Hin und wieder frostig, aber von Schnee keine Spur

Der Februar 2023 war mild, trocken und sonnig / Winterbilanz: Überdurchschnittlich temperiert und kaum Schnee in den Niederungen

Fotos von Annette Mokross

Auch der dritte und letzte meteorologische Wintermonat zeigte sich überwiegend zahm und sorgte für lange Gesichter bei Anhängern von Schnee und Eis, entlastete dafür aber den Geldbeutel der Verbraucher in Sachen Energiebedarf zum Heizen. Der auf diversen unseriösen Wetterseiten im Netz angekündigte eiskalte Februar blieb jedenfalls aus, während die Computermodelle der Wetterdienste aus Europa und den USA richtig lagen, die mit recht hoher Konstanz sowohl den Februar als auch den Winter wärmer als im Durchschnitt vorausberechnet hatten. In den kurzen kalten Phasen blieb es unter Hochdruckeinfluss trocken, so dass es in den Niederungen bereits den vierten schneefreien Februar in den letzten fünf Jahren gab, doch auch in den Hochlagen des Sollings war diesmal für Winterfans nichts zu holen.

Mit einer Monatstemperatur von 4,26 °C war der Februar 2023 an der DWD-Klimastation in Bevern um 1,8 K wärmer als im Mittel der Jahre 1991-2020. Gegenüber der älteren Norm von 1961-1990 betrug das Plus 2,9 K. Eingeordnet in die Klimareihe ab 1934 bedeutet dies Rang 16 unter den wärmsten Februarmonaten. Der Rekord von 1990 liegt mit fast sieben Grad noch einmal deutlich höher und ist mittlerweile der mit Abstand älteste Monatsrekord.  

Am wärmsten wurde es am 22. mit einem frühlingshaften Höchstwert von 15,5 °C, ansonsten hielten sich die warmen Tage in Grenzen. Zur überdurchschnittlichen Monatsbilanz trugen vor allem das Ausbleiben von Dauerfrost (tiefstes Maximum 2,8 °C) und eine Phase mit sehr milden Nächten nach Monatsmitte bei. Dennoch erreichte die Zahl der Frosttage mit 14 fast den langjährigen Schnitt von 15,5 Tagen. Es blieb allerdings meist bei leichtem Frost, lediglich in drei Nächten ging es in den mäßigen Frostbereich und das absolute Minimum war mit -6,7 °C ebenfalls unauffällig.

An die Abwesenheit von Schnee hat man sich zumindest in den tieferen Lagen im Februar mittlerweile gewöhnt, 2023 konnte bereits zum vierten Mal in den letzten fünf Jahren zum offiziellen Termin um 06:50 Uhr am Morgen keine Schneedecke an der Station in Bevern gemessen werden. Die eine Ausnahme vor zwei Jahren brachte allerdings Schnee satt wie zuvor seit mindestens 30 Jahren nicht mehr.

An der DTN-Wetterstation in Silberborn fiel der Monat mit einer Mitteltemperatur von 2,3 °C ebenfalls deutlich milder aus als im langjährigen Durchschnitt. Das dortige Mittel der Jahre 1991-2020 wurde um 1,9 K und das der Periode 1961-1990 um 3,0 K übertroffen – relativ gesehen war es also noch etwas milder als in Bevern, was dem üblichen Effekt bei vorherrschendem Hochdruck entspricht. Die Anzahl der Frosttage unterschied sich mit 15 kaum von der in den tieferen Lagen, das absolute Minimum lag mit -6,4 °C sogar etwas höher. Und anders als im Dezember und Januar konnte auch in Sachen Schnee nichts Messbares mitgenommen werden, lediglich für eine leichte Anzuckerung am Monatsende reichte es in diesem Februar. Damit gab es erstmals in der Geschichte der Wetterbeobachtungen im Solling zweimal in Folge im Februar keinen Schneedeckentag.

Bei der Analyse der Großwetterlagen über Mitteleuropa zeigte sich zu Monatsbeginn noch eine feuchte Nordwestströmung, die rasch von einer längeren Hochdruckphase abgelöst wurde, die bis Monatsmitte kaum noch Niederschlag zuließ. Die zweite Hälfte brachte zeitweise wieder mehr Tiefdruck ins Spiel, dazu drehte die Strömung im Verlauf von West über Nordwest und Nord auf Ost, so dass zum Monatsende nicht nur kalte, sondern auch sehr trockene Luft einfloss.

Der überwiegende Hochdruckeinfluss findet sich auch in der Niederschlagsbilanz wieder, die an fast allen Messstellen der Region unterdurchschnittlich ausfiel. In Bevern lag die Monatssumme mit 41,9 mm um 18 mm oder 30% deutlich unter dem Klimamittel 1991-2020, in Silberborn mit 61,5 mm um 18 mm bzw. 22%. Lüchtringen meldete 39,7 mm, Polle 45,1, Ottenstein 53,5 und Hehlen 54,5 mm. Vorwohle kam auf 62,6 und Hellental auf 62,2 mm, während in Amelith mit 70 mm die höchste Summe gemessen und das dortige Mittel fast genau erreicht wurde.

Die Sonnenscheindauer übertraf mit knapp 81 Stunden das jüngste 30-Jahres-Mittel um 13 Stunden oder 19%, wobei sich zusammenhängende sonnige Phasen auf maximal 2-3 Tage beschränkten. An zwölf Tagen war die Sonne nicht oder fast nicht zu sehen, aber auch diese trüben Phasen verteilten sich über den Monat hinweg in mehrere Etappen. Der Wind war abgesehen von wenigen Tagen, an denen die DWD-Stationen mit Windmessung in der Umgebung einzelne Spitzenböen bis Bft. 8 registrierten, meist schwach bis mäßig unterwegs.

Winterbilanz: Oft mild, in den Niederungen kaum Schnee, Mittelmaß beim Sonnenschein

Mit dem Februar endete auch der meteorologische Winter – und er sortiert sich in der mittlerweile fast 89 Jahre langen Klimareihe Holzminden/Bevern mit einer Temperatur von 3,72 °C auf Platz 13 der wärmsten Winter ein. Der Mittelwert von 1991-2020 wurde um gut 1,4 K übertroffen. Hinter uns liegt also ein milder, aber gemessen am aktuellen Klima nicht mehr ungewöhnlicher Vertreter – im Vergleich der letzten zehn Jahre landet er sogar „nur“ auf Platz sechs. In diesem Zeitraum gab es allerdings auch den mit Abstand wärmsten Zehnjahresschnitt, somit schreibt auch der diesjährige Winter die längste Serie milder Winter seit Aufzeichnungsbeginn fort. Die ältere Klimanorm von 1961-1990 wurde letztmals 2011 unterschritten und auch die letzte negative Abweichung gegenüber dem jüngeren und wärmeren Mittel der Jahre 1991-2020 ist mittlerweile schon sechs Jahre her.

Hauptmerkmale des Winters 2023 waren ein dauerfrostiger Abschnitt in der zweiten Dezemberdekade und eine sich anschließende äußerst milde Phase von fast vier Wochen bis Mitte Januar, in der es an der Station Bevern an 19 Tagen Höchstwerte im zweistelligen Bereich gab – inklusive neuer Monatsrekorde zu Silvester und Neujahr. An 37 Tagen gab es Frost, das sind acht weniger als im langjährigen Mittel, während die acht Eistage (alle im Dezember am Stück während der einzigen echten Kältephase) um drei Tage unter dem Schnitt lagen. Die Kältesumme blieb mit 59,2 K deutlich unter dem Schwellenwert von 100 und ist ein weiterer Indikator für einen milden Winter.

Schnee in den Niederungen blieb wie in den meisten der letzten Winter eine Ausnahme von wenigen Tagen – drei waren es von Dezember bis Februar in Bevern, ein ganzes Stück mehr mit 31 zwar in Silberborn, doch fehlte es dort für echtes Wintersportvergnügen oft an der ausreichenden Höhe, denn meist beschränkte sich die Schneedecke auch in den höchsten Lagen der Region auf wenige Zentimeter. Die Mitteltemperatur an der Station Silberborn lag mit 1,7 °C ebenfalls um 1,4 K über dem Klimawert von 1991-2020. An immerhin 23 Tagen herrschte Dauerfrost und an gut der Hälfte der Tage (47) zeitweise Frost. Die Kältesumme von 99,1 K zeigt bezogen auf die Höhenlage ebenfalls einen milden Winter an.

Die Niederschlagsbilanz fällt durchwachsen aus: Vor allem aufgrund des sehr nassen Januars konnten unter leichten Unterschieden die langjährigen Durchschnittswerte an den Stationen im Kreis und den angrenzenden Orten meist leicht überschritten werden, doch mit der trockenen Vorgeschichte aus Sommer und Herbst ist das Plus zu klein geraten, um entspannt in Richtung der kommenden Jahreszeiten blicken zu können. In Bevern fielen 232,0 mm und damit rund 9% bzw. 19 mm mehr als im Mittel der Jahre 1991-2020, in Silberborn betrug das Plus mit einer Summe von 310 mm gut 7% bzw. rund 21 mm.

Die Sonnenscheindauer bewegte sich mit 141 h leicht um rund sieben Stunden unterhalb des Klimawerts von 1991-2020. Der Dezember fiel durchschnittlich aus, der Januar sehr trüb und der Februar schaffte an den letzten Tagen noch ein Plus gegenüber seinem Mittel. Der Wind spielte nur eine untergeordnete Rolle und echte Winterstürme blieben, sicher zur Freude von Haus- und Waldbesitzern, Forstwirtschaft und Versicherern, diesmal ganz aus. Vom extrem milden Jahreswechsel abgesehen dürfte also recht wenig vom Winter 2023 in Erinnerung bleiben.

Autor: wesersollingwetter

Hobbymeteorologe und Autor des monatlichen Lokalwetterrückblicks im Täglichen Anzeiger Holzminden.

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