Hochdruckdominanz machte den März 2022 zu einem denkwürdigen Wettermonat
Titelfoto: Annette Mokross
Gleich mehrfach wurde in den vergangenen Wochen bundesweite und regionale Wettergeschichte geschrieben: Unter fast durchgängigem Hochdruckeinfluss schien die Sonne im März nicht nur mehr als doppelt so lange wie im langjährigen Mittel, sondern auch länger als einem durchschnittlichen Juli. Ein neuer Trockenheitsrekord wurde erst am allerletzten Tag verhindert, der Luftdruck stieg zwischenzeitlich auf einen der höchsten bisher gemessenen Werte und es herrschte an fast jedem Tag Bodenfrost – der erste meteorologische Frühlingsmonat des Jahres war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Lediglich bei der Mitteltemperatur blieb er weitgehend unauffällig, wobei viele klare und frostige Nächte in Verbindung mit sonnigen Tagen für hohe Differenzen zwischen Tiefst- und Höchstwerten sorgten. Letztere blieben aber deutlich unter dem Rekord vom Vorjahr, als zum Märzfinale mit 25,3 °C erstmals ein meteorologischer Sommertag erreicht wurde.
Mit einer Mitteltemperatur von 5,35 °C erzielte der März 2022 an der DWD-Station in Bevern ein zartes Plus von 0,1 Kelvin gegenüber seinem langjährigen Mittelwert von 1991-2020. Im Vergleich zur älteren Klimareferenz der Periode 1961-1990 betrug die positive Abweichung 1,3 K. Deutlicher wird das Plus auch zum neuen Klimamittel, wenn man die Tageshöchstwerte separat betrachtet: Hier lag der Durchschnitt in diesem März bei 12,6 °C und damit 2,7 K über dem aktuellen 30-Jahresmittel – ein Resultat der vielen gering bewölkten oder sogar wolkenlosen Tage, die mit Frost in der Nacht und am Morgen starteten und mit der ungehinderten Sonneneinstrahlung steile Temperaturanstiege aufwiesen. Der Höchstwert wurde am 23. mit 19,1 °C gemessen, für den ersten „Zwanziger“ reichte es also noch nicht, aber immerhin für eine ungewöhnlich stabil temperierte frühlingshafte Phase in der dritten Dekade mit acht Tagen in Folge mit Höchstwerten um 18 Grad.
Die Anzahl der Frosttage lag mit 21 fast doppelt so hoch wie im langjährigen Durchschnitt (11), dabei blieb es in Bevern bei durchweg leichtem Frost mit einem Tiefstwert von -4,7 °C. In fünf Zentimetern über dem Erdboden gab es sogar nur einen einzigen frostfreien Tag am 27. – ansonsten herrschten Minima bis -6,4 °C.

in 5 cm über dem Erdboden sogar an 30 Tagen (hier nicht abgebildet)
An der DTN-Unwetterreferenzstation in Silberborn schloss der März mit einer Monatstemperatur von 4,6 °C um 1,3 K höher ab als im Mittel von 1991-2020 und um 2,5 K über dem Klimawert von 1961-1990 – in Relation zum Ortsklima war es also im Hochsolling um 1,2 K wärmer als im Wesertal. Ursache war die starke Hochdruckdominanz, die wie bereits häufig an dieser Stelle erläutert zu einem überproportionalen Temperaturplus in den höheren Lagen führt, gerade aufgrund der oft weniger starken nächtlichen Auskühlung. So wundert es dann auch nicht, dass die Anzahl der Frosttage in Silberborn mit 15 unter und die mittlere Tiefsttemperatur mit -0,4 °C über der in Bevern (-1,1 °C) lag. Am wärmsten wurde es auch im Hochsolling am 23.; der dort gemessene Höchstwert betrug 16,4 °C.
Die Ursache für die hohen Tagesgänge bei der Lufttemperatur, den Sonnenscheinrekord und die vielen trockenen Tage findet sich eindrucksvoll beim Blick auf die Großwetterlagen des Monats: Hochdruck mit Nordströmung, Hochdruck über Mitteleuropa, Hochdruck mit Südströmung, Hochdruck mit Südostströmung und schließlich Hochdruck mit Nordwestströmung. Dabei wurde am 19. mit 1.046,4 hPa einer der höchsten je in unserer Region registrierten Luftdruckwerte (reduziert auf Meereshöhe) gemessen, in Schleswig-Holstein gab es sogar neue Luftdruckrekorde von bis zu fast 1.050 hPa. Der deutschlandweite Rekord liegt mit 1.060,8 hPa allerdings noch deutlich höher, er wurde 23. Januar 1907 an der Station Greifswald im Nordosten von Mecklenburg-Vorpommern gemessen.

Tiefdruck wurde lediglich zweimal vorstellig: Zur Monatsmitte näherte sich von Westen ein weit nach Süden ausgreifender, hochreichender Trog, der mit südlicher Strömung zunächst die ersten leichten Niederschläge des Monats heranführte und anschließend Staub aus der Sahara, der für eine Trübung des Himmels und beeindruckende Fotomotive sorgte. Dieses Phänomen wurde in den letzten Jahren bei Südlagen im Frühjahr mehrfach beobachtet, und wenn wie am 17. März noch Niederschlag hinzukommt, wird dieser in den Medien gern als Blutregen bezeichnet.

verursacht durch Staub aus der Sahara. Foto: Annette Mokross
Die zweite Ausnahme bedeutete bei rückblickender Betrachtung das Ende der Hochdrucklage zum Monatswechsel, als sich das zuvor dominierende Hochdruckgebiet nach Norden zurückzog und an seiner Südostflanke den Weg frei machte für Kaltluft aus Nordosten mit Wolken und Niederschlag, der in der Nacht zum 1. April (die bei diesem Parameter bis 07:50 MESZ noch zum März gehört) bis in die Niederungen in Schnee überging.
Erst durch diese sehr späten Tropfen und Flocken wurde quasi in den letzten Stunden des März ein neuer Trockenheitsrekord verhindert. Der 31. war erst der vierte Niederschlagstag des Monats und die zur Monatsmitte gefallenen Mengen waren mit wenigen Millimetern äußerst gering geblieben. Am Ende war es an der Station in Bevern mit 10,7 mm nach 2011 (8,2) und 1936 (10,0) der dritttrockenste März seit Aufzeichnungsbeginn. Vom 30-Jahres-Mittel wurden nicht einmal 18% erreicht. Auch im Hochsolling blieb es mit 17,2 mm in Silberborn außergewöhnlich trocken, dort finden sich (Messbeginn 1937 in Torfhaus) nur 1984 und 2011 noch geringere Niederschlagsmengen im März. Das dortige Klimamittel von 87 mm wurde fast genauso deutlich verfehlt (19,8%). Auch die weiteren Messgefäße im Umkreis brachten kaum Nass hervor: Hellental meldete 17,1 mm, Lüchtringen 11,4, Polle 10,8, Amelith 9,4, Vorwohle 8,3 und Ottenstein 8,0 mm. Schlusslicht war Hehlen mit 7,6 mm.

Bei so viel Hochdruck verwundert es nicht, dass der Wind, anders als im stürmischen Februar, keine Rolle spielte und selbst die stärksten Böen in den höheren Lagen nur kurzzeitig einmal Stärke 7 erreichten. Ansonsten blieb es bei Böenstärke 4-6 und der Mittelwind lag meist bei Beaufort 2-3.
Bereits vorab berichtet wurde über den neuen Sonnenscheinrekord in der TAH-Ausgabe vom 30.03. Drei Tage vor Monatsende waren mit 228 Stunden bereits fast 200% des langjährigen Mittelwerts erreicht, und entgegen mancher Vorhersagen gab es am 29. und 30. noch weitere zwölf Sonnenstunden, so dass die neue Rekordmarke bei gut 240 Stunden steht – ein zuvor schlicht nicht vorstellbarer Wert in einem März. Selbst der sonnigste Monat, der Juli, bringt es im Mittel nur auf 205 Stunden in unserer Region, ein durchschnittlicher März gerade mal auf etwas über 116 Stunden und der bisherige Rekord aus dem Jahr 2011 lag mit 183 Stunden um über 57 Stunden tiefer.

Im März 2022 gab es gut 35 Stunden mehr als in einem durchschnittlichen Juli.
Und noch etwas Interessantes fördert der Blick in die Historie zu Tage: In den letzten 30 Jahren – das ist bereits der sonnigste Zeitraum seit Messbeginn – wurde nur in der Hälfte der Jahre ein höherer Wert als die im März erzielten 240 Stunden gemessen. Statistisch betrachtet liegt der Monat mit dem meisten Sonnenschein des Jahres mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% also bereits hinter uns…












