Monatsbilanz Juli 2017 im Hochsolling

Der zweite meteorologische Sommermonat machte auch im Hochsolling wegen seiner extremen Regenfälle Schlagzeilen. Schon in den ersten Wochen brachten mehrere Schauer und Gewitter mit Starkregen hohe Tagesmengen, bevor das Tiefdruckgebiet „Alfred“ mit Dauerregen am 24. und 25. für neue Rekorde sorgte: Mit 145,3 mm gab es die höchste Regenmenge innerhalb von 48 Stunden und die Monatssumme von 270,4 mm ist nach dem Juli 1954 die zweithöchste im Solling bisher gemessene. Dies entspricht je nach Vergleichszeitraum zwischen 270 und 294% des langjährigen Klimamittels!

Die Mitteltemperatur betrug 16,1 °C und lag damit fast genau im Mittel der Jahre 1981-2010 (Abweichung +0,1 Grad); gegenüber dem älteren WMO-Referenzmittel war es um 1,2 Grad wärmer. Wärmster Tag war der 19.07. mit einer Höchsttemperatur von 28,9 °C, während im Dauerregen am 24. und 25. kaum mehr als 13 Grad erreicht wurden. Auffällig: Die mittlere Höchsttemperatur lag um 0,1 K unter der des vorausgegangenen Junis.

Die Sonnenscheindauer lag mit ca. 163 Stunden deutlich unterhalb der langjährigen Durchschnittswerte von rund 199 Stunden.

Monatsmitteltemperatur: 16,1 °C
Maximummittel: 20,4 °C
Minimummittel: 11,7 °C
Maximum: 28,9 °C am 19.07.2017
Niedrigstes Maximum: 13,2 °C am 24.07.2017
Minimum: 7,8 °C am 14.07.2017
Höchstes Minimum: 15,8 °C am 19.07.2017
Höchstes Tagesmittel: 21,0 °C am 30.07.2017
Niedrigstes Tagesmittel: 11,4 °C am 13.07.2017
Sommertage: 4
Heiße Tage: 0

Niederschlagssumme: 270,4 mm
Höchste Tagessumme: 75,0 mm am 24.07.2017
Tage mit messbarem Niederschlag: 21
Tage ohne Niederschlag: 10

Mittlere Luftfeuchte: 83,6%

Mittlerer Luftdruck (reduziert auf Meereshöhe): 1.013,7 hPa
Maximum: 1.022,6 hPa am 16.07.2017
Minimum:   1.003,5 hPa am 25.07.2017

Berechnete Sonnenscheindauer: ca. 163 Stunden

Maximale Windböe*: 73,1 km/h am 19.07.2017
*berechnet auf 10 m über Grund

Juli 2017 Silberborn_Temperatur+RR

Monatsbilanz Juli 2017: Regenrekorde und nur wenig Sonnenschein

Schon in den ersten drei Wochen hatte sich der Juli mit vielen Niederschlagstagen, teils mit kräftigem Starkregen wie am Mittag des 10., als überdurchschnittlich nass präsentiert. Doch der Höhepunkt stand der Region in Form einer historischen Dauerregenlage ab dem 24. erst noch bevor: Über zwei Tage hielten die Wassermassen von Tief „Alfred“ die Einsatzkräfte im Landkreis in Atem und beherrschten die lokale Berichterstattung. Am Ende standen neben vollgelaufenen Kellern, über die Ufer getretenen Bächen und überfluteten und teils unterspülten Straßen neue Niederschlagsrekorde an mehreren Messstellen des Deutschen Wetterdienstes – sowohl bei den 48-Stunden-Werten als auch bei den Monatssummen. Auch die Anzahl der Regentage fiel mit 24 stark überdurchschnittlich aus. Die Sonne zeigte sich entsprechend der Tiefdruckdominanz deutlich weniger als im langjährigen Mittel, während die Temperaturbilanz unauffällig ausfiel und angesichts der vorherrschenden Witterung sogar noch als überraschend warm einzustufen ist.

Die an der DWD-Station in Bevern gemessene Monatstemperatur von 18,4 °C entsprach exakt dem Mittelwert der vergangenen 30 Jahre. Im Vergleich zum Klimamittel von 1981-2010 war es mit 0,2 Grad minimal wärmer und gegenüber dem älteren und deutlich niedrigeren WMO-Referenzmittel der Periode von 1961-1990 fiel die Abweichung mit 1,3 °C entsprechend höher aus. An der privaten Hochsolling-Station in Silberborn lag die Monatstemperatur bei 16,1 °C und damit um 0,1 bzw. 1,2 Grad über den dortigen 30-Jahres-Mittelwerten.

Nach kühlem Beginn stellte sich eine erste warme Phase ab dem 5. ein, die mit den markanten Niederschlägen am 10. und 12. ihr Ende fand. Ein zweiter hochsommerlich temperierter Abschnitt folgte für weitere fünf Tage ab dem 18. mit dem einzigen heißen Tag des Monats mit 32,3 °C Höchsttemperatur in Bevern am 19. Diese Vorderseitenlage des Großwetterlagentyps „Tief Großbritannien“ mit aus Südwesten herangeführter schwülwarmer und feuchter Luft bildete sozusagen die Brutstätte für Tief „Alfred“, das unsere Region, aber auch die angrenzenden Gebiete Richtung Hannover, Hildesheim und Harz mit über 48stündigem Dauerregen unter Wasser setzte und aufgrund der Niederschlagsabkühlung der Luft auch für die beiden kältesten Tage des Monats mit Höchstwerten nur knapp über 15 Grad sorgte. Zum Monatsende polierten dann zwei sehr warme und überwiegend freundliche Tage die Bilanz noch ein Stück auf.

Die Sonnenscheinsumme lag mit nur rund 163 Stunden deutlich unter den langjährigen Mittelwerten von 200 Stunden (1981-2010) bzw. 183 Stunden (1961-1990). Nur fünfmal zeigte sich die Sonne in den vergangenen 30 Jahren im Juli noch weniger, vom markanten Tiefpunkt des Jahres 2000 mit gerade einmal 85 Stunden (!) blieben wir aber weit entfernt. Aufgrund der Tiefdruckdominanz wurde lediglich am 18. ein heiterer Tag (im Juli definiert mit einer Sonnenscheindauer von mindestens zwölf Stunden) registriert und einen zusammenhängenden „Schönwetterabschnitt“ mit mehreren trockenen, sonnigen und warmen Tagen in Folge gab es zum Leidwesen nicht nur der Freibadbetreiber während der gesamten Schulferien in Niedersachsen in den sechs Wochen ab dem 22. Juni überhaupt nicht. Auch im wechselhaften Klima Mitteleuropas eine außergewöhnliche Bilanz, die selbst erfahrene Meteorologen in Erstaunen versetzte.

Im Fokus des Monats standen natürlich Tief „Alfred“ und die Wassermassen, die es der Region am 24. und 25. hinterließ. Die Monatssummen markierten sowohl in Bevern mit 209,9 mm als auch in Vorwohle mit 248,8 mm neue Rekorde und tilgten die bisherigen Spitzenwerte aus den Jahren 1956 bzw. 1954. Im Hochsolling hingegen bleibt der Rekord aus dem Juli 1954 unangetastet: Der DWD unterhielt damals zwei Stationen in Torfhaus auf 491 m und in Schießhaus auf 395 m, an beiden wurde der in diesem Juli in Silberborn gemessene Wert von 264,2 mm damals mit 308,6 mm (Torfhaus) bzw. 271,1 mm (Schießhaus) noch übertroffen. Siehe dazu auch: Tief Alfred versenkt den Sommer

Zu einem neuen Sommerrekordwert fehlen übrigens zum Beispiel in Bevern noch 132,2 mm, die der letzte meteorologische Sommermonat August beisteuern müsste – der Wunsch danach dürfte bei den meisten Bewohnern der Region aber wohl eher gering ausgeprägt sein…

Daten der Station Bevern (Betreiber: DWD, 110 m über NN, Datenbasis: DWD, teilweise bearbeitet):

Monatsmitteltemperatur: 18,4 °C
(0,0 K vs. gleitendes 30-Jahres-Mittel, +0,2 K vs. 1981-2010, +1,3 K vs. 1961-1990)
Tmax-Mittel 23,7 °C
Tmax 32,3 °C am 19.07.
Tmin-Mittel 13,4 °C
Tmin 9,3 °C am 13.07.
Tmin-Mittel 5 cm: 12,3 °C
Tmin 5 cm: 7,6 °C am 13.07.
Heiße Tage: 1
Sommertage: 13
Kühle Tage: 7

RR: 209,9 mm (281,4% vom Mittel 81-10; 283,6% vom Mittel 61-90) – neuer Julirekord –
Tagesmaximum: 60,8 mm am 24.07.
Tage mit messbarem Niederschlag: 24
Trockene Tage: 6
Gewittertage: 3

SSD: 163,2 h (81,4% vom Mittel 81-10; 89,4% vom Mittel 61-90)
Maximum: 14,7 h am 18.07.
Heitere Tage: 1
Trübe Tage: 6
Davon ohne Sonnenschein: 3

Juli2017_TemperaturJuli2017_RR+SSDJuli 1934_2017_RRJuli 1934_2017_TTJuli 2006_2017_TTCollage_Juli_2017

Tief Alfred versenkt den Sommer

Rekordniederschläge statt Freibadwetter: Tiedruckgebiet „Alfred“ setzte mit über 48stündigem Dauerregen die Region unter Wasser und den Hochsommer schachmatt. Dabei wurden an vielen Stationen neue Rekordmengen gemessen. Vor allem kleinere Bäche traten über die Ufer und ergießen sich auch heute Abend nach dem Abzug des Regengebietes noch über die Straßen. Die Weser, die die Regenfälle zunächst noch gut aufnehmen konnte, wird vorerst noch weiter ansteigen, von einer ausgeprägten Hochwasserlage ist aufgrund der Wetterberuhigung aber nicht auszugehen. In Sachen Schadensbilanz zum Glück kein herausragendes Ereignis (auch wenn einige Keller vollliefen), aus meteorologischer Sicht hingegen sogar ein Jahrhundertregen.

Zwar wurde an keiner Wetterstation des Landkreises ein neuer Tagesrekord aufgestellt – da bleiben im Süden weiterhin der 17.07.2002 mit 77,5 mm (DWD-Station im benachbarten Lüchtringen) bzw. im Nordosten der 03.07.2008 mit 106,7 mm (Station Eimen-Vorwohle) vorn – bezogen auf den Dauerregen, der am Montagmorgen gegen 07:30 Uhr begann und sich bis in den Mittwochvormittag zog, sind aber die 48-Stunden-Summen von Montag bis Mittwoch 07:50 Uhr MESZ (offizielle Ablesetermine für die Niederschlagsmeldung) von viel größerer Bedeutung. Und da gab es nahezu überall in der Region neue Rekordmengen, da bisher entweder einzelne Tagesspitzenwerte wie die oben erwähnten isoliert auftraten oder die Dauerregenlagen über mehrere Tage hinweg nicht derart intensiv ausgeprägt waren. Die Zweitagessummen lagen zwischen knapp 90 und über 150 mm:

Eimen-Vorwohle (DWD): 150,7 mm
Silberborn-Kurgarten (privat): 144,3 mm
Uslar (DWD): 115,9 mm
Bevern (DWD): 102,9 mm
Bodenfelde-Amelith (DWD): 98,0 mm
Ottenstein (DWD): 91,3 mm
Lüchtringen (DWD): 91,0 mm
Holzminden-Stadt (privat): 88,9 mm

Zur Einordnung: Die langjährigen Mittelwerte (1961-1990) liegen an den Tieflandstationen bei etwa 75 mm und in Silberborn bei 92 mm. Wohlgemerkt Monatsmittelwerte!

Die Juli-Monatsrekorde der langjährigen DWD-Stationen sind somit kurz vor dem Fall (in Bevern, Nachfolgestation von Holzminden, fehlen noch knapp 3 mm zum bisherigen Rekord aus dem Juli 1956) oder bereits übertroffen: In Vorwohle kamen in diesem Juli bis heute 07:50 Uhr 239,5 mm zusammen und damit bereits sechs Tage vor Monatsende mehr als im bisherigen Rekordmonat Juli 1954, der es auf 234,3 mm brachte. Dort ist es sogar ein Monatsrekord für die gesamte Messreihe (seit 1941) – also nicht nur auf den Juli bezogen, während die höchsten bisher gemessenen Monatssummen in Lüchtringen (und wohl auch in Bevern/Holzminden, deren Klimareihe mit der ärgerlichen Messlücke von August 1991 bis Juli 2006 leben muss) aus dem Oktober 1998 stammen (Lüchtringen: 217,4 mm, Bevern interpoliert 224,5 mm). Diese Werte sind nach aktuellem Stand nicht akut in Gefahr, wobei aber noch die Option auf Gewitter mit Starkregen am Sonntag und Montag besteht.

Ursache für den ergiebigen Dauerregen war Tief „Alfred“, das sich im Zuge der Großwetterlage „Tief Mitteleuropa“ zu Wochenbeginn über der Mitte Deutschlands eingenistet hatte und sich nur sehr langsam nordöstlich verlagerte. An seiner Nord- und Westflanke kam es dabei zu kräftigen Hebungsprozessen, in die auch warme Luftmassen in höheren Schichten einbezogen wurden, die auf die kühlere bodennahe Luft aufglitten und zu den rekordträchtigen Regenfällen führten. Anders als bei gewittrigen Starkregenereignissen wie am vorvergangenen Montag, bei denen sehr große Mengen lokal begrenzt in sehr kurzer Zeit vom Himmel kommen, sorgt eine solche Wetterlage für sehr hohe Regenmengen in der Fläche.

Die Boden- und Höhenkarten dazu (Quelle: Wetterpate FU Berlin und Wetterzentrale):

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Zur Fotogalerie des Täglichen Anzeiger Holzminden: TAH

Der Hochsommer 2017

fällt in diesem Jahr offenbar auf den kommenden Mittwoch (19.07.). Dann dürfte uns der bislang erste heiße Tag in diesem Juli erwarten – und sehr wahrscheinlich auch gleich der letzte, denn auch wenn man kaum einmal so weit in die Wetterzukunft blicken kann, sieht es derzeit tatsächlich so aus, als sei ein weiterer Tag mit 30 Grad oder mehr so gut wie ausgeschlossen. Schon zum Donnerstag hin räumen Schauer und Gewitter den Kurzbesuch der Subtropikluft wieder aus, es sieht dann nach einigen feuchten und recht schwülen Tagen mit Höchstwerten um 25 Grad aus, bevor es wohl nachfolgend einen weiteren Temperaturrückgang auf Werte um 20 Grad gibt mit nur wenigen Optionen nach oben. Es scheint sich dann eine persistente Tiefdrucklage einnisten zu wollen, wobei die Details noch abzuwarten sind, aber auf ein Sommerhoch, und hielte es auch nur drei Tage, brauchen wir nach übereinstimmenden Modellrechnungen in diesem Juli nicht mehr zu warten. Und der Blick in die „Glaskugel“ verheißt derzeit auch für Anfang August nichts Gutes in Sachen Hochsommer und Sonne.
Dies kann sich alles ändern, ist aber derzeit Stand der Dinge und wird von den Wettermodellen für einen recht weit entfernt liegenden Zeitraum mit erstaunlicher Konstanz berechnet.

10.07.2017: Am Mittag hieß es plötzlich „Land unter“

Nach nur leichtem Getröpfel am Morgen und am Vormittag öffnete der Himmel gegen Mittag seine Schleusen. Von Westen kommend zog ein Starkregengebiet über Holzminden hinweg, das nach Norden und Osten stärker ausgeprägt war als im Süden und Westen.
Während in Lüchtringen mit 13,8 mm ein eher unauffälliger Wert für einen kräftigen Sommerschauer gemessen wurden, gab es in Bevern nach dem 15.06. (32,1 mm) bereits den zweiten Volltreffer der Saison: Im 24-Stunden-Zeitraum von 07:50 MESZ am Montag bis 07:50 MESZ am Dienstag fielen dort insgesamt 41,8 mm, davon 33,9 mm allein in der Mittagsstunde. Holzminden-Stadt privat meldet 33,6 mm in 24 Stunden (am Abend gab es in der Region noch einen Gewitterschauer mit Blitz und teils kräftigem Donner), Ottenstein 23,8 mm und Eimen-Vorwohle (beide DWD) 17,9 mm.

Die regionale Übersichtsseite von kachelmannwetter.com:
https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/holzminden/niederschlagssumme/20170711-0600z.html

Die bundesweite zeigt, dass der Beveraner Wert sogar einer der höchsten in ganz Deutschland unter den DWD-Stationen mit Niederschlagsmessung war:

https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/deutschland/niederschlagssumme/20170711-0600z.html

Die Lokalzeitung „Täglicher Anzeiger Holzminden“ berichtet ausführlich in der Ausgabe vom 11.07.2017 und erteilte freundlicherweise die Erlaubnis zum Einstellen der Texte und Bilder:

Starkregen1Starkregen2

Auch in seiner Online-Ausgabe berichtet der TAH: TAH Online

Während am heutigen Dienstag nur eine geringe Regenwahrscheinlichkeit besteht, könnte es am morgigen Mittwoch wieder zur Sache gehen. Bis zu 25 mm stehen aktuell in der Lokalvorhersage des DWD für die Region.

Sommer 2017: Fast schon Halbzeit

Nein, keine Sorge, der Herbst steht noch nicht ins Haus: Erstens handelt es sich natürlich erst einmal nur um die Halbzeit des meteorologischen Sommers (dass es im September durchaus noch sehr kräftigen Nachschlag geben kann, hat 2016 ja eindrucksvoll gezeigt), zweitens ist auch diese noch eine Woche hin und drittens sind trotz einer bevorstehenden sehr durchwachsenen Woche die weitergehenden Aussichten derzeit als durchaus sommerlich zu bewerten.

Und dennoch heißt es nun erstens vorübergehend Abschied nehmen von den hochsommerlichen Temperaturen der letzten Tage (auch wenn sich die aktuelle Hitzewelle ausschließlich auf den Südwesten des Landes beschränkte, reichte es bei uns immerhin für fünf meteorologische Sommertage in Folge von Mittwoch bis heute) und zweitens – das allerdings dann tatsächlich schon endgültig für 2017 – von den „längsten Abenden des Jahres“, gemeint sind natürlich die Tage mit der längsten lichten Tageslänge um die Sommersonnenwende herum. Diese liegt zwar auch schon wieder fast drei Wochen zurück, aber bisher ist der Zeitpunkt des astronomischen Sonnenuntergangs erst um fünf Minuten von 21:47 Uhr MESZ (20.-29.06.) auf 21:42 Uhr heute zurückgegangen. Dieser Prozess beschleunigt sich nun aber, täglich wird es in den nächsten Wochen pro Tag mindestens eine, teils zwei Minuten früher dunkel – und auch entsprechend später hell.

Bei Halbzeit wird der Sommer 2017 in unserer Region im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten bei einer positiven Temperaturabweichung von etwa 1,0 Grad (gegenüber der Periode 1981-2010) bzw. 1,7 Grad (gegenüber dem WMO-Referenzmittel 1961-1990) liegen – die erste Julihälfte kann also das Niveau des deutlich „zu warmen“ Juni (+1,8 bzw. +2,2 Kelvin) nicht halten, was neben dem vergangenen Wochenende (1.+2.) hauptsächlich mit der kommenden Woche zu tun hat: Zum Start am morgigen Montag erwarten uns wohl schon in der Nacht erste Schauer, die sich dann im Laufe des Morgens und Vormittags verstärken und mit Gewittern durchsetzt sein können.  Dabei kühlt es tagsüber ein Stück ab, Montag und Dienstag werden Höchstwerte um 22 Grad erwartet, am Mittwoch dann wohl etwas unter 20 Grad, während die Nächte zunächst noch sehr mild bleiben mit gegenüber den Vortagen fast unveränderten Werten um 16-17 Grad. Dabei wird sich die Sonne kaum einmal länger zeigen können, so dass die Sonnenscheinbilanz zur Sommermitte wohl leicht unterdurchschnittlich ausfallen dürfte, auch wenn sich derzeit für Donnerstag leichter Zwischenhocheinfluss andeutet, bevor es am Freitag und wohl auch am kommenden Wochenende maximal mäßig warm und eher bewölkt weitergeht. Ab Donnerstag werden dann auch die Nächte frischer. Wieviel Regen tatsächlich in den nächsten Tagen fallen wird, bleibt abzuwarten, der morgige Montag scheint allerdings schon der niederschlagsreichste Tag zu werden, Dienstag und Mittwoch werden wohl noch zeitweise Regen bringen, nachfolgend ist in der Mittelfrist nur noch am Freitag ein Hinweis auf eine erhöhte Niederschlagswahrscheinlichkeit vorhanden.

Wie auch immer: Ab Sonntag soll es dann bei den Temperaturen wieder ein Stück aufwärts gehen, zumindest wenn es nach den Wettermodellen geht, wobei wir hier trotz des recht stabil erscheinenden Trends von einer Berechnung der erweiterten Mittelfrist, also in einer Woche und darüber hinaus reden. Die Unsicherheit muss also nicht extra betont werden, dennoch wollen wir auf den Chart für die kommenden 15 Tage auf Basis des amerikanischen Modells GFS von heute 00Z UTC für unsere Region schauen. Gezeigt wird die Temperatur in ca. 1.500 m Höhe in 850 hPa, das langjährige Klimamittel ist rot eingezeichnet, der höher aufgelöste operationelle Lauf grün, das Mittel der Ensemblemember schwarz (oben) bzw.  weiß (unten). Das zweite Diagramm zeigt auch die berechneten Niederschläge und hat eine andere Skalierung:

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Quelle: Wetterzentrale

Das europäische EZMW-Modell rechnet im Grunde vergleichbar: nach einem etwas unterkühlten Abschnitt im Wochenverlauf soll es ab Sonntag wieder wärmer werden, in der nachfolgenden Woche mit Chancen auf met. Sommertage mit mindestens 25 Grad, wobei die Wahrscheinlichkeit für sehr warme oder gar heiße Tage derzeit (noch?) recht gering ist. Vielleicht hat also die erste Julidekade entsprechend der „Siebenschläferregel“ ja doch den Weg für den Hochsommerverlauf in den kommenden Wochen aufgezeigt: Lokal sehr unbeständig, etwas überdurchschnittlich temperiert, aber ohne längere Schönwetterphase und vorerst auch ohne Hitzwelle. Also im Grunde genau der angesichts der letzten 30 Jahre etwa zu erwartende klimatologische „Normalzustand“… Deutschlandweit betrachtet scheint sich ein besonders stark ausgeprägtes Temperaturgefälle von Süd nach Nord unter leichten Schwankungen zumindest bis auf weiteres halten zu wollen, ähnlich wie vor zwei Jahren bereits, als in vielen Regionen des Südens und Teilen des Ostens der zweitwärmste Sommer nach 2003 registriert wurde, während es mit jedem Kilometer weiter nach Norden klimatologisch ausgeglichener wurde.

Der Juni 2017 im Oberwesertal

Unbeständig auf hohem Temperaturniveau / Zum Ende sehr trüb

Die Bilanz des lokalen Wettergeschehens im Juni 2017 ähnelt stark der des Vorjahres. Dabei waren Monatsmitteltemperaturen und Sonnenscheindauer sogar nahezu identisch, während es beim Niederschlag eine räumlich andere Verteilung und eine geringere Gesamtsumme gab. Dennoch wurde die Trockenheit der vergangenen Monate vorerst beendet. Ein fünftägiger hochsommerlicher, teils heißer Witterungsabschnitt fand mit den Gewittern am Abend des 22. sein Ende, auf einen der heißesten Junitage in der lokalen Messreihe mit fast 34 Grad folgte eine zwar noch mäßig warm temperierte, aber außergewöhnlich trübe letzte Woche.

Mit einer Mitteltemperatur von 17,8 °C war es an der Station des Deutschen Wetterdienstes in Bevern um 1,8 Grad wärmer als im Mittel der Jahre 1981-2010; gegenüber dem älteren Referenzwert der Periode 1961-1990 betrug die Abweichung sogar +2,2 °C. Nur im Rekordsommer 2003 und im Jahr 2007 war es in der seit 1934 bestehenden Messreihe Holzminden/Bevern im Juni noch wärmer; der 17,7 Grad warme Juni 2016 musste seinen dritten Rang aus dem Vorjahr gleich wieder abgegeben.

Deutschlandweit prägten wie schon 2016 sehr große Unterschiede das Bild beim Sonnenschein im Juni, allerdings mit umgekehrtem Vorzeichen: War es vor einem Jahr im Südwesten außergewöhnlich trüb und im Nordosten sehr sonnig gewesen, profitierten diesmal der Südwesten und Süden von der Nähe zum Hochdruck über Westeuropa und dem westlichen Mittelmeer, während der Nordosten und Norden häufiger von Tiefdruck und kälteren Luftmassen über Skandinavien und Nordosteuropa beeinflusst wurde. Unsere Region lag meist im Übergangsbereich zwischen der wolkenreichen und kühleren bis mäßig warmen Luft aus Nordwesten und der sehr warmen bis heißen Luft im Süden.

Nachdem diese Subtropikluft ab dem 18.06. weiter nach Norden ausgreifen konnte und auch bei uns für eine sehr warme bis heiße Phase gesorgt hatte, räumte eine Gewitterfront pünktlich zu Ferienbeginn am 22. nicht nur die hochsommerliche Luftmasse aus, sondern läutete auch einen sehr sonnenscheinarmen Witterungsabschnitt ein, der bis zum Monatsende anhalten sollte. Hatte es bis einschließlich 22.06. 174 Sonnenstunden gegeben, darunter gleich vier mit der maximal messbaren Tagessumme von etwas über 15 Stunden (etwa eine Stunde der zu dieser Jahreszeit astronomisch möglichen Sonnenscheindauer „verschwindet“ auch bei wolkenlosem Wetter durch die Horizonteinschränkungen der umliegenden Höhenzüge), kamen in den letzten acht Tagen nur noch knapp 18 Stunden zusammen, so dass die Monatssumme mit rund 192 Stunden fast genau auf dem Niveau des Vorjahres von 193 Stunden und damit geringfügig über den langjährigen Mittelwerten von 188 bzw. 184 Stunden landete. Der wesentliche Unterschied: War es im Juni 2016 nur nordöstlich etwa einer Linie Bremen-Dresden sonniger als bei uns, stellte das Weserbergland zusammen mir den angrenzenden Gebieten in diesem Juni die sonnenscheinärmste Region Deutschlands.

Mehrere teils kräftige Gewitterschauer sorgten für den Hauptanteil des Monatsniederschlags, der zumindest einen Teil der Trockenheit der vergangenen Monate lindern konnte. Allerdings gab es aufgrund der bei Gewitterlagen üblichen lokal begrenzten stärkeren Intensitäten und fehlendem längeren flächendeckenden Regen entsprechende Unterschiede in den Monatsbilanzen. An der DWD-Station in Bevern, wo es am Abend des 15. Juni einen Volltreffer mit 32,1 mm in nur etwas über zwei Stunden gegeben hatte (gleichbedeutend mit der höchsten Tagesmenge seit Ende Mai 2013), lag die Summe nach 30 Tagen bei 94,5 mm und damit fast 39% über dem Mittelwert der Jahre 1981-2010 und immerhin noch knapp 13% über dem älteren Mittel der Jahre 1961-1990.  In Eimen-Vorwohle im Nordosten des Kreises lag die Monatssumme mit 93,0 mm ähnlich hoch wie in Bevern, während weiter westlich in Ottenstein mit 68,5 mm und in Höxter-Lüchtringen mit 69,7 mm rund ein Viertel weniger Regen registriert wurde. Dort bilanziert der Juni 2017 gegenüber dem Mittel der Jahre 1981-2010 ausgeglichen und gegenüber 1961-1990 erneut zu trocken.

Insgesamt zeigte sich auch im ersten Sommermonat 2017 die schon im letzten Sommer auffällige Tendenz zu deutlich positiven Temperaturanomalien bei nur etwa durchschnittlicher Sonnenscheindauer. Mit anderen Worten: Mit der Zunahme an Wärme bzw. dem Rückgang kühler Phasen (auch 2017 blieb die Schafskälte aus) ist kein vergleichbarer Zuwachs von „Schönwetterphasen“ verbunden – auch in Zeiten des Klimawandels bleibt die Unbeständigkeit und Wechselhaftigkeit unserer Sommer eine feste Konstante.

Daten der Station Bevern (Betreiber: DWD, 110 m über NN, Datenbasis: DWD, teilweise bearbeitet):

Monatsmitteltemperatur: 17,8 °C (+2,2 K gegenüber dem Mittel 1961-1990 / +1,8 K gegenüber dem Mittel 1981-2010)
Maximummittel: 23,6 °C
Minimummittel: 12,0 °C
Minimummittel 5 cm: 10,7 °C
Maximum: 33,8 °C am 22.06.
Niedrigstes Maximum: 16,9 °C am 07.06.
Minimum: 7,3 °C am 01.06.
Höchstes Minimum: 16,8°C am 23.06.
Höchstes Tagesmittel: 22,9°C am 22.06.
Niedrigstes Tagesmittel: 12,7 °C am 07.06.
Bodenfrosttage: 0
Sommertage: 9
Heiße Tage: 2
Sehr warme Tage (Tmax 27-29 °C): 5
Warme Tage (Tmax  24-26 °C): 6
Mäßig warme Tage (Tmax 21 bis 23°C): 11
Kühle Tage (Tmax 17 bis 20 °C): 5
Sehr kühle Tage (Tmax <17 °C): 1

Niederschlagssumme: 94,5 mm (112,9% vom Mittel 1961-1990 / 138,8% vom Mittel 1981-2010)
Höchste Tagessumme (07:50 Uhr bis 07:50 Uhr MESZ Folgetag): 32,1 mm am 15.06.
Tage mit messbarem Niederschlag: 16
Tage ohne Niederschlag: 13

Sonnenscheindauer (interpoliert): 191,8 Stunden (104,4% vom Mittel 1961-1990 / 102,1% vom Mittel 1981-2010)
Maximum: 15,5 Stunden am 14.06.
Heitere Tage (>= 13 h): 4
Trübe Tage (<= 1 h): 3
davon ohne Sonnenschein: 1

Die Entwicklung der Junitemperatur der Zeitreihe Bevern/Holzminden:

Juni1934_2017

Die  Junitemperaturen seit Bestehen der Station Bevern:

Juni2007_2017

 

 

Juni 2017: Nur 2003 war es in Silberborn noch wärmer*

Rückblick auf den Juni 2017 an der Wetterstation Silberborn

Der erste meteorologische Sommermonat bescherte dem Hochsolling eine deutlich positive Temperaturanomalie. Nur einmal wurde die 15-Grad-Marke knapp verfehlt, die Schafskälte blieb damit wie schon im Vorjahr aus. Stattdessen gab es fünf meteorologische Sommertage, darunter mit 30,6 °C am 22.06. sogar einen der an diesem Standort sehr seltenen heißen Tage im Juni. Die Sonnenscheindauer lag dagegen fast genau auf dem Niveau der langjährigen Mittelwerte, und auch die Niederschlagsbilanz wich kaum von den Klimawerten ab, wobei am 03.06. mit 31,2 mm der bisher höchste Tageswert des Jahres gemessen wurde.

Die Mitteltemperatur betrug 15,7 °C und lag damit 2,3 Grad über dem Mittel der Referenzperiode 1961-1990 und 1,9 Grad über dem Mittel der Jahre 1981-2010. Damit geht der Monat als zweitwärmster Juni nach 2003 in die Hochsolling-Zeitreihe ab 1975 ein.

Die Niederschlagsbilanz ist nach den trockenen Frühjahrsmonaten nun im Juni recht ausgeglichen: 89,5 mm fielen vom Himmel, dies entspricht 93,8% des Mittels der Jahre 1961-1990 und 102,2% des Mittels von 1981-2010.

Die Sonnenscheindauer lag mit ca. 190 Stunden leicht oberhalb der langjährigen Durchschnittswerte von rund 184 Stunden.


Juni 2017 an der Station Holzminden-Silberborn (428 m über NN):

Monatsmitteltemperatur: 15,7 °C
Maximummittel: 20,5 °C
Minimummittel: 10,5 °C
Maximum: 30,6 °C am 22.06.2017
Niedrigstes Maximum: 14,3 °C am 07.06.2017
Minimum: 5,4 °C am 01.06.2017
Höchstes Minimum: 14,6 °C am 03.06.2017
Höchstes Tagesmittel: 21,2 °C am 22.06.2017
Niedrigstes Tagesmittel: 10,3 °C am 07.06.2017
Sommertage: 5
Heiße Tage: 1

Niederschlagssumme: 89,5 mm
Höchste Tagessumme: 31,2 mm am 03.06.2017
Tage mit messbarem Niederschlag: 15
Tage ohne Niederschlag: 15

Mittlere Luftfeuchte: 79,1%
Mittlerer Luftdruck (reduziert auf Meereshöhe): 1.013,7 hPa
Maximum: 1.026,3 hPa am 18.06.2017
Minimum:     994,8 hPa am 29.06.2017
Berechnete Sonnenscheindauer: ca. 190 Stunden
Maximale Windböe (berechnet auf 10 m über Grund): 68,1 km/h am 22.06.2017

* Von 1937-1966 befand sich die Hochsolling-Wetterstation des DWD an der Revierförsterei in Torfhaus nordöstlich von Silberborn auf 491 m über NN. Die dortigen wärmsten Junimonate hatten eine Mitteltemperatur von 15,3 °C (1947+1950). Bei einer Höhendifferenz von gut 60 m könnte es also durchaus sein, dass es in jenen Jahren auch an unserem aktuellen Stationsstandort noch etwas wärmer war als in diesem Juni, einwandfrei feststellen lässt sich das allerdings nicht.

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