Im Eiltempo vom Sommer in den Herbst

Das Wetter im September: Durchschnitt bei Temperatur und Sonnenschein, weiterhin zu wenig Regen

Fotos von Annette Mokross

Nach dem sehr warmen und trockenen Sommer schien auch der erste meteorologische Herbstmonat zunächst auf Kurs Hochsommer-verlängerung unterwegs zu sein. Doch nach zwei Wochen meldete sich die dritte Jahreszeit auch beim Wetter mit Nachdruck und sorgte für ein kühlen und oft wolkenverhangenen Verlauf der zweiten Monatshälfte. Regen fiel zwar mehr als zuvor, doch anders als in vielen Regionen Deutschlands, in denen zwischen 150 und 300% des langjährigen Niederschlags gemessen wurden, blieb der September in der Region verbreitet erneut unter dem Klimamittel. Temperatur und Sonnenscheindauer bewegten sich hingegen sehr nahe an den Durchschnittswerten.

Sonne, Wolken…


Mit einer Monatstemperatur von 14,01 °C war der September 2022 an der DWD-Klimastation in Bevern um 0,2 K kühler als im Mittel der Jahre 1991-2020. Gegenüber der älteren Klimanorm von 1961-1990 gab es ein kleines Plus von 0,26 K. War die erste Dekade noch klar sommerlich geprägt mit fünf meteorologischen Sommertagen über 25 Grad und bis zu 29,9 °C in der Spitze, ging es anschließend bergab – in der zweiten Woche moderat mit Werten zwischen 19 und 23 Grad, ab der dritten Woche deutlich. Die 20-Grad-Marke wurde nach dem 13. nicht mehr erreicht, stattdessen sorgten teilweise Höchstwerte von unter 15 Grad für einen unerwartet frühen Start der Heizsaison. Die Tiefstwerte lagen nach dem 16. durchweg im einstelligen Bereich und sanken auf zwei Metern Messhöhe auf bis zu 3,0 und fünf Zentimeter über dem Erdboden auf bis zu 1,0 °C.

An der DTN-Unwetterreferenz-Station in Silberborn liest sich die Temperaturbilanz bezogen auf den höher gelegenen Standort ähnlich und aufgrund des überwiegenden Tiefdruckeinflusses geringfügig kühler. Der September verfehlte auf 428 m Höhe mit 11,9 °C sein Mittel von 1991-2020 um 0,4 K, gegenüber der Periode 1961-1990 blieb ein hauchzartes Plus von 0,1 K übrig. Zwei Sommertage mit bis 26,1 °C bildeten hier das obere Ende der Skala, das untere markierten Höchstwerte von unter zehn Grad kurz vor Monatsende und Tiefstwerte unter 2 Grad. Über dem Erdboden gab es an ungeschützten Stellen den ersten leichten Frost.

… Nebel…

Der Blick auf die Großwetterlagen offenbart das, was die Temperaturbilanz andeutet: Eine hochdruckgeprägte Südostlage bescherte den Sommernachschlag im Laufe der ersten Woche, bevor Tiefdruck die Regie übernahm. Zunächst geschah dies in Form einer Hochdruckzone über dem Nordmeer und Skandinavien mit tieferem Luftdruck südlich davon (sog. „High over Low“) mit noch mäßig warmen Luftmassen. Anschließend näherte sich vom Atlantik ein hochreichendes nach Süden ausgreifendes Tiefdrucksystem, das die Strömung mit Verlagerung nach Osten auf Nord drehen ließ und eine kühle zweite Monatshälfte einläutete. Diese Wetterlage wiederholte sich in der letzten Woche von der Grundstruktur her, nur dass diesmal die Tiefs direkt über Mitteleuropa hinweg zogen.

Kühle Luft aus dem Norden, viele Wolken und damit verbunden nur noch wenige Sonnenstunden – die zweite Monatshälfte hatte so gar nichts mehr vom Spätsommer, der sich in den letzten Jahren im September oft noch deutlich länger halten konnte. Für viele Regionen Deutschlands hieß das nun endlich auch: Aufatmen nach der langen Trockenheit des Sommers, die sich in der ersten Septemberwoche fortgesetzt hatte. Ergiebige Regenfälle ergossen sich dabei verbreitet über die Mitte, den äußern Süden und den Nordwesten des Landes, teils wurde fast das Vierfache des mittleren Monatsniederschlags gemessen, verbreitet war es dort die 1,5- bis 2-fache Menge. Dennoch gab es auch einige Gebiete, in denen weniger Regen als im Durchschnitt fiel: in Teilen des Südens und des Nordostens sowie im südlichen und südöstlichen Niedersachsen – unsere Region also eingeschlossen.

… und Regen: Der September hatte von allem etwas zu bieten.

Im Vergleich zu den Vormonaten blieben die Defizite zwar gering und im Solling konnte teilweise auch ein Plus erzielt werden, aber von einer Entspannung kann angesichts der Gesamtbilanz des Sommerhalbjahres wahrlich nicht die Rede sein. In Silberborn blieben die Monate März bis September in Summe um 286 mm trockener als im langjährigen Durchschnitt und waren damit sogar um rund 30 mm trockener als das Dürrejahr 2018 in diesem Zeitraum, der die Vegetationsphase abbildet. Zudem muss berücksichtigt werden, dass die Herbstmonate September und Oktober im Vergleich der Klimaperioden 1991-2020 und 1961-1990 nasser geworden sind, leider verwenden manche Karten im Internet noch das alte Mittel und weisen entsprechend höhere Prozentzahlen für den Niederschlag im diesjährigen September aus.

Im Detail sieht die Bilanz in der Region so aus: Bevern erreichte mit 51,4 mm nur 84% seines Mittels, in Holzminden sah es mit 55 mm ähnlich aus. Auch Hehlen und Vorwohle landeten mit 56,4 bzw. 54,1 mm in diesem Bereich, Polle und Ottenstein brachten es auf 63,1 und 64,0 mm. Nass wurde es hingegen am Sollingrand mit 105,7 mm in Amelith, wo der Stau des Hochsollings eine Rolle gespielt haben dürfte, ebenso im schmalen Hellental, von wo zumindest leicht überdurchschnittliche 91,0 mm gemeldet wurden. Silberborn konnte dagegen nicht in diesem Maße vom wertvollen Nass profitieren, dort blieb es mit 71,6 mm um knapp 10% trockener als im Mittel von 1991-2020.

Nach den Rekorden im März, August und Sommer ließ es die Sonne diesmal deutlich gemächlicher angehen und überließ ab der zweiten Woche oft den Wolken den Vortritt am Himmel. Mit einer Sonnenscheindauer von gut 140 Stunden lag die Monatssumme dennoch nur ganz leicht unter dem Klimawert der letzten 30 Jahre, gegenüber der Norm von 1961-1990 sprang sogar ein Plus von rund 10% heraus. Die Zwischenbilanz weist nach drei Vierteln des Jahres nun bereits 145 Stunden mehr aus als durchschnittlich im Gesamtjahr registriert werden, und im Vergleich zum trüben Vorjahr beträgt das Plus gegenüber dessen Jahressumme bereits 316 Stunden bei noch drei ausstehenden Monaten.

Nach den Rekorden zuletzt blieb die Sonnenscheindauer im September durchschnittlich

Ein neuer Jahresrekord scheint aber dennoch unwahrscheinlich: Zu den ca. 1.934 Stunden des Jahres 1959 fehlten per Ende September noch fast 280 Stunden. Im Schnitt bringt es das letzte Quartal vor Ort nur auf etwa 177 Stunden und das bisher sonnigste seit Aufzeichnungsbeginn 1951 gab es im Jahr 1972 mit ca. 268 Stunden. Größeren Sprüngen über die langjährigen Mittelwerte setzt nun die Jahreszeit zunehmend die Grenzen, denn am frühen Morgen des 23. September hat nicht nur der astronomische Herbst, sondern auch das Winterhalbjahr auf der Nordhalbkugel begonnen. Der flache Sonnenstand reicht dann erfahrungsgemäß immer weniger aus, um bei Hochdrucklagen den sich gern im Bereich der Flusstäler bildenden Nebel rasch wegzuheizen.

Autor: wesersollingwetter

Hobbymeteorologe und Autor des monatlichen Lokalwetterrückblicks im Täglichen Anzeiger Holzminden.

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