„Es ist schon alles gesagt…

… nur noch nicht von allen“ (Karl Valentin)
Oder: Die nicht enden wollende und nicht endende Geschichte vom Siebenschläfer

Nein, etwas Neues zum Thema hat auch dieser Blog definitiv nicht beizusteuern, im Grunde können wir also gleich wieder aufhören zu schreiben und zu lesen, uns zurücklehnen und anderen Fragen zuwenden, denn: auch 2017 wurde nicht an diesem viertletzten Junitag über das Schicksal des Hochsommers entschieden.

Warum nicht? Die Antworten sind wohl auch denen, die nicht weiter mit der Materie vertraut sind, bekannt: Lostagsregeln sind schon an sich ein Unsinn, da spielt es auch  keine Rolle, welchen Kalender wir zur Hand nehmen: den julianischen, den gregorianischen oder den aus Schokolade, der seit dem letzten Dezember in einer dunklen Ecke vergessen wurde und sich nun womöglich geruchsintensiv in Erinnerung bringt : So reizvoll die Idee auch sein mag, dass unsere Atmosphäre bereits die Karten für den Witterungsverlauf der nächsten Wochen in den Händen hält und uns an einem bestimmten Tag hineinschauen lässt: Es funktioniert nicht, nicht am 27. Juni und auch nicht an den anderen 364 Tagen im Jahr.

Löst man sich von der Tagesvision, gelangt man zur sogenannten „erweiterten Siebenschläferregel“, und die darf man sich dann ruhig etwas genauer ansehen – ohne dass wir, um es vorweg zu nehmen, damit den Hochsommerverlauf 2017 vorhersagen können. Trotzdem fassen wir den Grundgedanken dahinter kurz zusammen: Im Frühjahr geht es in der für unser mitteleuropäisches Klima hauptverantwortlichen Wetterküche eher unruhig und vor allem unausgeglichen zu: Kalte Luftmassen aus Norden versuchen nach Süden auszubrechen, gelingt ihnen dies, treiben sie auf ihrer Vorderseite, also östlich davon, warme Lufmassen nach Norden und entsprechend hoch ist die Varianz unserer Witterung in diesen Wochen und Monaten, wo sich kalte bzw. kühle und (sehr) warme Abschnitte schnell abwechseln können – erinnern wir uns an den Mai mit seiner deutlich unterkühlten ersten Dekade und dem nachfolgenden, teils schon hochsommerlichen Verlauf. Auch der Juni fällt klimatologisch überwiegend noch unter dieses Zirkulationsmuster, in dem die zonalen, also westlichen Strömungen ihr langjähriges relatives Minimum erreichen und die meridionale Zirkulation dominiert.  Meere (für uns relevant: Der Ostatlantik und die Nordsee) heizen sich aufgrund ihrer thermischen Trägheit langsamer auf als die Landmassen, auch dieser Temperaturgegensatz ist ein Umstand, der unbeständige Wetterlagen fördert.

Um den Monatswechsel Juni/Juli herum vollzieht unsere nordhemisphärische Atmosphäre dann gerne einen Übergang von der noch frühjahrsgeprägten in die sommerliche Zirkulation. Das ganze System wird umgangssprachlich träger und fauler und die Veränderungsbereitschaft ist dann nicht mehr so hoch – oder anders ausgedrückt: Die Erhaltungsneigung der Großwetterlagen nimmt zu. Meist ist damit auch eine Wiederkehr der zonalen Westwindzirkulation verbunden und dabei kommt es dann darauf an, auf welcher bevorzugten Zugbahn die Tiefdruckgebiete (Zyklonen) ziehen – bei einer nach Norden verschobenen Frontalzone stehen die Chancen auf längere hochdruckgeprägte, sonnenscheinreiche Abschnitte auch im Norden des Landes gut, bei einer nach Süden verschobenen entsprechend insgesamt schlecht und der Mittelweg bedeutet dann oft: unbeständiger, eher mäßig temperierter Norden schaut auf einen warmen bis heißen und sonnigeren Süden.

Da das Ganze aber keinen strikten Regeln folgt, ist ein durchgehend von nur einer Großwetterlage geprägter Hochsommer (also die Zeit von Anfang Juli bis Mitte August) nahezu unmöglich, häufiger sind dagegen vorherrschende Muster mit Unterschieden im Detail, die vorübergehend auch komplett unterbrochen werden können. Wir sehen also: erhöht man die Anzahl der Wenns und Abers, steigt auch die Eintreffwahrscheinlichkeit einer Hochsommerprognose – die dann allerdings so unscharf wird, dass wiederum nur grobe Trendaussagen möglich sind, und diese entsprechen dann – ja, genau: ziemlich oft dem langjährigen Klima Mitteleuropas. Für unsere Region ist man also mit „unbeständig, einzelne sehr warme Phasen wechseln sich mit längeren wolkenreichen und mäßig temperierten Abschnitten ab“ sehr oft auf der richtigen Seite: Unsere Sommer sind seit 1988 deutlich wärmer geworden, dieser Trend ist ungebrochen, damit ist allerdings keine vergleichbar signifikante Zunahme der Sonnenscheindauer verbunden, so dass die Kernaussage lautet: auch die Sommer vor Ort sind wärmer als früher, aber nach wie vor unbeständig. Ein reichlich überstrapazierter Ausdruck diverser privater Wetterdienste dafür lautet: Schaukelsommer.

Nach alledem wissen wir: immer noch nichts über unseren kommenden Hochsommer. Das liegt neben den genannten Gründen auch daran, dass derzeit eine mittelfristige Prognose über die weitere Entwicklung ab etwa in einer Woche, also Anfang Juli, so gut wie unmöglich ist – die Wettermodelle rechnen vereinfacht dargestellt am Beispiel des EZMW von heute Morgen derzeit drei Varianten: Eine (vorübergehend) erneut sehr warme, eine (deutlich) unterkühlte und – man traut es sich kaum zu schreiben: eine mittlere dazwischen.
Was man hingegen festhalten kann: nach einem nochmals recht warmen Mittwoch mit Höchstwerten um 25 Grad in den tiefen Lagen der Region zieht mit Schauern und Gewittern eine Abkühlung mit nachfolgenden Tageswerten von nur noch um 20 Grad in der Spitze auf, am Wochenende eher noch darunter, und dazu gibt es tägliche Niederschlagssignale und nur wenig Sonne. Am Donnerstag ist sogar ergiebiger Regen zu erwarten.

Nun ließe sich spekulieren, dass wenn sich diese Wetterlage mit viel Gewölk, Regen und wenig Sonne auch in der kommenden Woche halten sollte, gemäß der erläuterten Erhaltungsneigung der Witterungscharakter für die nachfolgenden Wochen bis etwa Mitte August (wenn sich die großräumige Zirkulation gerne nochmal umstellt) ähnlich darstellen wird – darüber kann aber eben erst in gut einer Woche bis zehn Tagen befunden werden und auch dann wird man allenfalls zu einer vagen Trendaussage gelangen (können).

Nach soviel wortreichem Unwissen aber doch noch ein paar handfeste Fakten, was bekanntlich in der Rückschau bedeutend einfacher ist. Blicken wir also auf den vergangenen Sommer: Da stellte sich im Zeitraum Ende Juni/Anfang Juli eine zyklonale (tiefdruckgeprägte) Westwetterlage mit allerdings nicht durchgreifend zonalem Charakter, sondern einer mehr oder weniger stark mäandrierenden Frontalzone ein, zunächst eher mit südwestlichem Einschlag (GWL-Typ „Winkelwest“), später dann auch zonaler, entweder als antizyklonale Westlage Wa (die aber den Süden klar bevorteilt und im Norden eher tiefdruckdominiert daherkommt) oder aber als klassische „Wz“ (zyklonale Westlage), bei der sich fast landesweit Tiefdruckgebiete mit kurzlebigen Zwischenhochs abwechseln. Jedenfalls war der überwiegende Wettercharakter des Hochsommers gerade in der Nordhälfte ein tiefdruckgeprägter, mäßig warmer mit einer zwischenzeitlichen sehr warmen, kurzzeitig heißen Hochdruckphase zum Ende der zweiten und zu Beginn der dritten Julidekade. Davon abgesehen war es aber unterdurchschnittlich sonnig mit einem Tagesmittel in Holzminden/Bevern zwischen dem 1.7. und 15.8. von nur 5,47 Stunden.
Die Umstellung erfolgte dann tatsächlich Mitte August: Abgesehen von kurzen Rückfällen zeigte sich das Wetter bis Ende September hochsommerlich mit zwei späten Hitzewellen und viel Sonnenschein: Das Tagesmittel der zweiten Augusthälfte lag vor Ort bei 9,3 Stunden und im September bei immer noch 6,34 Stunden und damit trotz deutlich geringerer lichter Tageslänge (astronomisch möglicher Sonnenscheindauer) über dem Hochsommer.

Mit einigen Einschränkungen hat sie also im Jahr 2016 funktioniert, die erweiterte Siebenschläferregel: Der Hochsommer verlief entsprechend dem Muster Anfang Juli überwiegend tiefdruckgeprägt mit unterdurchschnittlicher Sonnenscheindauer bei im Juli noch überdurchschnittlicher Temperatur, vor allem dank der knapp einwöchigen erwähnten deutlich wärmeren und sonnigeren Phase. In der ersten Augusthälfte war bei nochmals geringerer Sonnenscheindauer von nur 4,4 Stunden pro Tag dann auch die thermische Bilanz deutlich verhaltener. Hinten raus war die Sommerente 2016 dann allerdings sehr fett.

Und 2017?
Mit Karl Valentin hat es angefangen – und mit Karl Valentin soll es auch enden. Dem Münchner werden weitere Zitate zugeschrieben, und eines parodiert auch das Verweigern einer Hochsommerprognose in diesem Beitrag: „Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut.“

Und wenn der Hochsommer nicht wie gewünscht verlaufen sollte? In dem Falle ist auch Valentin ratlos: „Alle reden übers Wetter, aber keiner unternimmt was dagegen.“

In diesem Sinne lassen wir uns einfach überraschen.

 

 

22.06.2017: Heiß und gewittrig

Während es in der Südhälfte sowie im Westen entlang des Rheins eine erste Hitzewelle mit vier bis fünf Tagen über 30 Grad in dieser Woche gab (mit dem Höhepunkt am Donnerstag, als in Köln über 36 und in Andernach sogar 37,1 °C gemessen wurden), wurde es bei uns zwar auch sehr warm, heiße Tage gab es aber nur am Montag (in Bevern beim DWD mit 30,0 °C ebenso wie in Holzminden-Stadt „auf den Punkt“) sowie am gestrigen Donnerstag, als es mit 33,8 °C (DWD Bevern), 34,0 °C (Holzminden-Stadt) und 30,6 °C in Silberborn den bisher heißesten Tag des Jahres gab.

Am Abend wurde es dann wie schon vor einer Woche gewittrig, in mehreren Staffeln zogen Blitz, Donner und Starkregenschauer (in unterschiedlicher Intensität, teils mit Hagel) über die Region hinweg. Die Bilanz: In Bevern (DWD): 11,6 mm Niederschlag (vor einer Woche waren es noch 32,1 mm gewesen), Holzminden-Stadt 16,4 mm, Höxter-Lüchtringen (DWD) 18,4 mm, Eimen-Vorwohle (DWD) 16,2 mm, Ottenstein (DWD) 8,1 mm, Silberborn 8,8 mm. Das Gebiet des stärksten Regens lag südlich von uns in Nordhessen und im Kreis Göttingen; an der Göttinger DWD-Station in Geismar wurde mit sage und schreibe 72,3 mm ein neuer Tagesrekordwert in einer sehr langen Messreihe aufgestellt.


Große Wärme oder gar Hitze ist erst einmal nicht mehr in Sicht, es geht zunächst mäßig warm weiter mit Optionen für nochmal sommerliche Werte am Dienstag und Mittwoch, bevor sich ab Donnerstag nach aktuellem Stand ein recht kühler Witterungsabschnitt ankündigt. Dabei dürfte es wechselhaft mit eher wenig Sonnenschein und mehr Regen als in den letzten Wochen werden.

 

Faszination Gewitter

Ein imposanter Volltreffer mit der Kamera gelang Hobbyfotografin Annette Mokross aus Polle an der Weser während der Gewitter am Donnerstagabend. Unserer Lokalzeitung „Täglicher Anzeiger Holzminden“ (TAH) war dieses prächtige Bilddokument der Naturgewalt sogar das Titelfoto der Wochenendausgabe am Samstag wert:

Gewitter_15062017

Quelle: TAH vom 17.06.2017, Bildquelle: Annette Mokross

wesersollingwetter bedankt sich für die Genehmigung zur Veröffentlichung und wünscht weiterhin einen glücklichen Finger am Auslöser!

32,1 mm Regen in gut zwei Stunden…

… oder vielleicht doch nicht? Diese Frage lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zweifelsfrei beantworten.

Was ist geschehen? Gewitter mit Sturmböen und Starkregen beendeten am Donnerstagabend den kurzen Besuch von Subtropikluft am Fronleichnamstag auch in unserer Region auf teils spektakuläre Weise. Dass es bei solchen Ereignissen zu großen Unterschieden bei der gefallenen Niederschlagsmenge auf kurzer Distanz kommen kann, ist durchaus nicht ungewöhnlich. Demzufolge hätte der Standort der DWD-Station in Bevern am Donnerstag einen sogenannten punktuellen „Volltreffer“ kassiert, so wie es zum Beispiel Ende Mai lokal begrenzt Teile des Nordkreises kräftig erwischt hatte. Allerdings ließen sich jene Mengen vom 31.05. auch über das Niederschlagsradar des DWD plausibel nachvollziehen – und genau das ist nach einer ersten Prüfung vorgestern in Bevern eher nicht der Fall. Nach dieser ersten Auswertung lag das Gebiet mit dem intensivsten Niederschlag sogar eher direkt über Holzminden, wo privat zwischen 18,8 und 21,2 mm gemessen wurden. Dies ist bereits der höchste Wert der weiteren Wetterstationen mit Niederschlagsmessung in der Umgebung.

24h-Niederschlagswerte am 15.06.2017 (07:50 bis 07:50 Uhr MESZ Folgetag):
Brakel (DWD automat. Messung): 13,0 mm
Lügde-Paenbruch (DWD automat. Messung) 9,9 mm
Höxter-Lüchtringen (DWD konv. Messung) 10,5 mm
Höxter (meteogroup automat. Messung) 16,6 mm
Holzminden-Stadt (automat. Messung privat): 21,2 mm
Holzminden-Stadt (konv. Messung privat): 19,5 mm
Bevern (DWD automat. Messung) 32,1 mm
Ottenstein (DWD automat. Messung) 8,2 mm
Eimen-Vorwohle (DWD automat. Messung) 10,4 mm
Bodenfelde-Amelith (DWD automat. Messung) 13,5 mm
Holzminden-Silberborn (automat. Messung privat) 15,0 mm
Dassel (DWD konv. Messung) 14,4 mm

Möglicherweise lässt sich der Sachverhalt in den nächsten Tagen aufklären.
Vorläufig handelt es sich damit um den höchsten Tagesniederschlagswert in Bevern seit über vier Jahren. Am 26.05.2013 war während einer Dauerregenlage mit 45,4 mm in 24 Stunden ein noch deutlich höherer Wert gemessen worden.

Ein sehr warmer und sehr trockener Mai beschließt das meteorologische Frühjahr im Wesertal

Nach dem ausgesprochen kühlen Start in den Monat brachte der 17. Mai (siehe Beitrag weiter unten) den ersten meteorologischen Sommertag des Jahres 2017 sowohl an der DWD-Station in Bevern als auch an der privaten Station Holzminden-Stadt – mit jeweils 28,3 °C wurde die 25-Grad-Marke deutlich überschritten. Sechs weitere Sommertage folgten am 18. sowie vom 26.-30. Mai, darunter war am 29.05. mit
32,0 °C (in Holzminden sogar 32,6 °C) auch gleich der erste heiße Tag.
Nur an sieben Tagen war dies zuvor in der Messreihe (Tagesdaten ab 1951) in einem Mai der Fall gewesen: Je zweimal in den Jahren 1953 und 2005 sowie je einmal in den Jahren 2011, 1976 und 1969.
Der früheste heiße Tag der Reihe stammt sogar aus dem April und wurde mit 30,0 °C am 21.04.1968 aufgestellt.

Die durchschnittliche Anzahl meteorologischer Sommertage im Mai wurde mit sieben deutlich überschritten, der statistische Mittelwert für die Periode 1961-1990 liegt bei 2,9 Tagen und für die vergangenen 30 Jahre bei 3,7.

Ausgesprochen kühl war es dagegen am 4. und 5. Mai, als im 12-Stunden-Zeitraum zwischen 8 und 20 Uhr die 10-Grad-Marke nicht erreicht wurde. Luftfrost gab es trotz des Kaltstarts keinen mehr, leichter Bodenfrost wurde in Bevern noch zweimal am 10. und 11. gemessen, was vielleicht ein paar Anhänger der längst widerlegten Singularität „Eisheilige“ auf den Plan rufen könnte.

Relativ zum lokalen Klima fiel das Regendefizit zwar nicht ganz so markant aus wie in Silberborn, dennoch war es auch in Bevern und Holzminden ein deutlich zu trockener Monat, der dritte Mai in Folge übrigens, der weniger als die Hälfte der langjährigen Niederschlagsmenge brachte. Die statistische Jahresfehlmenge summiert sich per 31.05. auf mittlerweile etwas über 90 mm gegenüber der Periode 1961-1990
und sogar fast 120 mm gegenüber dem Zeitraum von 1981-2010.
Wie stark unterschiedlich die Niederschläge auf lokal eng begrenztem Raum ausfallen können, zeigt exemplarisch der Nachmittag des 30. Mai: Während es im Süden des Kreises nur geringfügige Regenmengen während eines kräftigen, aber kurzen Schauers gab, sorgten Starkregenfälle über etwa eine Stunde hinweg in Teilen des Nordkreises für Überschwemmungen mit großen Mengen abgetragenem Erdreich, das sich in Schlammmassen verwandelte, umgestürzte und entwurzelte Bäume sowie massiven Astbruch, so dass in der lokalen Presse vor den Bretreten der betroffenen Gebiete gewarnt wurde. An der Niederschlagsstation des DWD in Ottenstein wurden 17,5 mm gemessen, lokal dürften die Mengen noch ein ganzes Stück höher gewesen sein.

Die Sonnenscheindauer lag mit 196 Stunden geringfügig oberhalb des Mittels von 1961-1990 und exakt auf dem Niveau der Jahre 1981-2010. Wie schon im Juni und Juli 2016 gab es also eine deutlich positive Temperaturanomalie bei nur durchschnittlicher Sonnenscheindauer – oder mit anderen Worten: Wärmeres Wetter (und wärmeres Klima) geht auch im Sommerhalbjahr nicht Hand in Hand mit „schönerem Wetter“ im Sinne von beständig und heiter.

Die Monatsmitteltemperatur betrug in Bevern 14,85 °C. In diesem Fall muss die zweite Nachkommastelle erwähnt werden, da der DWD diesen Wert in seiner Klimadatei auf 14,9 °C aufgerundet hat, allerdings ist bereits die 14,85 ein aufgerundeter Wert und damit sollte eine Doppelaufrundung nach den üblichen Regeln für Rundungsverfahren eigentlich unterbleiben. Dazu muss man wissen, dass der DWD erst vor einigen Jahren das bis dahin in der Meteorologie übliche mathematische Rundungsverfahren (nach dem eine 14,85 auf 14,8 abgerundet wird) umgestellt hat und nun bei einer 5 als wegfallender Dezimalstelle stets aufrundet, wie man es vom kaufmännischen Verfahren kennt. Dennoch lautet der Grundsatz, dass bei einer bereits gerundeten Zahl dann, wenn die anschließend wegfallende Dezimalstelle eine 5 ist, auf die exakte Zahl zurückgegriffen werden soll und anhand dieser die Rundung vorzunehmen ist. Die exakte Zahl der gemittelten 31 Tagesmittelwerte (die immer mit einer Dezimalstelle angegeben werden) im Mai 2017 an der Beveraner DWD-Station beträgt nun 14,84516 °C (um es bei den für die Erläuterung der Problematik hinreichenden fünf Dezimalstellen zu belassen) und sollte daher auf 14,8 °C abgerundet werden.
Noch verwirrender ist, dass der DWD dieses nach meiner Auffassung korrekte Verfahren noch mindestens bis vor drei Jahren selbst angewendet hat, jedenfalls beträgt die Mitteltemperatur im Monatsrückblick für die Station Bevern im Mai 2014 12,9 °C – auf diesen Wert kommt man nach dem eben beschriebenen Verfahren, da es sich bei der Verwendung weiterer Dezimalstellen um eine 12,945 handelt. In der Klimadatei wird dieser Wert aber mittlerweile mit 13,0 °C angegeben, so dass der Wert von 14,9 °C für den Mai 2017 unter dem Gesichtspunkt der inneren Konsistenz der DWD-Klimadatei zwar plausibel ist, aber letztlich die Werte einseitig nach oben verfälscht werden.

Auf die Frühjahrsbilanz hat das zum Glück keine Auswirkungen, diese lautet für die Station Bevern: 10,2 °C Mitteltemperatur, das sind +2,0 K gegenüber dem Mittel von 1961-1990, +1,2 K gegenüber 1981-2010, +1,6 K gegenüber dem Mittel der Gesamtreihe 1935-2017 und 1,0 K gegenüber dem gleitenden 30-Jahres-Mittel, das übrigens sowohl für das Frühjahr mit 9,4 °C als auch für den Mai mit 13,6 °C neue Höchstwerte erreicht hat.
Wie man es also auch dreht und wendet: Das Frühjahr 2017 war trotz der rund vierwöchigen unterkühlten Phase zwischen der zweiten April- und der zweiten Maidekade warm, mithin das sechstwärmste der 83 Jahre lange Messreihe.
Dazu war es deutlich zu trocken: Mit nur 112,4 mm Niederschlag zwischen dem
1. März und 31. Mai wurden die langjährigen Mittelwerte um fast 40% oder um 70,5 mm (1961-1990) bzw. 74,3 mm (1981-2010) klar verfehlt. Die Sonnenscheindauer lag mit ca. 468 Stunden etwas über den Klimawerten (9,7 bzw. 2,1%), was nach einem durchschnittlichen Mai und recht trüben April vor allem auf den sehr sonnigen März zurückzuführen ist.

Daten der Station Bevern (Betreiber: DWD, 110 m über NN):

Monatsmitteltemperatur: 14,85 °C (+2,4 K gegenüber dem Mittel 1961-1990 / +1,5 K gegenüber dem Mittel 1981-2010), ausnahmsweise (siehe oben) mit zwei Dezimalstellen berechnet
Maximummittel: 20,7 °C
Minimummittel: 8,8 °C
Minimummittel 5 cm: 7,2 °C
Maximum: 32,0 °C am 29.05.
Niedrigstes Maximum: 9,7 °C am 05.05.
Minimum: 0,3 °C am 10.05.
Höchstes Minimum: 16,0°C am 30.05.
Höchstes Tagesmittel: 23,1°C am 29.05.
Niedrigstes Tagesmittel: 7,4 °C am 09.05.
Bodenfrosttage: 2
Sommertage: 7
Heiße Tage: 1
Sehr warme Tage (Tmax 26-29 °C): 6
Warme Tage (Tmax  23-25 °C): 5
Mäßig warme Tage (Tmax 18 bis 22°C): 12
Kühle Tage (Tmax 12 bis 17 °C): 3
Sehr kühle Tage (Tmax <12 °C): 4

Niederschlagssumme: 31,3 mm (45,4% vom Mittel 1961-1990 / 48,7% vom Mittel 1981-2010)
Höchste Tagessumme (07:50 Uhr bis 07:50 Uhr MESZ Folgetag): 8,5 mm am 28.05.
Tage mit messbarem Niederschlag: 10
Tage ohne Niederschlag: 20

Sonnenscheindauer (interpoliert): 196,3 Stunden (106,5% vom Mittel 1961-1990 / 100,2% vom Mittel 1981-2010)
Maximum: 15,1 Stunden am 27.05.
Heitere Tage (>= 12 h): 3
Trübe Tage (<= 1 h): 7
davon ohne Sonnenschein: 3

Die Entwicklung der Mai- und Frühjahrstemperatur der Zeitreihe Bevern/Holzminden:

Mai 1935-2017

Frühjahr 1935-2017

Datenbasis: DWD, teilweise bearbeitet

Daten der Station Holzminden-Stadt (privat, 93  m über NN):

Monatsmitteltemperatur: 15,1 °C
Maximummittel: 20,8 °C
Minimummittel: 9,4 °C
Maximum: 32,6 °C am 29.05.
Niedrigstes Maximum: 10,1 °C am 05.05.
Minimum: 1,3 °C am 10.05.
Höchstes Minimum: 16,6°C am 30.05.
Höchstes Tagesmittel: 23,4°C am 29.05.
Niedrigstes Tagesmittel: 7,8 °C am 09.05.
Sommertage: 8
Heiße Tage: 1
Sehr warme Tage (Tmax 26-29 °C): 7
Warme Tage (Tmax  23-25 °C): 4
Mäßig warme Tage (Tmax 18 bis 22°C): 13
Kühle Tage (Tmax 12 bis 17 °C): 2
Sehr kühle Tage (Tmax <12 °C): 4

Niederschlagssumme: 31,3 mm (45,4% vom Mittel 1961-1990 / 48,7% vom Mittel 1981-2010)
Höchste Tagessumme (07:50 Uhr bis 07:50 Uhr MESZ Folgetag): 8,5 mm am 28.05.
Tage mit messbarem Niederschlag: 10
Tage ohne Niederschlag: 20

Der Mai 2017 im Hochsolling: Nach unterkühltem Start warm und sehr trocken

In der ersten Dekade setzte sich die kühle und trübe Witterung aus der zweiten Aprilhälfte fort und brachte in Silberborn mehrere Tage mit Höchstwerten unter zehn Grad Celsius. Doch mit Beginn der zweiten Dekade folgte eine markante Wende hin zu deutlich positiven Temperaturanomalien gegenüber den langjährigen Mittelwerten, die schon die ersten sechs Wochen des meteorologischen Frühjahrs gekennzeichnet hatten. Nachdem der erste meteorologische Sommertag am 17. Mai mit 24,9 °C noch um ein Zehntelgrad verfehlt worden war, gelang am 28. erstmals im Jahr 2017 der Sprung über die 25-Grad-Marke und am folgenden Tag wurde mit
29,6 °C sogar der zweithöchste Wert in einem Mai in der gesamten Hochsolling-Klimareihe ab 1937 gemessen. Der Rekordwert vom 28.05.2005 brachte mit 30,5 °C vor zwölf Jahren sogar einen heißen Tag.

Die Mitteltemperatur betrug 12,9 °C und lag damit 2,5 Grad über dem Mittel der Referenzperiode 1961-1990 und 1,6 Grad über dem Mittel der Jahre 1981-2010. Damit geht der Monat trotz der deutlich unterkühlten erste Dekade als der drittwärmste Mai (zusammen mit 1992) der letzten 30 Jahre hinter 2008 und 2000 in die Hochsolling-Zeitreihe ein.
Die Niederschlagsbilanz weist erneut ein deutliches Defizit gegenüber den langjährigen Mittelwerten aus: Nur 31,0 mm fielen vom Himmel, dies entspricht nur knapp 38% der 30-jährigen Mittelwerte. Die Sonnenscheindauer lag hingegen mit ca. 198 Stunden im Bereich der langjährigen Durchschnittswerte.

Mai 2017 an der Station Holzminden-Silberborn (428 m über NN):

Monatsmitteltemperatur: 12,9 °C
Maximummittel: 17,7 °C
Minimummittel: 8,0 °C
Maximum: 29,6 °C am 29.05.2017
Niedrigstes Maximum: 6,9 °C am 05.05.2017
Minimum: -0,9 °C am 10.05.2017
Höchstes Minimum: 14,4 °C am 29.05.2017
Höchstes Tagesmittel: 22,2 °C am 29.05.2017
Niedrigstes Tagesmittel: 4,7 °C am 09.05.2017
Frosttage: 1
Sommertage: 2

Niederschlagssumme: 31,0 mm
Höchste Tagessumme: 11,8 mm am 18.05.2017
Tage mit messbarem Niederschlag: 10
Tage ohne Niederschlag: 21

Mittlere Luftfeuchte: 77,7%
Mittlerer Luftdruck (reduziert auf Meereshöhe): 1.017,1 hPa

Maximum: 1.029,8 hPa am 15.05.2017
Minimum:     999,5 hPa am 11.05.2017
Berechnete Sonnenscheindauer: ca. 198 Stunden
Maximale Windböe*: 61,5 km/h am 30.05.2017 (berechnet auf 10 m über Grund)

Das meteorologische Frühjahr (01.03. bis 31.05.) bilanziert damit deutlich wärmer und markant trockener als im langjährigen Mittel bei etwa durchschnittlicher Sonnenscheindauer. Mit 8,2 °C Mitteltemperatur wurde das Mittel der Jahre 1961-1990 um 2,1 Grad und das Mittel von 1981-2010 um 1,2 Grad übertroffen, die 30-jährigen Niederschlagsmittel hingegen um 100 mm oder 40% verfehlt. In den Jahren 1961-1990 betrugt die mittlere Menge 245 mm, von 1981-2010 247,4 mm, in diesem Frühjahr kamen hingegen ganze 146 mm zusammen, mehr als die Hälfte davon im März. Die Sonne zeigte sich ca. 470 Stunden am Himmel und damit etwa 12 Stunden oder 2,6% länger als im Mittel der Jahre 1981-2010, während das Mittel der Jahre 1961-1990 um etwa 8% überschritten wurde.

Gefühlte Monate liegen zwischen dem Bild oben links und den drei anderen – tatsächlich handelt es sich nur um eine Woche (8. bzw. 15. Mai):

Wolken und drei Tropfen Regen statt Hitze

Aus dem ersten heißen Tag des Jahres wurde nichts an diesem Sonntag in unserer Region. Zwar hätte die Luftmasse mit bis zu 15 Grad in der 850 hPa-Fläche durchaus für das Erreichen der 30-Grad-Marke gereicht, aber dann zogen zur Mittagsstunde gegen 13 Uhr dichte Wolken auf. Gestern hatte sich diese Möglichkeit in den Vorhersagemodellen langsam abgezeichnet, dass eine Linie mit eingelagerten Schauern und Gewittern weiter ins Landesinnere vorankommen würde als zunächst berechnet. Und diese Linie leistete wenn man so will dann „ganze Arbeit“ – oder eben auch nicht, denn mehr als dichtes Gewölk, das sich bis zum späten Nachmittag halten konnte, gab es nicht zu notieren, vom dringend benötigten Niederschlag kann jedenfalls keine Rede sein angesichts einiger weniger Tropfen, die sich am Standort Holzminden auf 0,3 mm summierten.
Dafür fiel aber die Temperaturbilanz entsprechend gedämpft aus ab Mittag: Waren es gegen 13 Uhr noch etwas über 28 Grad (gewöhnlich werden die Höchstwerte um diese Jahreszeit zwischen 16 und 17 Uhr, an manchen Tagen sogar noch später erreicht), gab es anschließend einen Rückgang auf nur noch 21-22 Grad und erst mit Abzug des Wolkenfeldes am späten Nachmittag stieg die Temperatur dann noch mal auf 25 Grad an.

In instabiler Luftmasse muss mit solchen nicht genau vorhersagbaren Entwicklungen immer gerechnet werden, wobei der eine oder andere vielleicht ganz froh gewesen sein dürfte, dass am Nachmittag nicht so heiß wurde, schließlich war und ist die Luft mit einem Taupunkt von über 18 Grad sehr feucht und wird daher als sehr schwül empfunden.

Der zweite (und vorerst letzte) Anlauf auf die 30-Grad-Marke startet dann am morgigen Montag, nach momentanem Stand mit besseren Erfolgsaussichten, da sich mögliche Schauer und Gewitter erst im Laufe des Nachmittags bilden sollen – aber auch da gilt: Morgen Mittag kann das durchaus wieder anders aussehen.

Wie auch immer: die sehr warme und feuchte Luft wird anschließend verdrängt, am Dienstag können aus einem wechselnd bewölkten Himmel erneut Schauer und Gewitter fallen bei nochmals bis zu 25 Grad, anschließend fließt stabilere Luft ein, so dass uns am Mittwoch und Donnerstag nur noch Höchstwerte von etwas über 20 Grad erwarten, das allerdings bei einem durchaus freundlichen Wettercharakter mit Sonnenschein und ein paar Wolkenfeldern. Ob dann die wärmere Luftmasse zum Freitag oder Samstag vorübergehend noch einmal ein Stück weit nördlich und damit auch zu uns zurückgeführt wird, ist derzeit weiterhin unklar. An den Pfingstfeiertagen kündigt sich dann wohl wechselhaftes und nur mäßig warmes Wetter an.

Und nun der erste heiße Tag des Jahres?

Wieder sonniger, wärmer und vielleicht sogar heiß lauten die kurzfristigen Aussichten für die kommenden Tage im Oberwesertal. Für den Freitag zeigen viele automatische „ortsgenaue“ Vorhersagen zwar bereits eine kreisrund lachende Sonne an, aber da sollte noch etwas Vorsicht walten, denn es spricht durchaus einiges dafür, dass wir es erst einmal noch mit tiefer Bewölkung mit hochnebelartigem Charakter zu tun bekommen, die sich als recht zäh erweisen und bis zur Mittagszeit halten könnte.

Wie auch immer: die Temperaturen steigen am Nachmittag auf bis zu 25 Grad an und liegen damit ähnlich wie am Dienstag wieder im frühsommerlichen Bereich. Am Samstag geht es weiter aufwärts, dann sind schon 28-29 Grad drin bei voraussichtlich ganztägigem Sonnenschein. Da die Luft dann recht trocken ist und die Nächte recht frisch mit Tiefstwerten um zehn Grad, dürfte sich die Wärmebelastung noch in Grenzen halten. Am Sonntag erwartet uns dann wahrscheinlich der erste heiße Tag des Jahres oberhalb der 30-Grad-Marke, die bisherige Höchstmarke des Jahres vom 17.05. mit 28,3 Grad dürfte auf jeden Fall überboten werden. Unsicher werden dann die Prognosen für Montag und die nachfolgenden Tage: Von einem nochmals heißen Wochenstart bis hin zu einer bereits am Montag durchgehenden Kaltfront ist ebenso alles drin wie nachfolgend nach einer Delle eine Wiedererwärmung auf sommerliche, im Verlauf erneut Richtung 30-Grad-Marke tendierende Werte – oder aber eine Konsolidierung im Bereich jahreszeitlicher Durchschnittswerte im Bereich von Tagestemperaturen etwas über 20 Grad. Kaum wahrscheinlich erscheint derzeit eine deutliche und nachhaltige Abkühlung in den Bereich unterhalb langjähriger Mittelwerte.

Der erste heiße Tag des Jahres – wann findet er sich in der Messreihe Holzminden/Bevern ab 1951? Gehen wir einfach einmal davon aus, dass die Prognosen für den kommenden Sonntag (28.05.) richtig sind und die 30 Grad an diesem Tag erreicht oder übertroffen werden: Dann finden sich nur fünf Jahre mit einem noch früheren Termin: 1953 (gleich zweimal am 19. und 26.05. mit jeweils 30,2 °C), 1968 (mit Abstand frühester heißer Tag der Messreihe am 21.04. mit genau 30,0 °C), 1969 (30,7 °C am 13.05.) , 1976 (30,1 °C am 08.05.) und 2005 (interpolierte 31,2 °C am 27.05., damals bis heute zum einzigen Male zwei heiße Maitage in Folge, der 28.05. wird mit 33,2 °C taxiert). Es steht also ein durchaus seltenes Wetterereignis bevor, von Rekorden bleiben wir aufgrund der Kurzzeithitze Ende Mai 2005 aber wohl ein Stück entfernt – da diese aber wegen der Messlücke jener Jahre nicht in der offiziellen Messreihe auftauchen, wird womöglich also trotzdem von einem neuen Rekord die Rede sein.