Bilanz der Extremhitze am 19.+20.07.2022

Das Fazit der kurzen, aber extremen Hitzewelle: Es wurde am Dienstag und am Mittwoch noch ein Stück heißer als am oberen Rand der Prognosen vom Sonntagabend. Weitere Aktualisierungen waren leider nicht möglich zwischenzeitlich, es sei aber ergänzt, dass ab Montag für den Mittwoch sogar die 39 in den Berechnungen auftrat und diese sich dann auch – gerundet – tatsächlich bewahrheiteten.

Somit gab es zunächst am Dienstag einen neuen Standortrekord an der DWD-Station in Bevern (seit Juli 2006) mit 37,9 °C – zugleich auch neuer Rekord für die Zeitreihe 2323, die die Messungen von 1951-1991 in Holzminden einschließt. Dennoch sind die am Abend schnell aufgestellten Listen, wonach hier ein Rekord in einer über 70-jährigen Zeitreihe erzielt wurde, um den nicht unwichtigen Umstand zu ergänzen, dass diese Reihe zwischen 1991 und 2006 um fast volle 15 Jahre unterbrochen ist und damit so wichtige Monate wie August 2003 und August 1992 fehlen. Sinnvollerweise zieht man wie bereits mehrfach erläutert für die Jahre 1992-1996 die Werte der Station Boffzen (0588, 105 m) als Ersatz heran. Dort wurden am 09.08.1992 ebenfalls 37,9 °C gemessen, so dass für den Dienstag zunächst „nur“ eine Einstellung des lokalen Temperaturrekords zu konstatieren ist. Keine 24 Stunden später erwies sich diese Betrachtung dann aber als obsolet, da in Bevern mit 38,7 °C am Mittwochnachmittag der nun zweifelsfrei höchste Messwert seit Beginn der regionalen Wetterbeobachtungen erzielt wurde.

Wir bilanzieren also ein Extrem- und Rekordereignis innerhalb einer sehr kurzen Hitzewelle, denn diese erfüllte gerade einmal die Mindestvoraussetzung von drei heißen Tagen in Serie nach der Definition des tschechischen Meteorologen Kysély und endete mit dem klaren Verfehlen der 25-Grad-Marke am gestrigen Donnerstag, als die Höchsttemperatur anders als am Mittwoch am unteren Rand der Berechnungen verblieb. Bei der Bewertung der Wärmebelastung sollte natürlich auch die äußerst niedrige Luftfeuchte (RH am Dienstagnachmittag bis auf 13,9% gefallen, am Mittwoch bis auf 15,7%) berücksichtigt werden, da trockene Hitze in der Regel als deutlich weniger unangenehm empfunden wird wie feuchte, also sehr schwüle Hitze, wie sie in der deutlich längeren Hitzewelle des August 2020 an einer Reihe von Tagen auftrat, während die absoluten Höchsttemperaturen damals „nur“ bis 35,6 °C reichten.

Tatsächliche Messwerte (in Klammern letzte Prognose):
Mo, 11.07.2022 18,8 °C (21 °C)
Di, 12.07.2022 28,3 °C (27-28 °C)
Mi, 13.07.2022 30,8 °C (27-29 °C)
Do, 14.07.2022 24,3 °C (23-25 °C)
Fr, 15.07.2022 21,0 °C (20-21 °C)
Sa, 16.07.2022 22,5 °C (21-23 °C)
So, 17.07.2022 26,5 °C (24-25 °C)
Mo, 18.07.2022 34,0 °C (32-33 °C)
Di, 19.07.2022 37,9 °C (36-38 °C)
Mi, 20.07.2022 38,7 °C (35-39 °C)

Do, 21.07.2022 23,5 °C (23-27 °C)

Autor: wesersollingwetter

Hobbymeteorologe und Autor des monatlichen Lokalwetterrückblicks im Täglichen Anzeiger Holzminden.

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