letzten Stunden des Novembers sein schnelles Ende. Unter dem Strich stand ein kleines Plus bei der Temperatur und ein großes bzw. sehr großes Minus bei Sonnenschein und Niederschlag. Mit dem dritten Monat in Folge mit deutlich zu wenig Regen schloss der Herbst als einer der trockensten seit Aufzeichnungsbeginn 1934 ab.

Intensive Abendfarben, wie es sie nur bei tiefem Sonnenstand zu bewundern gibt, hier über und in der Weser bei Polle. Foto: Annette Mokross

Die Monatstemperatur lag an der DWD-Station in Bevern mit 6,03 °C um 0,4 K über dem Mittel der Jahre von 1991-2020. Gegenüber der älteren Klimaperiode von 1961-1990 betrug das Plus 1,2 K. Nach einem milden Start und dem Höchstwert von 14,3 °C gleich am Monatsersten pendelten die Werte mal über, mal unter den langjährigen Durchschnittswerten mit einer nochmaligen Milderung am Ende der zweiten und dem bereits erwähnten kurzen frühwinterlichen Abschnitt am Ende der dritten Dekade. An sechs Tagen gab es leichten Frost in Bevern in zwei Metern Messhöhe, fünf Zentimeter über dem Erdboden fiel die Temperatur an elf Tagen unter den Gefrierpunkt – beides bewegt sich nah an den Mittelwerten der letzten 30 Jahre. Negative Tagesmitteltemperaturen gab es nicht, die sich hieraus errechnende Kältesumme lag somit bei null.

Leicht frostig wurde es häufiger, Reifspuren an Pflanzen und Beeren zeugen von der fortschreitenden Jahreszeit. Fotos: Annette Mokross

Im über 300 Meter höher gelegenen Silberborn erreichte diese Kennziffer einen Wert von 1,7 K, nachdem die Tagesmittel vom 27. bis 29. ein Minusvorzeichen trugen und am 29. ein erster Eis- bzw. Dauerfrosttag gemessen wurde – hauchdünn mit einer Höchsttemperatur von -0,1 °C. Dieses Temperaturniveau bei gleichzeitig vorübergehend negativen Taupunkten bescherte dem Hochsolling die ersten beiden Tage mit Schneedecke, am Dienstagmorgen waren einige Zentimeter zusammengekommen, die im Laufe des Tages aber rasch ein Raub der einsetzenden Milderung mit Übergang der Niederschläge in Regen wurden.

Die Monatstemperatur an der Silberborner Wetterstation lag mit 3,9 °C exakt im Mittel der Jahre 1991-2020 bzw. 0,8 K über dem Mittel von 1961-1990. Zum einen Eistag gesellten sich acht Frosttage mit einem Minimum von -3,9 °C am 28., am wärmsten war auch hier der Monatserste mit einem Höchstwert von 11,4 °C, zugleich der einzige zweistellige in diesem November.

Die Wetterlagenanalyse zeigt wie in den beiden Vormonaten und somit im gesamten meteorologischen Herbst eine Dominanz von Hochdrucklagen. Hauptsächlich waren diese durch eine Hochdruckbrücke über Mitteleuropa (abgekürzt BM) geprägt, die zusammen mit einer antizyklonalen Nordwestlage (NWa) von Beginn der zweiten bis zum Ende der fünften Pentade das Wettergeschehen bestimmte.  Aus der oft hochnebelartigen Bewölkung fiel dabei gelegentlich unergiebiger leichter Niesel, ansonsten war es oft trocken. Der milde Monatsstart resultierte aus einer Südlage von Ende Oktober her, die dann mit Ostverlagerung des hochreichenden Tiefs in eine Nordlage (Trog Mitteleuropa) überging. Eine solche Großwetterlage stellte sich erneut zur letzten Pentade ein und brachte einen im Tiefland nasskalten und in den höheren Lagen frühwinterlichen Abschnitt am Monatsende. Es fehlten sowohl klassische West- als auch Ostlagen.  

Die geringe Niederschlagsausbeute wurde bereits thematisiert, in Zahlen lesen sich die Monatssummen der verschiedenen Stationen in der Region wie folgt (wobei die kräftigen Regen- und teils Schneefälle zum Ultimo die Bilanzen noch deutlich aufbesserten):  Die Klimastation in Bevern meldete 31,7 mm, was nicht einmal ganz der Hälfte des dortigen Mittelwerts von entspricht, ähnlich wenig war es in Lüchtringen mit 30,6 mm. Polle, Ottenstein und Hehlen kamen jeweils auf knapp unter 40 mm, Eimen-Vorwohle auf immerhin auf 50,4 mm. Am meisten fiel im Solling und seinen Ausläufern in einem allerdings auch feuchteren Klima: In Hellental wurden 57,3 mm gemessen, Amelith stellte mit 62,8 mm den „Spitzenwert“ und Silberborn kam auf 58,1 mm – das sind letztlich aber auch nur rund zwei Drittel der durchschnittlichen Mengen.

Einen Schneedeckentag mit jeweils einem Zentimeter meldeten die Beobachter aus Polle auf dem Wilmeröder Berg und aus Amelith (Stationshöhen 270 bzw. 258 m) am 29.11. Dort fiel der Niederschlag am frühen Morgen des 30. schon wieder als Regen, während in Silberborn auf 428 m zunächst noch die feste Phase vorherrschte und ein zweiter Schneedeckentag registriert werden konnte, bevor auch dort Tauwetter einsetzte.

Nicht nur im Solling, auch auf der Ottensteiner Hochebene gab es einen ersten kleinen winterlichen Gruß am Monatsende. Foto: Annette Mokross

Bei der Sonnenscheindauer hielt sich der November ebenfalls dezent zurück und verfehlte sein wahrlich nicht üppiges Klimamittel deutlich. Mit dem aus den Umgebungsstationen mit Sonnenscheinmessung errechneten Monatswert von gut 33 Stunden reichte es nicht einmal ganz für 75% des langjährigen Durchschnitts. Einzig sonnenscheinreicher Tag war der 9. mit einer Tagessumme von 7,2 Stunden, mehr als die Hälfte des zu dieser Jahreszeit möglichen Sonnenscheins schaffte sonst nur noch der 22. mit 4,6 Stunden.

Die vielen Tagen mit hohem Luftdruck sorgten für weitgehend windschwache Verhältnisse, die Tagesmittel bewegten sich meist bei Beaufort 1-2, vereinzelt 3. Die Böen lagen allesamt unterhalb des warnwürdigen Bereichs, oft in Stärke 3-5, vereinzelt 6. Nur am 7. und am 30. frischte es vorübergehend bis zum steifen Wind (Bft. 7) auf.

Nur selten konnte sich die Sonne zeigen, einen dieser raren Momente am Morgen hat Annette Mokross eingefangen.

Herbstbilanz: Außergewöhnlich trocken

Mit dem November endet auch der meteorologische Herbst, und der 2021er war vor allem eines: sehr trocken. In allen drei Monaten wurden die Klimawerte des Niederschlags deutlich verfehlt, unter dem Strich standen in Bevern ganze 87,0 mm – lediglich viermal war es in der seit 1934 bestehenden Zeitreihe Holzminden/Bevern noch weniger, zuletzt allerdings erst vor drei Jahren im extrem trockenen Jahr 2018. Der Minusrekord stammt aus dem Jahr 1937 mit 68 mm, am nassesten war es 1998 mit 448 mm, der 30-Jahres-Schnitt seit 1991 liegt bei 195 mm und wurde in diesem Jahr um 55% verfehlt. Kaum anders sah es in Silberborn aus: Die dort gemessenen 122 mm reichten ebenfalls nicht einmal für die Hälfte des Klimawerts von 254 mm.

Die Mitteltemperatur landete im Bereich leicht überdurchschnittlich und entsprach etwa dem Niveau der jüngsten Vergangenheit der letzten zehn Jahre. Mit 10,63 °C war es in Bevern um 0,7 K wärmer als im Mittel von 1991-2020, gegenüber der älteren Klimaperiode 1961-1990 betrug das Plus knapp 1,3 K. In Silberborn waren es 8,86 °C, ebenfalls eine positive Abweichung vom lokalen Klimawert von 0,7 bzw. 1,25 K. Die Sonnenscheindauer schließlich verfehlte mit 275 Stunden den 30-Jahresschnitt leicht um elf Stunden oder vier Prozent.

Autor: wesersollingwetter

Hobbymeteorologe und Autor des monatlichen Lokalwetterrückblicks im Täglichen Anzeiger Holzminden.

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